"Sweden Rock Festival" 2005
Sölvesborg (Schweden)
09.-11.06.2005
Gewiß, die Anreise zum SRF 2005 war nicht einfach, da ab Copenhagen Airport zunächst eine Fahrt mit dem Bummelzug bis Kristianstadt angesagt war, von wo es mit dem Shuttlebus zum Festivalgelände ging, doch gelohnt hat sich der Trip wie in jedem Jahr.
In diesem Jahr waren mehr Besucher denn je dem Ruf des "Sweden Rock" gefolgt: Obgleich man in diesem Jahr 5000 weitere Tickets zum Verkauf freigegeben hatte, war das Festival dennoch schon Wochen vor Beginn ausverkauft. Erfreulicherweise kam dennoch kein großes Gedrängel auf dem Gelände auf, so daß das Festival seine gemütliche und streßfreie Atmosphäre nicht einbüßte.
Leider jedoch ist die Anreise so zeitaufwendig, daß meine Wenigkeit dem Festivalopener CRYSTAL EYES nur als Backgroundmusik während des Zeltaufbaus lauschen kann. Sehr schade, denn es wäre interessant gewesen, wie Sänger Daniel Heiman es verkraftet, vom Headliner der "Spendrups Stage" zum Opener umfunktioniert zu werden. Wir erinnern uns: Daniel hatte mit seiner ehemaligen Band LOST HORIZON 2002 den letzten Festivaltag auf dieser Bühne beendet, während er nun als neuer Frontmann von CRYSTAL EYES in der Mittagshitze ranmuß.
Auch HELLFUELED und NAPALM DEATH dienen über weite Strecken nur als Hintergrundbeschallung, so daß der echte Festivaleinstieg erst bei FORCE OF EVIL erfolgt: Die diversen Gespielen des Diamantenkönigs mit ihrem Eisenfeuersänger sind auf der kleinen "Spendrups Stage" zu Gast, auf der hauptsächlich skandinavischer Nachwuchs aufspielt. Doch auch dänische Routiniers lassen sich nicht zweimal bitten, wenn sie eine Einladung zum "Sweden Rock" erhalten. Die Show von FORCE OF EVIL überzeugt indes nur teilweise, denn in Sachen Gitarrenarbeit kann man wohl kaum etwas besseres in der Szene finden, doch das Stageacting bleibt arg blaß: So wagt sich Hank Sherman nahezu nicht an den vorderen Bühnenrand, während lediglich Basser Hal Patino (könnt Ihr Euch noch dran erinnern, daß er mal bei MALTESE FALCON aktiv war - allerdings noch unter dem Namen "Hasse Patino") für ein paar showtechnische Glanzlichter sorgen kann - was gewiß nicht an seinem silbrig glänzenden Baß liegt, der übrigens sehr gut mit den auf die gleiche Farbe gespritzten Schuhe von Sänger Martin Steene harmoniert.
ANTHRAX sind die erste Band, die "unter dem Bomber" spielen darf. Will heißen: Unter der Decke der "Rock Stage" baumelt nämlich schon das Showutensil, das am Abend bei Lemmy & Co. zum Zug kommen wird. Während Frank Bello noch abgedrehter als beim "Dynamo Open Air" agiert, Dan Spitz eher cool als metal ist, spielen die NY-Boys erneut eine gute Show, aber an der Sinnhaftigkeit dieser Reunion-Aktion kann man nach wie vor zweifeln...
Während die "Hausband" des "Sweden Rock", FREAK KITCHEN, auf der "Sweden Stage" losfrickelt, geben auch THE RING Gas, die aber seltsamerweise nur im "Rockklassiker"-Zelt aufspielen dürfen. Immerhin befinden sich unter den Tolkien-Jungs doch einige bekannte Gesichter: Sänger Jakob Samuelsson, der schon bei TREASURE LAND oder MIDNIGHT SUN aktiv war, sowie seine beiden Saitenkollegen Pontus Norgren, den man von TALISMAN und GREAT KING RAT her kennt, und Marcus Jidell, der in Bruce Kulicks Band JEKYLL & HYDE gespielt hatte. So kommt Jakob mit Helm geschmückt auf die Bühne gestiefelt, um zur Eröffnung die THE RING-Flagge zu schwenken. Im Verlauf der Show wird schnell klar, daß die Band, deren Platte nur okay ausgefallen war, live deutlich besser kickt. Denn zum Glück nimmt einem der unglaublich dichte Bühnennebel nur die Sicht, die Klänge schaffen es indes immer noch zum Ohr des Hörers durchzudringen.
