UNDERGROUND EMPIRE the ONLINE EMPIRE-Titel
  UE-Home → History → Online Empire 53 → Reviews-Überblick → Eye 2 I-Review-Überblick → Movie – »Rock Of Ages«-Review last update: 18.03.2024, 21:42:28  


Movie

Rock Of Ages



WARNER HOME VIDEO

DVD



Stefan Glas


"Rock Of Ages" hat als Musical, das seit 2006 an verschiedenen Orten aufgeführt wird, einen enormen Erfolg abgeräumt, so daß die Geschichte es auch auf Zelluloid geschafft hat. Zwar hielt sich der Umsatz an den Kinokassen in Grenzen, aber dennoch sorgt die Scheibenversion von "Rock Of Ages" für einen netten heimischen Kinoabend für rockafine Zeitgenossen, die am besten die Achtziger selbst miterlebt haben sollten.

Auf alle Fälle wollen wir jetzt Tom Cruise als den abgefuckten Rockstar Stacee Jaxx mit Ozzy-Gedächtnis-Tattoo auf der Brust - einen Job, den Mister Cruise wider Erwarten sowohl als Sänger als auch als Schauspieler, der alle Klischees souverän bedient, erstaunlich gut erledigt - durch den Film folgen. Er sorgt aus dem Off für die erste Ansage, der dann ein Fitzelchen von ›Paradise City‹ (GUNS N' ROSES) folgt.

Doch der alte Zottel mit Rockstarallüren ist letzten Endes keineswegs die Hauptfigur. Vielmehr ist es ein Mädel namens Sherrie Christian (Julianne Hough), die von Tulsa in der Provinz von Oklahoma ins schillernde Los Angeles aufbricht, um dort ungehemmt ihrer Rocklust zu frönen. Auf dem Weg dorthin, den sie mit dem Bus zurücklegt, blättert sie in ihren Platten, und es kommen AEROSMITH »Permanent Vacation«, POISON »Look What The Cat Dragged In«, Lita Ford »Dancing On The Edge« und eine Scheibe von Stacee Jaxx' Band ARSENAL zum Vorschein. Dann stimmt sie - passend zu ihrem Namen - ›Sister Christian‹ (NIGHT RANGER) an, das während der Fahrt in ›Just Like Paradise‹ (David Lee Roth) mündet, bevor dann ihr zukünftiger Partner Drew Boley (Diego Boneta), der gerade im Liveclub "The Bourbon Room" hinter der Theke schuftet, zur Forderung ›Nothin' But A Good Time‹ (POISON) übergeht, bei der auch sein Kumpel Lonny (Russell Brand) und der alternde Clubbesitzer Dennis Dupree (Alec Baldwin) einstimmen.

Nachdem Sherrie dann zur Begrüßung in Hollywood ihren Koffer mit ihren Platten geklaut bekommen hat, lernt sie Drew kennen, der als Tröster hinzukommt. Während die beiden ihre gemeinsame Leidenschaft für Gesang entdecken, zeigt Drew auf das Ankündigungsschild des "Bourbon Room", wo in den nächsten Tagen BAD RELIGION, EXCITER (schätzungsweise unsere geliebten Ahorn-Speedies - oder kennt Ihr eine andere relevante Band mit diesem Namen? Und nein - die DOKKEN-Vorläuferband schrieb sich XCITER...) und JETBOY angesagt sind.

Anschließend gehen die beiden zu Tower Records, um in Platten zu stöbern, wo im Hintergrund ›I Remember You‹ von SKID ROW läuft, bevor es dann von Drews vertontem Berufswunsch ›Jukebox Hero‹ (FOREIGNER) übertönt wird, der dabei vor einer Wand mit einem riesigen KISS-»Crazy Nights«-, IRON MAIDEN-»Somewhere In Time«-, SLAYER-»Hell Awaits«- und natürlich auch einem ARSENAL-Poster post - und auch noch beispielsweise an Platten von BOSTON (»Boston«) oder Meat Loaf (»Bat Out Of Hell«) oder einem kleinen ANTHRAX-»Spreading The Disease«-Plakat vorbeigroovt, doch diese kleinen Elemente kommen in dieser Sequenz im Tonnenmaßstab vor, so daß es unmöglich ist, sie alle zu erwähnen; allerdings muß an dieser Stelle noch das Y&T-Vinyl »In Rock We Trust« erwähnt werden, das kurze Zeit später zu sehen ist, da es vom Titel her perfekt zu "Rock Of Ages" paßt. Auf alle Fälle ist dies ein Indikator dafür, daß die Handlung, die laut Einblendung am Filmanfang im Jahr 1987 spielt, im Herbst stattfindet, da besagte KISS-Scheibe erst Ende September erschienen war und die entsprechenden Promoplakate natürlich nur passend zum Release der betreffenden Scheibe an die Plattenläden verteilt wurden - oder sind wir hier einem kleinen Zeitfehler in "Rock Of Ages" auf der Spur..? Noch näher an einem Zeitfehler waren wir übrigens schon bei David Lee Roths ›Just Like Paradise‹, das nämlich erst in den letzten Tagen des Jahres 1987 veröffentlicht wurde. Doch schieben wir diese Überlegungen beiseite, denn prompt geht es mittels Überblende zum Hinterzimmer des Clubs, wo Lonny und Dennis ›I Love Rock'n'Roll‹ (Joan Jett) gemeinsam in eine Handbürste schmettern, bevor es dann zwischen beiden Schauplätzen und ihren Songs hin und her geht.

