Alice Cooper
beim
"Bang Your Head!!!"-Festival 2004
Balingen, Messegelände
25.06.2004
Alice Cooper - oder: Das war wohl nix! Bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, ich gehörte zu den ›Poison‹-Brüllern: Nein, ich kenne alle offiziellen Alice Cooper-Alben. (Abgesehen davon, hätte es auch nichts gemacht, wenn ich nur ein paar Songs gekannt hätte, so ging es mir beim "Bang Your Head!!!" anno 2001 bei Dee Snider und 2002 bei SAXON auch, und ich fand die Shows genial! Eigentlich war Alice Cooper sogar der zweite BYH-Headliner (ich bin seit 2001 dabei), den ich unter meine persönlichen Top 10 einordnen würde... Ja, ja, ich schweife ab...) Eigentlich bin ich auch ganz froh, daß Alice mit seiner Setlist die eineinhalb Jahrzehnte von Ende der 70er bis Anfang der 90er größtenteils umgangen hat. Und ich bin auch nicht darüber enttäuscht, daß die Effekte ja gar nicht sooooooo blutrünstig sind, schließlich habe ich den guten Alice schon dreimal (von seinem letzten Kommerz-Hoch 1991 bis 2002) gesehen und war jedes Mal mehr oder weniger begeistert.
Aber nun endlich zum Auftritt beim BYH anno 2004: Da war irgendwie der Wurm drin! Auch wenn der einzige Punkt, der mich wirklich genervt hat, die für meinen Geschmack mittlerweile zu aufdringlich positionierte Calico (tatsächlich die Tochter von Alice und Sheryl Cooper - im Gegensatz zu Kelly Osbourne scheint sie immerhin zu wissen, was sie kann und was nicht) ist - viel Positives ist mir (leider) nicht in Erinnerung geblieben.
Bei einem Festival sollte man eben nicht stur seine mehr oder weniger konzeptreiche Show runterspielen, sondern zumindest ab und zu mal kurz mit dem Publikum interagieren. Sogar Geoff Tate hat die »Operation: Mindcrime«-Aufführung zweimal kurz für solche Intermezzi unterbrochen! Tante Alice hat nicht einmal "Hallo" gesagt - außer der Bandvorstellung gegen Ende hat er/sie/es irgendwie gar nichts gesagt... Und selbst wenn (hoffentlich) alle Alice Cooper-Fans wissen, daß er sich bei der aktuellen Tour größtenteils auf seine aktuelle Veröffentlichung und die ganz alten Sachen aus den frühen 70ern beschränkt - bei einem Festival ist eben nur ein kleiner Teil des Publikums das eigene Publikum. Kein Problem, wenn Bands, die nie viele große Chart-Hits hatten (siehe Dee Sniders Solo-Mega-Show oder SAXONs Siegeszug), sich die eigenen Lieblingssongs heraussuchen - aber Alice Cooper hatte nun mal viele Radio-Hits, die das Festival Publikum gern gehabt hätte... ›Welcome To My Nightmare‹ (1975), ›He's Back (The Man Behind The Mask)‹ (1987) oder eben auch ein paar (weitere) Songs von »Trash« (1989) und »Hey Stoopid« (1991).
Wie gesagt, ich kannte alle Songs und konnte mir unter dem, was da auf der Bühne per Calico und ein paar anderen Statisten und Requisiten (In welche Kategorie gehört Calico eigentlich?) dargeboten wurde, einigermaßen was vorstellen - aber Stimmung kam bei mir irgendwie nicht auf... Spätestens als ich nach den ersten paar Songs, die ich ziemlich nah an der Bühne verfolgt habe, etwas weiter nach hinten diffundiert bin, war auch klar, warum der Funke nicht besonders weit ins Publikum übergesprungen ist: schon deutlich vor der Linie FOH/Rollstuhl-Podest war simple und einfach nicht mehr viel von den Showeinlagen zu erkennen! Vielleicht auch ein Grund, warum die Begeisterung irgendwo auf dem Weg durch die "vorderen Zehntausend" steckenblieb... Auch ein Effekt, den ich bei den vorherigen sechs BYH-Headlinern in dem Maße noch nicht erlebt habe!
Als Fazit bleibt wohl nur zu sagen, daß Alice Cooper und seine Mannen sicherlich nicht schlecht waren - aber der Bringer war die Show definitiv nicht!
Photos: Stefan Glas
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