Derweil herrscht vor der "Spendrups Stage" ein enormes Gedränge und es werden verbissen Revierkämpfe um die besten Plätze in der Frontrow geführt. Es stehen nämlich CRUCIFIED BARBARA an, die 1998 als Punkband angefangen hatten, doch mittlerweile aus einer Portion Glam, einer Portion Pose, einer Portion Rotz und vor allem vier bildhübschen Mädels bestehen. Bei so vielen Verehrern geben sich die Stockholmer Grazien natürlich extra viel Mühe und das Make-up sitzt perfekt, wobei vor allem Basserin Ida Evileye in dieser Hinsicht als strahlendes Beispiel vorausgeht. Doch das Auftreten der Damen ist noch ein wenig schüchtern, was vielleicht daran liegt, daß man solch' ein großes Publikum nicht gewöhnt ist, denn schließlich ist das Debut der Band erst vor wenigen Wochen erschienen. Vor allem Gitarristin Klara Force ist hauptsächlich damit beschäftigt, den Spaghettiträger ihres Tops wieder in die richtige Position zu bringen, was ihren Knuffifaktor noch deutlich erhöht. So treten CRUCIFIED BARBARA den Beweis an, daß auch Mädels Gibson Flying V- oder Explorer-Gitarren spielen können und dabei Rotzrock rauskommen kann - der live deutlich besser abgeht als auf Platte!
Auf der "Festival Stage" geben sich nun EIDO-DEATH bzw. MEGA-DOLON die Ehre. Oder anders formuliert: Die mit frischer EIDOLON-Energie runderneuerten MEGADETH sind gekommen, um sich auch in Schweden wieder einzuführen (Wir erinnern uns: Die neue Hintermannschaft von Mister Mustaine besteht aus ICED EARTH-Basser James MacDonough und den beiden EIDOLON-Brüdern Glen und Shawn Drover an Baß und Schlagzeug.) Sehr schnell wird klar, daß die Pause - ganz egal durch was sie ausgelöst worden war - Dave Mustaine definitiv gut getan hat, denn er wirkt deutlich frischer und fitter als früher und nichts erinnert mehr an jenes Drogengespenst, das früher über die Bühne gewandelt war. Zudem scheint er vor Optimismus zu sprühen, denn erst als dritten Song packt er in Form von ›Skin Of My Teeth‹ einen Gassenhauer aus. Gegen Ende des Sets wird die Klassikerdichte aber immer höher, so daß mit ›Rattlehead‹, ›Peace Sells‹, ›Holy Wars‹, ›Hangar 18‹ oder ›Trust‹ die gesamte Bandhistorie abgedeckt wird.
Kurz nach High-Evening startet ein Dreifachschlag beim SRF: Auf der "Spendrups Stage" geben THYRFING mit ihrem folkdurchtränkten Black Metal kein Pardon, während sich SAXON anschicken, den Adler fliegen lassen, womit die eher traditionell orientierten Fans bedient werden - hochwertig wie immer im Falle SAXON. Doch Biff muß sich in seinem langen Mantel garantiert totschwitzen; kein Wunder also, daß er zwei Wochen später beim BYH diese Kleidungsstück in der Garderobe lassen wird. Leider gibt es beim "Sweden Rock" allerdings keine "Eagle & Bomber"-Show, da nur MOTÖRHEAD ihren Stahlkoloß dabei haben.
Nebenan wird derweil die Bühne in einen Märchenwald verwandelt, denn die Holländer WITHIN TEMPTATION haben ihr gewohnt aufwendiges - und ein bißchen kitschiges - Bühnenbild auch nach Schweden mitgebracht. Daß die Band mittlerweile auch in Skandinavien einen enormen Stellenwert besitzt, beweist der große Ansturm vor der Bühne und die hohe Mitmachbereitschaft von Seiten des Publikums. So angenehm der WITHIN TEMPTATION-Auftritt reinläuft, kann man aber zugleich auch das Hauptproblem deutlich erkennen: Man hört während der Show quasi nur Gesang, Keyboards und Drums, während die Saiteninstrumente nahezu komplett verschwunden zu sein scheinen. Daher ist der Metalfaktor - gerade bei den deutlich poppiger ausgerichteten Songs von der neuen Scheibe »The Silent Force« - nicht gerade beträchtlich.
Über einen derart überwältigenden Publikumszustrom wie zuvor bei SAXON können STYX sich nicht freuen, doch die Stimmung ist ähnlich toll. Es ist zwar nur wenig Bewegung auf der Bühne angesagt, aber dennoch bieten die Amis eine superbe Show. Die Songs werden perfekt gesungen - und zwar live und ohne doppelten Boden - und auch die Setlist läßt keine Wünsche offen, kommen doch nahezu alle Hits der Band zum Zuge: ›Blue Collar Man‹, ›Grand Illusion‹, ›Great White Hope‹, ›Mr. Roboto‹, ›Fooling Yourself‹, ›Miss America‹ oder ›Come Sail Away‹, um nur einige Beispiele zu nennen. Doch auch die aktuelle STYX-Platte »Big Bang Theory« kommt zum Zuge, so daß bei ›I Am The Walrus‹ von den BEATLES Covertime angesagt ist. So kann unter der STYX-Show nur ein Resumee stehen: Phänomenal! Kein Wunder also, daß die Band sich nochmal zu einer anständigen Zugabe auf die Bühne bitten läßt.
Die Headlinerzeit ist angebrochen: Auf der "Spendrups Stage" beschließen MORGANA LEFAY mit einer gewohnt erstklassigen Show den ersten Festivaltag, während auf der "Rock Stage" MOTÖRHEAD den Bomber zu einem neuen Höhenflug aufsteigen lassen, bevor das Stahlmonster unter der Bühnendecke beim Schlußsong ›Overkill‹ mit etlichen Pyros gegrillt und zu einer Notlandung gezwungen wird. Da beide Bands jedoch auch zwei Wochen später beim "Bang Your Head!!!" zu Gast sein werden, gilt mein Hauptinteresse den Schotten NAZARETH, die das end of show auf der "Sweden Stage" markieren.