Anschließend werden wir mit dem Konflikt des Films konfrontiert: Die moralische Hoheit der Stadt der Engel will den verkommenen Sunset Strip den Klauen des Rock'n'Rolls entreißen. Das entsprechende Kampfgeschwader, das vor dem "Bourbon" protestiert, wird von Lonny liebevoll als die "Twisted Sisters vom Heiligen Geist" bezeichnet.

Dann darf auch Patricia Whitmore (Catherine Zeta-Jones), Bürgermeistergattin und Geheimwaffe im Wahlkampf sowie gegen die moralischen Entgleisungen auf dem Strip, mit ihren Kirchenmäuschen zu ihrem Kampfschrei ›Hit Me With Your Best Shot‹ (Pat Benatar) ansetzen.

Den Übergang bildet die kurz angespielte Instrumentaleröffnung von ›Oh Sherrie‹, der vom Titel her ebenfalls perfekt passenden Solonummer von Ex-JOURNEY-Sänger Steve Perry, bevor es dann etwas romantischer wird - wenn auch nicht sonderlich viel: Drew und Sherrie singen ›Waiting For A Girl Like You‹ (FOREIGNER) als Pissoir/Hairstyling-Duett zur Vorbereitung für ihr Date. Oben bei den großen "HOLLYWOOD"-Buchstaben über den Lichtern der Stadt angekommen klaut Drew JOURNEYs ›Don't Stop Believin'‹ und dreht es Sherrie als Eigenkomposition an. Anschließend fungiert dann POISONs ›Talk Dirty To Me‹ als Hintergrundmucke für die Pärchensequenz der beiden.

In der nächsten Szene singt Sherrie ›More Than Words‹ (EXTREME - zeittechnisch leicht unpassend, da bei Veröffentlichung dieser Nummer im März 1991 der Grunge schon an der Tür kratzte, womit wir definitiv einen Zeitfehler in "Rock Of Ages" entdeckt hätten), nachdem sie Drew den Openerjob für die letzte ARSENAL-Show besorgt hat, die im "Bourbon Room" stattfindet, was Drew nebst Band mit ›Heaven‹ (WARRANT, von denen übrigens später auch noch ihr Gruselhit ›Cherry Pie‹ kurz angespielt wird - mehr wäre auch nicht zu ertragen gewesen und so kann man es problemlos ignorieren...) beantwortet, womit wir beim nächsten Zeitfehler wären, denn das zugehörige WARRANT-Debut »Dirty Rotten Filthy Stinking Rich« wurde erst 1988 aufgenommen und Anfang des nächsten Jahres veröffentlicht, während besagtes Stück Kirschkuchen sogar erst 1990 gebacken wurde.

Dann geht die Kamera auf große Fahrt vorbei an einem MOTÖRHEAD-»Orgasmatron«-Plakat, was mit einem zerstückelten ›Rock Of Ages‹ von DEF LEPPARD untermalt wird, wobei der "Titelsong" des Films ausnahmsweise im Original zu hören ist. Zudem sieht man wie die ARSENAL-Stretchlimo anrollt und Stacee wie mit seiner Chick-Entourage im Club einfliegt.

Als Hürde vor dem Konzert muß der derangierte Rocker dann ein Interview geben, doch zunächst ist er mal auf dem falschen Dampfer: Als sein Manager Paul Gill (Paul Giamatti) ihm Constance Sack (Malin Akerman), die Reporterin vom ROLLING STONE-Magazin, vorstellt, beginnt Stacee von den ROLLING STONES zu fabulieren und fragt, wo Mick sei. Auf die Frage der Reporterin, wie es sei, Stacee Jaxx zu sein, singt dieser ›Wanted: Dead Or Alive‹ (BON JOVI). Anschließend intonieren Stacee und Constance ›I Want To Know What Love Is‹ (FOREIGNER) im Duett, was in einer filmischen Kopulationsimitation mündet, nach deren Ende Constance die Breite eines Billardtisches auf schmerzhafte Weise kennenlernt.

Dann ist Showtime, und WOLFGANG VON COLT, Drews Band, legen mit ›I Wanna Rock‹ (TWISTED SISTER) los, was ARSENAL mit ›Pour Some Sugar On Me‹ (DEF LEPPARD) zu Beginn ihrer Show beantworten. Derweil singt Sherrie draußen ihren Regenblues ›Harden My Heart‹ (QUARTERFLASH), der beim Zwischenstop im Striplokal von ›Bringing On The Heart Break‹ (DEF LEPPARD, diesmal wieder im Original) unterbrochen wird. In besagter Lokalität der leichten Bekleidung gesellen sich dann die ›Shadows Of The Night‹ (Pat Benatar) hinzu, bevor Sherrie sich zusammen mit Justice (Mary J. Blige) zu ›Harden My Heart‹ zurückmäandert.

