Yngwie Malmsteen's RISING FORCE
beim
"Bang Your Head!!!"-Festival 2008
Balingen, Messegelände
27.06.2008
Die Diva läßt sich erstmal Zeit und betritt die Bühne mit zehn Minuten Verspätung. Der arme Roadie darf wie üblich im Minutentakt panisch zum Mikroständer rasen und neue Plektren ankleben, da die Diva es gewöhnt ist, selbige im Dutzend billiger von der Bühne zu schmeißen. Nun ja, Business as usual. Aus dem Backstage-Bereich (und damit meine ich wirklich den Künstler-Bereich neben und hinter der Bühne, nicht das Pressezelt, das immer als selbiges ausgegeben wird) strömen die Massen, um dem Gitarrengott zu huldigen. Wahrscheinlich macht er seinen Job auch anständig - Buhrufe vom fachkundigen Publikum bleiben zumindest aus ;-) Obwohl ich die meisten Malmsteen-Scheiben besitze und den Mann auch schon mal vor nicht allzu langer Zeit live gesehen habe, tue ich mir mit dem Identifizieren der Songs (wenn denn Endlos-Überschall-Soli sogenannt werden) schwer. Eindeutlich erkannt habe ich gar nur zwei: ›Rising Force‹ von »Odyssey« (1988, Sänger Joe Lynn Turner) und ›You Don't Remember, I'll Never Forget‹ von »Trilogy« (1986, Sänger Mark Boals). (Ich glaube, ›I'm A Viking‹ könnte unter den vier oder fünf Songs, die in diesem unverschämt kurzen Set gespielt wurden, auch noch dabeigewesen sein... - sg)
Da Ronnie James Dio offensichtlich nicht verfügbar ist, die Sammlung von Ex-RAINBOW-Sängern ansonsten vollständig ist (Graham Bonnet via ALCATRAZZ 1983, Doogie White 2002-2007) und sämtliche üblich-verdächtigen Skandinavier (Göran Edman, Mats Leven, Jorn Lande) auch durch sind, gibt es heute mal Metallisches in Gestalt von Tim "Ripper" Owens. Dieser ist ja ein alter Hase in Bezug aufs BYH: 2001 als Sänger von Headliner JUDAS PRIEST, 2004 als Sänger von Headliner ICED EARTH und 2006 endlich als Sänger seiner eigenen Band BEYOND FEAR - allerdings bei der Club-Show. Nun also zur Abwechslung mal im Vorabend-Programm mit Yngwie J. Malmsteen...
Viel Raum und Zeit auf der Bühne hat der Ripper nicht, aber was er hat, nutzt er zumindest auch aus. Betreten der Rampe war offensichtlich nicht verboten und in Ansagen Seitenhiebe verteilen darf er auch. Mit Blick auf seine Ex-Arbeitgeber verspricht er, sich den Tages-Headliner JUDAS PRIEST gemeinsam mit den Fans im Publikum anzuhören - allerdings vorsichtshalber von ganz hinten. ;-) Und bezüglich seines aktuellen Arbeitgebers gibt die Warnung vor fliegenden Objekten auf der Bühne - ob da schon öfter mal eine Gitarre an seinem Kopf gelandet ist?
Yngwie post wie eh und je und ohne Rücksicht darauf, daß die 80er vorbei sind. Jedenfalls hätte das sein großes Idol Richie Blackmore in den 70ern nicht besser hingekriegt (und der weiß, warum er das seit den 90ern nicht mehr tut...)
Um 19.35 Uhr ist ohne nennenswerte Vorwarnung Schluß. Wer zehn Minuten später anfängt, muß halt 20 Minuten früher aufhören. 40 statt 70 Minuten gespielt - angeblich ist der Mann ja gut bekannt mit Blackie Lawless (W.A.S.P.), dessen BYH-Negativ-Spielzeit-Rekord von 2007 geriet jedenfalls mächtig ins Wanken... Irgendetwas anderes erwartet hat aber offensichtlich auch keiner: Ohne nennenswerte Zugabe-Forderungen trollt sich die Meute.
Und die Moral von der Geschicht'? Eine Diva pro BYH stört ja nicht!
Photo: Stefan Glas