Obgleich auch hier das Bewegungspotential auf der Bühne nahezu gleich Null ist, sind NAZ live ein Erlebnis wie eh und je. Doch immerhin bekommen die Gesichtsmuskeln von Pete Agnew genügend Auslauf, denn der NAZARETH-Basser kommt während des kompletten Sets nicht aus dem Grinsen nicht raus. Auf jeden Fall hat die Truppe um die großartigste Whiskeystimme der Welt, Dan McCafferty, allen Grund zum lachen: Ganz gleich ob man ›Razamanaz‹, ›Cocaine‹ oder ›Dream On‹ anstimmt - die Stimmung ist prächtig und ›Hearts Grown Cold‹ spielen die Herren an diesem Abend gar so intensiv, daß diese Nummer zur gigantischsten Gänsehautentwicklung des gesamten Festivals führt.
Das "Sweden Rock Festival" ist eine der Stationen, die auf dem Terminkalender von ACCEPT für ihre Reunionkonzerte 2005 steht. Und dieser Auftritt wird exakt jener Triumphzug, den man sich als langjähriger Fan erhofft hat: Es gibt zwar nur ein Bruchteil der Pyros, die beim "Rock Hard Festival" in den Abendhimmel geschossen wurden (außerdem finden dezenten Änderungen in der Setlist statt, so daß ›Up To The Limit‹, ›TV War‹ hinzugekommen), doch es herrscht perfekte Interaktion zwischen den Musikern und die Stimmung ist atemberaubend: Bei ›Princess Of The Dawn‹ und ›Balls To The Wall‹ sind die Chöre bis weit hinter den FOH-Turm, ja fast bis zur gegenüberliegenden Bühne, zu hören. Trotz der Kälte, die mittlerweile herrscht, läßt sich niemand ins Bockshorn jagen, und hilft mit, daß die ACCEPT-Show ein wahres Gänsehauterlebnis wird. Wie sehr man Stahl aus Solingen auch noch heutzutage in Schweden schätzt, sieht man daran, daß sich unter den vielen Fahnen, die traditionsgemäß beim SRF geschwenkt werden, nun auch eine selbstgemachte ACCEPT-Flagge befindet - die einzige, die einer Band gewidmet wurde. Und so darf man mit Recht von einem krönenden Abschluß für einen tollen ersten Festivaltag sprechen.
Das "Sweden Rock" sorgt nicht nur in musikalischer Hinsicht für Vollbedienung, sondern man hat sogar einen kleinen Supermarkt am Festivalgelände eingerichtet, was hier in der schwedischen Einöde wichtig ist. Ein wenig verwunderlich ist jedoch, daß man dort Wasser aus Mecklenburg kaufen kann. Ebenso vorbildlich: Es wird noch direkt vor Ort eine komplette Mülltrennung durchgeführt.
Eine gewisse Form von Recycling soll in dieser Nacht auch ein PRIEST-Klassiker erfahren: Bis in die frühen Morgenstunden fühlt sich jemand dazu berufen, mit Akustikklampfe bewaffnet und einem 50-Mann-Chor im Rücken, stundenlang ›Breaking The Law‹ zu spielen - jedoch kriegt man aufgrund des Alkoholpegels nur noch den Refrain zustande; und zwar garantiert eintausendundeinmal in dieser Nacht...
Daß dadurch jegliche Schlafbemühungen unterminiert werden, dürfte klar sein, aber es gibt keine Gnade, denn schon vor Highnoon ist es Pflicht, vor der "Spendrups Stage" aufzulaufen, wo ein vielversprechender schwedischer Act ansteht: SABATON. Während man im Ausland nach dem Release des Debuts »Primo Victoria« mit ihrem melodischen Heavy Metal noch die ersten Gehversuche unternimmt, scheinen ein Schweden in ihrer Heimat schon eine echte Nummer zu sein: Die Truppe wird stürmisch begrüßt und in den ersten Reihen wird jeder Song lauthals mitgesungen. Auf jeden Fall sorgen SABATON dafür, daß die Bühne proppenvoll ist, da zusätzlich zu den "üblichen Verdächtigen" auch noch Keyboarder Daniel Mÿhr ein Instrument zum umhängen hat und dementsprechend mit seinen Kollegen über die Bühne wuselt. Auch wenn die Chöre zum Großteil vom Band kommen, hinterlassen SABATON einen prächtigen Eindruck und können als eine der positiven Überraschungen des SRF 2005 verbucht werden.
