W.A.S.P.
beim
"Bang Your Head!!!"-Festival 2007
Balingen, Messegelände
23.06.2007
Ja also, wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre - dann hätte ich den Auftritt von W.A.S.P. wohl auch als "ganz putzig aber etwas lustlos" abgetan. Aber da das Wörtchen "wenn" nun mal ist, kann ich nur sagen, daß ich selten etwas Enttäuschenderes auf dem BYH erlebt habe (es gab da in letzter Zeit noch so andere Tierchen mit W...)
Es war einmal Ostersamstag auf einem kleinen, aber feinen "Noisegate"-Indoor-Festival in Langen: Headliner W.A.S.P. mit einem sehr redefreudigen Blackie Lawless, der uns eigentlich alle Songs ansagt und dabei auch recht interessante Gedanken zu den Songs des (zu dem Zeitpunkt noch nicht erschienen, gnadenlos guten!) Albums »Dominator« von sich gibt. Aufgrund der Tatsache, daß er dort ohne vom Veranstalter gesetzte Zeitbegrenzung nach nur 45 Minuten von der Bühne gegangen war und mit reichlich Kunstpause auch nur auf knapp 75 Minuten kam, kommt mir die fürs BYH angesetzte Spielzeit von 75 Minuten ja schon beim ersten Anblick etwas übertrieben vor...
Hopps zurück, es ist BYH-Samstag, 17:55 Uhr - und wie erwartet tut sich noch nix. Um 18:08 Uhr läuft das Intro an: ›The End‹ von den DOORS (ich erinnere mich schlagartig und fange an zu grübeln, ob die gut elf Minuten vom Band eigentlich auch noch von der Spielzeit abgehen...) - heute allerdings nicht in voller Länge, sondern nach wenigen Minuten und vielen "Störungen" abgebrochen. Um 18:12 Uhr steht Blackie dann tatsächlich auf der Bühne!
Die ersten drei Songs (›On Your Knees‹ (1984), ›Inside The Electric Circus‹ (1986) und ›Hate To Love Me‹ (2001)) werden sehr zügig heruntergespielt. Freundliche Stimmen könnten behaupten, das holt Zeit wieder auf - unfreundliche Stimmen bemerken, daß nach dem dritten Song die Photographen den Photograben verlassen müssen. Ich bin spätestens jetzt unfreundlich!
An der Leistung seiner Mi(e)tmusiker (Gitarre: Doug Blair, Baß: Mike Duda, Drums: Mike Dupke - wer auch immer die Herren vor und neben W.A.S.P. sein mögen) gibt es auch heute nicht viel zu meckern: keine groben Schnitzer, nicht aufdringlich aber genug Show, um seinen Blick auch mal vom schlechtgelaunten Sänger abzuwenden. Aber die einzige Gemeinsamkeit, die ich an Blackie heute mit dem Blackie von vor elf Wochen entdecke, sind seine adretten Stiefelchen... Mag die Abwesenheit von Elvis (gibt es eigentlich viele Mikroständer mit Eigennamen???) noch technische Gründe gehabt haben (in Langen stand das Verankerungspodest schon während aller vorangehenden Bands auf der Bühne) und Blackie vielleicht ohne Elvis auch seine Kreissägen-Ärmelschoner nicht mehr lieb hat - das scheint ein ganz anderer Mensch zu sein!
Ich warte gespannt (und leider vergeblich) auf irgendeine Ansage und auf meine Lieblingssongs vom (bisherigen?) Album des Jahres 2007 (immerhin werden zwei gespielt). Aber wenigstens muß ich nicht auf die Kunstpause vor ›Blind In Texas‹ (1985) warten...
Ach ja, auf das von meinem Lieblingsansager ("Die können ficken wie die Tiere") quasi in Aussicht gestellte ›Animal (F**k Like A Beast)‹ warten die Kenner der Materie (die meisten Anwesenden starrten den Typ aber ungläubig an) vergeblich - ansonsten gab es wenigstens Festival-kompatible Greatest Hits, großteils aus den glorreichen 80ern: ›L.O.V.E. Machine‹ (1984), ›Wild Child‹ (1985), ›Take Me Up‹ (2007), ›Burning Man‹ (2007), ›The Idol‹ (1992) (ach ja, das hatte eine Ansage: "Here is the title track of »The Crimson Idol«, here is ›The Idol‹..."), ›I Wanna Be Somebody‹ (1984), ›Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)‹ (1992)...
Fazit: Wer keinen Bock hat, auf einem Festival nicht der Headliner zu sein, soll es eben sein lassen!
Photo: Stefan Glas
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