WHITESNAKE
beim
"Bang Your Head!!!"-Festival 2006
Balingen, Messegelände
24.06.2006
Kurz gesagt: Das war wohl nichts! Auch der Headliner (bzw. dessen Technik-Crew) kam sehr früh auf die startklar aussehende Bühne. Und dann? Dann war erst mal nix... Ein paar Crew-Mitglieder standen rum und kuckten auf Geräte, bewegen sich kaum, wer oder was. Irgendwann kam jemand mit einem neuen Kabel... Das Publikum wurde immer unruhiger: ob Crew-Mitglieder-Auspfeifen und Becher-Schmeißen nun angebracht waren, bezweifle ich - verständlich war es schon. Und mit 30 Minuten Verspätung kamen dann endlich die Herren Gitarristen auf die Bühne - ob die schon mal mit so viel Buhrufen und Pfiffen empfangen wurden? Auch Coverdale gab im Laufe der Show keinerlei Erklärung/Entschuldigung für die winzige Verzögerung ab. "Das war nicht unsere Schuld, sondern Technik-Scheiß" (auf Englisch) und "Ich bin kein Axl Rose" (auf Deutsch) zählen da nicht wirklich.
Da ich ja eigentlich WHITESNAKE-Fan bin (oder war?), stehe ich vorn im Gedrängel, habe also keine Setlist mitgeschrieben und deshalb gibt es nur die WHITESNAKE-Songs in alphabetischer Reihenfolge: ›Crying In The Rain‹ (1982/1987), ›Fool For Your Loving‹ (1980/1989), ›Here I Go again‹ (1982/1987), ›In The Still Of The Night‹ (1987), ›Is This Love‹ (1987), ›Love Ain't No Stranger‹ (1984), ›Ready An' Willing‹ (1980), ›Slide It In‹ (1984).
Los geht es aber erst mal mit den beiden DEEP PURPLE-Albumtiteltracks ›Burn‹ (1973, das erste von drei Alben, mit denen die eigentliche Karriere von David Coverdale begann) und ›Stormbringer‹ (1974). Etwas gewöhnungsbedürftig ist vor allem beim zweiten die Umsetzung des von David Coverdale und Glenn Hughes (eigentlich DEEP PURPLE-Bassist von 1973 bis '76, sang aber genauso viel wie der als Sänger angeheuerte Coverdale) geprägten Doppelgesangs nun mit Coverdale und Gitarristen. Oder auch Tonbändern, denn so ganz sicher bin ich mir auch nach ausgiebigem Kopfverdrehen nicht, wer da nun welche Stimmlage beisteuert... Für DP-Fans ist dieser Einstieg sicherlich klasse, weil die ja keine Songs mehr spielen, die nicht von Ian Gillan eingesungen wurden - aber als Einstieg in eine arg verkürzte WHITESNAKE-Festival-Show?
Der Rest der Songauswahl ist im Prinzip sehr festivaltauglich: nur die großen Hits aus den Jahren 1980 bis '89, also der kommerziellen Hochzeit der Band. Leider gibt es keine der blueslastigen Songs, die Coverdale bzw. WHITESNAKE in den Jahren 1977 bis 1982 groß gemacht haben - anderseits ist das vielleicht auch bei 1) dem Zustand von Coverdales Stimme und 2) bei den aktuellen Gitarristen ganz gut so..? Doug Aldrich und Reb Beach mögen zwar passable Metalhelden sein - zu WHITESNAKE passen sie meines Erachtens überhaupt nicht. Bassist Uriah Duffy bekommt den Preis für den besten Namen (angeblich ist der echt und die Hippie-Eltern schuld!) und Keyboarder Timothy Drury fällt eigentlich nicht weiter auf. Einziger Mitstreiter aus alten Tagen ist Drummer-Urgestein Tommy Aldridge (geb. 1950, war schon mal von 1987 bis 1990 dabei).
Bei ›Crying In The Rain‹ kommt es dann dazu, daß die Band so gut wie alle noch erhaltenen Sympathien verspielt. Zuerst spielt Doug Aldrich ein ewigdauerndes Solo, dann darf auch Reb Beach ellenlang solieren und am Ende darf auch noch Tommy Aldridge ran. Daß letzteres zumindest durch Frisur und Alter des Akteurs und der Tatsache, daß er mit bloßen Fäusten trommelt, einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat, fällt schon nicht mehr ins Gewicht. Um mich herum (zu recht) nur genervte bis wütende Gesichter, da jeder weiß, daß um 23 Uhr in Balingen Schluß ist! Und da hätten wohl alle Beteiligten lieber noch zwei bis drei Songs anstelle von 20 Minuten Soli gehört. :-(
Irgendwie ist es ja romantisch, daß Mann mit 55 seinen Mikroständer noch soooo lieb haben kann - aber irgendwie könnte sich dieser Mann mal darum kümmern, daß das, was da rein kommt, wieder besser klingt!
P.S.: Long live Moody, Marsden und Murray!
Photo: Stefan Glas
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