Entsprechend ernüchternd muß es für THE LIZARDS sein, der verschwindend geringen Menschenmenge vor der "Sweden Stage" entgegenzublicken - es sind nicht mal zehn Prozent des Publikums, das nebenan bei SABATON zu sehen ist. Zwar sorgen einige Neuankömmlinge bis zum Ende des Sets, daß das Bild nicht mehr ganz so trostlos ist, aber trotz guten Spiels und der Prominenz an Bord (Ex-RIOT-Sänger Mike DiMeo und Ex-BLACK SABBATH-Trommler Bobby Rondinelli zählen sich bekanntlich zu den Rock-Eidechsen) schaffen es THE LIZARDS kaum, die Anwesenden wachzurütteln. Und für diejenigen, die es interessiert: Ja, Bobby Rondinelli kaute auch im Backstagebereich auf einem Zahnstocher herum...
Doch bei MUSTASCH, die als Ersatz für ARCH ENEMY fungieren, geht trotz eines ansehnlichen Zuschauerstroms auch nicht gerade die Hölle ab - anscheinend stecken den meisten die Nachwehen der ersten Nacht noch in den Knochen und nur SABATON haben sich das richtige Publikum ausgesucht. Ansonsten gibt es eine eher durchschnittliche und zu bewegungsarme Rotzrock-Show von MUSTASCH, die ARCH ENEMY keineswegs ersetzen können. Doch bei ARCH ENEMY hat sich bekanntlich Gitarrist Christopher Amott zurückgezogen, um sich auf sein Studium zu konzentrieren; zwar wird sein Nachfolger Gus G. gerade eingearbeitet, um für die kommenden Shows beim "Ozzfest" in Amerika fit zu sein, doch für einen Auftritt beim SRF war es einfach noch zu früh.
Ein ganz besonderes Bonbon folgt nun auf der kleinen, aber durch und durch feinen "Spendrups Stage": The Throat, Mister Rob Rock, macht seine Aufwartung - und zudem macht der Chef sogar noch selbst den Soundcheck. Wie schon auf der kurz zuvor stattgefundenen "Four Aces"-Tour ist die "Euro-Rock"-Variante zu sehen, mit den beiden NARNIA-Musikern Carl Johan Grimmark (g) und Andreas Johansson (d), sowie Gitarrist Daniel Hall von PLATITUDE und Basser Andreas Olsson, den man normalerweise bei STORMWIND und DIVINEFIRE erleben kann. Die Stimmung ist bis zu den Schlußsongs ›Streets Of Pleasure‹ und ›Warrior‹ sehr gut, obgleich ein Teil der leider nicht sonderlich zahlreichen Zuschauer offensichtlich ignorieren, daß eine Christentruppe auf der Bühne steht, und erstaunlich viele Pommesgabeln in den Himmel gereckt werden. Leider ist anscheinend der Großteil des Publikum wohl schon auf dem Weg zu den zehn Minuten später auf der großen Bühne auftretenden BLACK LABEL SOCIETY. Außerdem nehmen wohl auch einige Journalisten eine Auszeit, da zeitgleich im Backstagezelt eine kostenlose JACK DANIELS-Whiskyprobe abgehalten wird.
Es ist verwunderlich, daß BLACK LABEL SOCIETY überhaupt auftreten können, da Zakk Wylde zu diesem Zeitpunkt in Amerika ein paar juristische Problemchen auszubaden hat. Doch das riesige Backdrop verdeutlicht, daß BLS in den Startlöchern stehen - wenngleich als Intro Piano-Kuschelmusik abgespielt wird. Doch nach dem Geklimper rotzt Zakk anständig los - was man durchaus wörtlich nehmen kann, denn er spuckt ständig auf die Bühne oder senkrecht in die Luft und stört sich dabei auch nicht, daß seine Spucke beim Herunterfallen in seinem Bart hängenbleiben. Very lecker indeed... Weitere vorgeführte Sportart: kräftiges Bierschütten; und mittlerweile kann auch der wuchernde Bart nicht mehr verdecken, daß der Alkoholkonsum in Zakks Gesicht deutlich erkennbare Spuren hinterlassen hat. Doch jenseits des leicht assigen Eindrucks rockt Zakk mit seiner Truppe die Nummern äußerst kompetent runter und gibt eine hervorragende, kraftvolle Show zum besten.
Prog-Königin Lana Lane und ihre Band ist einer jener Acts, die anno 2005 nicht auf allen europäischen Festivals durchgereicht wird, sondern nur in Schweden auftritt. Doch sicherlich gehört dieser Gig zu den Highlights der Tour, die Lana zur Feier ihres zehnjährigen Jubiläums durch Europa und Japan spielt. ›Astrology Suite‹, ›LIAA Prelude‹, ›Into The Ether‹, ›Someone To Believe‹, ›December Moon‹, ›Symphony Of Angels‹ und ›Destination Roswell‹ lautet das Programm, das Lana mit einem roten Tuch am Handgelenk, das sie kräftig schwenkt, in Schweden präsentiert. Ganz bescheiden gibt sich ihr Lebensgefährte und Keyboarder Erik Norlander, der sich auf wenig Equipment beschränkt und nur seinen Laptop sowie zwei Keyboards mitgebracht hat - mehr hat wohl ins kleine Reisegepäck nicht gepaßt...