Am nächsten Tag startet ›Here I Go Again‹ (WHITESNAKE - und zwar mit der poppigeren späteren Version als Vorlage) mit Drew in seinem perfekt dekorierten Zimmer - Michael Monroe-Poster (übrigens vermutlich der nächste Zeitfehler, denn anhand des kurzen Blicks, den man auf das Poster erhaschen kann, mutet es wie das Covermotiv des 1989er Soloalbum »Not Fakin' It« an), ACCEPT-Liveposter mit Wolf Hoffmann in seiner klassischen Spargeltarzan-Pose und direkt daneben Liveshot von Dave Mustaine mit roter Klampfe und ebensolcher Mähne - und entwickelt sich zum großen Gemeinschaftssong mit Paul, Sherrie, Justice und Stacee.

Es folgt ›Can't Fight This Feeling‹ (REO SPEEDWAGON) als anschwulendes Duett zwischen Dennis und Lonny, bevor dann ›Any Way You Want It‹ (JOURNEY) von einer ganzen Herde Mädels an Pole Dance-Stangen rund um Sherrie und Justice gesungen wird.

Beim zufälligen Wiedersehen mit Sherrie klaut der zum Boygroup-Mitglied umgedrehte Drew als nächstes ›Every Rose Has Its Thorn‹ (POISON), von dem er ebenfalls behauptet, daß er es für Sherrie geschrieben habe. Im Verlauf des Songs erspäht Drew dann bei Tower Records ein paar ganz spezielle Platten: »1984« von VAN HALEN, »Moving Pictures« von RUSH und »Hi Infidelity« von REO SPEEDWAGON. Anschließend greift er nach »Metal Health« von QUIET RIOT und »Dawn Patrol« von NIGHT RANGER - mit überdeutlich zu sehender "Sherrie"-Aufschrift auf dem Cover. Ergo: Es handelt sich um jene Platten, die Sherrie bei ihrer Ankunft in der city of angels geklaut gekriegt hatte. Auch »High'n'dry« von DEF LEPPARD zählt dazu, denn man sieht diese Scheibe, als Sherrie sie aus der Tüte zieht, die Drew ihr geschickt hat.

Die Eskalation zwischen Rock'n'Rollern und Antirockern findet schließlich vorm "Bourbon" statt, wo Lonny zusammen mit einer Rockerhorde, der auch REO SPEEDWAGON-Sänger Kevin Cronin, EXTREME-Gitarrist Nuno Bettencourt, Ex-SKID ROW-Sänger Sebastian Bach und NIGHT RANGER-Gitarrist Joel Hoekstra, der auch als Saitenheld bei Broadway-Besetzung von "Rock Of Ages" fungiert, angehören, ›We Built This City‹ (STARSHIP) singen, bevor die Meute der Gottesdamen mit - Achtung! Kult! - ›We're Not Gonna Take It‹ (TWISTED SISTER) zurückschießt.

Im Club schließlich hören wir ›No One Like You‹ (SCORPIONS, auch im Original - anscheinend durften die Europäer nicht ver-musical-t werden...) als Stacee sich an seine karthatische ROLLING STONE-Prinzessin heranpirscht und zu einer überquellenden Zungenattacke ansetzt.

Nachdem dann der Auftritt von Drew neuer Boygroup THE Z GUYEEZZ und deren Machwerk ›Undercover Love‹ überstanden ist, wie Sherrie das so treffend kommentiert, kommt dann ›Don't Stop Believin'‹ nochmal zum Einsatz - und zwar seiner Größe angemessen als große Schlußnummer mit dem ganzen Ensemble.

Zum Abkühlen gibt's noch den Abspann, der uns zum einen die Informationen vermittelt, daß für den instrumentalen Part der neuvertonten Songs die beiden Gitarristen Michael Landau und Tim Pierce, Pianist Kevin Randolph, Saxophonist Brandon Fields sowie Drummer Josh Freese zuständig waren, und zum anderen mit den Songs ›Cum On Feel The Noize‹ (QUIET RIOT, im Original), ›Paradise City‹ (etwas länger als zum Anfang) und ›Rock You Like A Hurricane‹ (SCORPIONS, von Sherrie und Stacee gesungen) nochmal ein Faß aufmacht. Daher verweilt man während diesen sieben Minuten, während denen man normalerweise bereits das Kino verläßt oder den Eject-Knopf auf der Fernbedienung drückt, ebenfalls sehr gerne im Sessel und schüttelt die Faust gen Himmel. Rock wird eben nie in die Jahre kommen, sondern immer ein Jungbrunnen bleiben.

http://rockofagesmovie.warnerbros.com/

 
© 1989-2024 Underground Empire

Stop This War! Support The Victims.
Button: here