"Give me a "H", give me an "E", give me a "L", give me an "I", give me a "X"! What you've got? HELIX! And what are they gonna do? Rock us!" Die Show der Ahorn-Rocker HELIX ist schlicht oberklasse, obgleich Brian Vollmer das einzig verbliebene Originalmitglied ist, der genauer gesagt 1974 mitgeholfen hatte, HELIX zu gründen. Die anderen Musiker, die durch tightes Spiel glänzen, sind erst in den letzten Jahren hinzugestoßen: Drummer Archie Gamble 1998, Basser Jeff Fountain 2002 und das Gitarrenduo Rainer Wiechmann und Jim Lawson sogar erst 2004. Außerdem wird die Band durch eine hauptamtliche Rasselspielerin ergänzt, die sich jedoch meist dezent im Hintergrund hält; erst bei ›Tear It Down‹ singt sie mit und traut sich bei ›Heavy Metal Love‹ sogar nach vorne an den Bühnenrand. Zugegeben - Brian Vollmer sieht ein wenig wie ein Hobbyzuhälter aus: sonnenbankgebräunt, silberfarbene Haare und ein lässiges Hemd, aber er legt mit dem Drive eines echter Rock 'n' Rollers los und ist meist auf der kleinen Rampe zu finden, die wie eine Zunge aus der Bühne hinausleckt. HELIX - erneut eine Comebacknummer beim SRF, die rundum begeistern kann!
OVERKILL müssen sich mit weitaus weniger Feedback als beim "Rock Hard Festival" begnügen, obgleich die NY-Truppe erneut einen grandiosen Gig abliefert. Dennoch bedankt sich Blitz artig mit einem galanten "Tak!" beim Publikum und bittet um Unterstützung bei jener Nummer, die laut Blitz bei schon mehr als 3000 OVERKILL-Shows stets als Schlußnummer fungiert: ›Fuck You‹ - wobei OVERKILL heuer die AC/DC-Nummer ›Dirty Deeds Done Dirt Cheap‹ einfließen lassen.
War Andy B. Franck im letzten Jahr noch mit BRAINSTORM an dieser Stelle aufgelaufen, sollte er anno 2005 mit SYMPHORCE für ein wenig verfrickeltere Töne sorgen. Die Resonanz von Seiten des schwedischen Publikums ist jedoch erneut prächtig, so daß sich die Anreise für die Schwaben ganz gewiß gelohnt hat. Die Offensive zum kommenden Album »Godspeed« darf also als eröffnet erklärt werden.
Der KANSAS-Gig soll zu einem ähnlichen Highlight werden wie der Auftritt von STYX am Vortag an gleicher Stelle: So ist auch hier eine äußerst ruhige Show angesagt, denn Gitarrist Richard Williams, der derart dramatisch abgenommen hat, daß ich ihn ohne sein Markenzeichen, seine Augenklappe, definitiv nicht mehr wiedererkannt hätte, steht permanent an seinem Platz, Billy Greer kommt lediglich ab und zu an den Bühnenrand, um dann wieder zu seinem Mikroständer vorm Drumset zurückzukehren. Steve Walsh ist ohnehin hinter seinem Keyboard gefesselt, so daß Geiger Robby Steinhardt der einzige Musiker ist, der sich nennenswert über die Bühnenplanken bewegt. Doch die Leidenschaft und Intensität, die KANSAS nach all' den Jahren immer noch in ihre zeitlose Musik legen, ist einfach sagenhaft. Die nahezu perfekte Songsauswahl, bei der man den Wechsel zwischen eingängigen und komplexen Songs sehr gut schafft, bietet im herrlichsten Nachmittagssonnenschein Stücke wie ›Images Out Of Nowhere‹ (in einer wahrlich grandiosen Version), ›Magnum Opus‹, ›Point Of Know Return‹, ›Icarus - Born On Wings Of Steel‹, ›Fight Fire With Fire‹, ›Song For America‹ oder ›The Wall‹ an. Als erste Zugabe fungiert ›Dust In The Wind‹, das von Steve als der "big Heavy Metal-hit" von KANSAS angesagt wird, bevor dann ›Carry On Wayward Son‹ den großartigen Set abschließt.
Im Zelt findet heute der große Wettbewerb der Coverbands statt und beim Vorbeilaufen auf dem Weg zu SATANIC SLAUGHTER findet man auch schnell heraus, warum die QUEEN-Covertruppe den Namen QUEER trägt, da die Klänge, die da aus dem Zelt dringen, reichlich schräg sind. Die teuflischen Metzgergesellen sorgen indes dafür, daß es beim 2005er "Sweden Rock Festival" erstmals heftig zur Sache geht. Doch die Songs der Combo fallen recht riffig und groovig aus, so daß die Band durchaus ins Billing paßt. Man hätte sich allerdings ein wenig mehr Bühnenaction gewünscht, denn die Musiker stehen mehr oder minder wie angewurzelt herum, doch vermutlich ist das notwendig, um das permanente Mähneschwingen zu ermöglichen.
Bei jedem anderen Drummer hätte man wohl von Größenwahn gesprochen, doch bei Mike Portnoy, dem Mann mit der Beinarbeit eines Octopusses, sind drei Bassdrums gewiß gerechtfertigt... Auf jeden Fall müssen DREAM THEATER beim SRF erstaunlich früh ran, denn in Deutschland wäre die Band bei einem vergleichbaren Festival wohl eher als Headliner gestartet. Und DREAM THEATER, in extrem streetmäßigem Outfit, spielen eine Show, die eines Headliners würdig gewesen wäre; zum ersten Mal seit »Awake«-Zeiten durfte ich wieder eine rundum hervorragende Show DT-Show erleben, an der es nichts, aber auch gar nichts rumzumeckern gab. Vor allem James LaBrie ist schlicht superb: Er singt so kraftvoll und ausdrucksstark wie schon lange nicht mehr und seine Schreiexzesse von den letzten Touren sind im Handumdrehen vergessen. Welcome back, boys!
Aufgrund der DREAM THEATER-Fabelshow kommt leider Robin Trower ein wenig zu kurz, doch zu einer schnellen Stippvisite reicht es noch, um zusehen zu können, wie die Robin seine Finger in altbewährter Manier über die Klampfe gleiten läßt und mit seinem Blues Rock für eine atemberaubende, fast unwirkliche Atmosphäre sorgt.
Doch dann heißt es schon, die Schritte gen "Spendrups Stage" zu lenken, wo DIAMOND HEAD anstehen - wobei allerdings nur noch Originalgitarrist Brian Tatler aus den glorreichen Tagen übriggeblieben ist. Immerhin spielen Basser Eddie Moohan und Drummer Karl Wilcox auch schon seit fast eineinhalb Jahrzehnten bei DIAMOND HEAD und Karl war sogar auf dem letzten "echten" Studioalbum »Death And Progress« zu hören. Der zweite Klampfer Adrian Mills schloß sich erst im letzten Jahr DIAMOND HEAD an und Sänger Nick Tart stammt von der Band LIFE, die 1997 eine Scheibe namens »Cocoon« veröffentlicht hatten. Obgleich die Truppe gut gespielt, hat man nie das Gefühl, NWoBHM-Heroes vor sich zu haben und nach der Aufforderung von Sänger Nick "Do some jumping!" kann selbst ›The Prince‹ nicht mehr den Eindruck eines unsterblichen NWoBHM-Klassikers machen. Ergo: Trotz aller musikalischer Kompetenz sind DIAMOND HEAD kein "Keep It True"-Kandidat, weil sie nicht authentisch genug sind. Es bleibt abzuwarten wie die kommende Platte »All Will Be Revealed« ausfallen wird, die schon bald erscheinen soll.
Bei HAMMERFALL wird das Festival so cool wie nie zuvor: Das Stageset der Schweden läßt die Bühne zu einer Eislandschaft werden - lediglich die Monitorboxen wollen sich nicht komplett zu Eiswürfeln umfunktionieren lassen, sondern ein Stückchen spitzt oben noch heraus - quasi die Spitze des Tonberges... Dennoch sieht das Drumset von Anders mächtig aus, da er eine zusätzliche Reihe Toms auffährt. Und so fahren die Göteborger eine sehr gute Standardshow auf, bei der allerdings erstaunt, daß Joacim nicht sonderlich gestylt auftritt, sondern nur schwarzes Shirt und Jeans trägt, während die restlichen Musiker das ein oder andere Altmetallteil für ihr Outfit recycelt haben. Wie schon auf der Live-CD »One Crimson Night« spricht Joacim Schwedisch, so daß die ausländischen Gäste sich nur verwirrt am Kopf kratzen können - und stattdessen Magnus' Megaposermanieren noch mehr Aufmerksamkeit schenken können. Zudem sind HAMMERFALL eine Band, die in der glücklichen Lage ist, daß sie live nur noch Hits zu spielen braucht; beim SRF sind das unter anderem: ›Riders On The Storm‹, ›Renegade‹, ›Heeding The Call‹, ›Bloodbound‹ oder ›Hearts On Fire‹ und erfreulicherweise wagt man mittels ›Glory To The Brave‹ auch den ruhigeren Rückgriff auf das Debut. Folglich ist es für die Truppe ein lockerer Heimsieg, der zugleich der Security Hochkonjunktur beschert, da die Schweden ihre Landsleute abfeiern und eine Höllenaction machen, so daß permanent Fans aus dem Publikum gezogen werden müssen.
In der Zwischenzeit verwandeln die Polen BEHEMOTH als einzige schwarz-weiß bepinselte Band die "Spendrups Stage" nochmal zum Bolzplatz und lassen den Tag auf der kleinsten Bühne ausklingen, während schräg gegenüber anschließend mal wieder Oldtimer-Time ist: STATUS QUO lassen dem Boogie freien Lauf und prompt ist eine sprunghaft angestiegene Zahl von Steptanz-Bewegungen im Publikum zu verzeichnen. Wie schon vor drei Jahren sind QUO eine sichere Bank beim "Sweden Rock" und der Neuling ›Heavy Traffic‹ wird ebenso wie die alten Klassiker mit offenen Armen angenommen. Auch zum vierzigjährigen Bandjubiläum also noch keine Spur von Status Rost...
Gewiß ist die Frage erlaubt, inwiefern man es im Falle von VIXEN noch mit einem "Original" zu tun hat, denn schließlich ist nur noch Jan Kühnemund aus den Achtzigern verblieben - eine seltsame Wendung, wenn man bedenkt, daß anderen drei Füchslein zwischenzeitlich die Band mal ohne Jan fortgeführt hatten. Jan hat sich mit jungen Musikerinnen umgeben (plus eines männlichen Wesens an den Keyboard - was etwa so ist, als würde bei CANNIBAL CORPSE plötzlich ein Vegetarier mitspielen...) und kann immer noch eine Figur aufweisen, die das Hineinzwängen in enge Bühnenklamotten erlaubt. Die neue VIXEN-Sängerin Jenna Sanz-Agero paßt stimmlich sehr gut, doch showtechnisch bleibt sie äußerst blaß. Diesbezüglich soll sie sich eine Scheibe an ihrer neuen Baßkollegin Lynn Louise Lowrey abschneiden, die nicht nur die Hübscheste in der Band ist, sondern zudem eine attraktive Performance inklusive engagiertem Headbanging zeigt. Auf jeden Fall ist schon lange vor dem Gig vor der Bühne eine riesige Menge hochtoupierter Männer und Frauen zu sehen, die ihre Pusteblumen in den Abendhimmel recken, und hinter ihren Spiegelsonnenbrillen, die in Schweden wieder mindestens so sehr wie Haarspray in Mode sind, funkeln bestimmt sämtliche Pupillen, denn man beschert VIXEN gutes Feedback. Zum Dank packen VIXEN nicht nur QUEENs ›We Will Rock You‹ sowie das ›Seek And Destroy‹-Riff von METALLICA in einen Song hinein, sondern spielen auch eine ausgewogene Setlist: Es gibt alle alten Nummern zu hören, die man sich wünscht (wobei man die Fans allerdings bis zum Schluß zappeln läßt, bevor man den großen Hit ›Edge Of A Broken Heart‹ auspackt), aber auch ein Neuling wie ›Live And Learn‹ von der kommenden Platte ist Bestandteil des Programms; selbiger Song hinterläßt einen guten Eindruck, so daß man also durchaus auf die neue VIXEN-Platte gespannt sein darf, die im Herbst erscheinen soll.
Sammy Hagar macht seine Ankündigung aus der Pressekonferenz wahr: Vor Showbeginn kann man durch den Vorhang erkennen, daß eine endlose Menschenschlange sich auf das Podest im Hintergrund der Bühne begibt, um die gesamte Show mitzurocken. Als Intro ertönt Mariachimusik, dann fällt der Vorhang und gibt den Blick auf das Backdrop frei, das mit Neonfarben bemalt und Blacklight angeleuchtet ein strahlendes Bild abgibt. Vor dieser Szenerie sitzt Sammy gemütlich auf einem Hocker, um die ersten Akkorde in sich gekehrt im Stile eines Jeff Healey zu spielen. Doch dann reißt der "Red Rocker" ein Bein hoch, springt auf und die mehr als zweistündige Party nimmt ihren Lauf. Und der ebenfalls angekündigte eigene Barmixer soll auch nicht fehlen - inklusive zweier Serviererinnen, die mit Minirock und Bikinioberteil (Tarnmuster...) bekleidet Sammy die Drinks bringen. Es versteht sich von selbst, daß dieser sich die Möglichkeit nicht entgehen läßt, mit den beiden Beauties kräftig zu flirten. Darüber hinaus hat Sammy auch zwei Fachmänner für Rhythmusarbeit angeheuert, die während des Sets ein flottes Solo einlegen, das man in LED ZEPPELINs ›Whole Lotta Love‹ übergehen läßt. Auch bei der Setlist hat Sammy ein goldenes Händchen für die richtige Mischung, so daß von ›This Time‹ oder ›Why Can't This Be Love‹ über ›I Can't Drive 55‹ bis zu ›Heavy Metal‹ alle Wünsche erfüllt werden. Kurz: Wo am Abend zuvor Metal regiert hat, ist nun Party pur angesagt. Leider jedoch sind deutlich weniger Zuschauer als bei ACCEPT am Abend zuvor anwesend, was eventuell daran liegen mag, daß es heute superkalt ist.
Und tatsächlich: In dieser Nacht soll sich das Thermometer fast arktischen Temperaturregionen annähern, so daß zukünftig die Abkürzung SRF auch für "Sahara Rock Festival" stehen kann: über Tag megaheiß, nachts extrem kalt...
Als die Sonne dann erneut im Zenith steht, wird auf der "Spendrups Stage" ein minimalistisches Schlagzeug aufgebaut: neben einer riesigen Bassdrum braucht der WE-Drummer lediglich zwei Standtoms, eine Snare und zwei Becken, um dem Stonersound der Truppe loszukicken. Das auffälligste Element der Show ist natürlich der WE-Sänger mit seiner Kostümierung à la "DEMON-Dave Hill auf Lappländisch", doch unterm Strich bleibt der Auftritt eher harmlos.
Auf der "Rock Stage" kommen nun die Damen zum Zuge, die man den ganzen Morgen lang schon weithin beim Warmsingen hören konnte, denn THERION sind mit ihrem Chor zum "Sweden Rock" angereist und auch die zugehörige Garderobe darf nicht fehlen: Während sich die drei Sänger in ihren Frack geworfen haben, tragen ihre weiblichen Stimmbandkolleginnen barock anmutende Kleider - und machen im Verlauf der Songs im Hintergrund Bewegungen wie Synchronschwimmerinnen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhalten sie - zumindest vom männlichen Anteil des Publikums - wenn sie sich nach den Songs Richtung Boden beugten, um ihre Notenblätter umzublättern... Abseits von solcher Decolleteschau treten Christofer & Co. in typischem Räuberzivil auf, und sorgen dafür, daß die metallische Seite von THERION gut zur Geltung kommt - dabei stützt sich der jüngst hinzugekommene (unklassische) Sangesmann, bei dem es sich um AT VANCE-Abwanderer Mats Leven handelt, teilweise so sehr auf den Mikroständer, daß er ohne ihn prompt umgefallen wäre. Unterm Strich steht also eine sehr gute und außergewöhnliche Show von THERION, was der Abwechslung des Festivals zugute kommt.
Zeitgleich darf die Schweiz ihren einzigen SRF-Abgesandten ins Rennen schicken: SHAKRA. Leider sind nicht allzu viele Zuschauer gekommen, um Zeuge der Show zu werden, doch Anwesenden gehen ordentlich mit, so daß SHAKRA mit ihrer Sweden-Experience sicherlich zufrieden sein dürften. Klaro: In Schweden, der Melodic-Domäne, müssen die Schweizer gute Karten haben! Zudem fällt auf, daß Sänger Mark Fox deutlich souveräner als früher agiert, was bestimmt nicht auf seine Umfärbung von Blondschopf auf Blackie und das schicke Outfit zurückzuführen ist. Besonders erfreut ist er darüber, daß im Publikum eine Schweizer Flagge geschwenkt wird. Als er auf seine Anfrage, ob es sich bei den Standartenträgern um Schweizer Landsleute handeln würde, die Auskunft bekommt, es würden sich um Einheimische handeln würde, ist Mark sogar noch mehr beeindruckt und bedankt sich überschwenglich. SHAKRA haben offensichtlich in Schweden einen Stein im Brett.
Die Norweger PAGAN'S MIND, die durch die Absage von ANGRA kurzfristig auf Billing gerutscht sind, schicken sich nun an zu beweisen, daß es nicht von ungefähr kommt, daß sie just eine Titelstory von unseren norwegischen Kollegen von SCREAM-Magazin gestiftet bekommen haben. Während die Instrumentalisten eher passiv bleiben, hat jedoch Sänger Nils K. Rue eine enorme Ausstrahlung: So sieht er blendend aus und weiß sich zu bewegen, doch vor allem kann man seinem durchdringenden Blick nicht entkommen. Kein Wunder, daß EIDOLON sich der Dienste dieses Mannes versichert haben! Fast hätten PAGAN'S MIND allerdings den Song ihrer Progkollegen VANDEN PLAS, ›Rainmaker‹, zu ernstgenommen, denn während des Sets ziehen dunkle Wolken auf, doch man kommt nochmal mit einem trockenen Auge davon, da der Regengott keine Aktivitäten anzettelt. Darüber darf sich auch Zaungast Mike Terrana freuen, der just for fun beim Festival ist, und den PAGAN'S MIND-Gig interessiert verfolgt.
Es ist überraschend, daß Blues Rocker Kim Mitchell die große "Festival Stage" am letzten Festivaltag eröffnet, doch in Schweden scheint der Kanadier durchaus einen nennenswerten Status zu genießen: Immerhin hat das SWEDEN ROCK-Label gerade eine Kim Mitchell-CD veröffentlicht, und außerdem hat Kim mit seinem Song ›Fill Your Heads With Rock‹ das Festivalmotto geprägt. Kein Wunder, daß Kim in Erinnerungen schwelgt und erzählt, daß er zum letzten Mal in den Siebzigern oder Achtziger in Schweden gewesen sei, als er für RUSH eröffnet hatte, er sich jedoch nicht mehr an den genauen Termin erinnern könne. Ansonsten ist eine bemerkenswerte Optik angesagt: Vor der riesigen Kanadaflagge im Bühnenhintergrund steht Kim, mittlerweile seiner Haarpracht komplett beraubt, und sieht in seinen kurzen Hosen mit Sternchen und weißen Shirt im auffrischenden Wind ein wenig seltsam aus...
Ein Schmankerl, das man vorab nicht auf der Rechnung haben konnte, sind TEN 67, bei denen es sich eigentlich um eine RAMONES-Coverband handelt, bestehend aus Mitarbeitern des "Rockklassiker"-Radios, unter deren Federführung das Programm im Zelt läuft - und der Bandname ist nichts anderes als eine alternative Schreibweise zur Sendefrequenz mit der der Sender die Welt beschallt: 106.7. Doch gelegentlich kann man einen echten Special Guest offerieren: Ian Haugland von EUROPE zockt bei TEN 67 mit wenn es ihn sein Zeitplan erlaubt. So sitzt er auch beim SRF an den Drums, muß jedoch nicht alleine spielen, sondern er teilt sich das Schlagzeug mit einem zweiten Drummer: Jeder hat seine eigene Snare, während Ian nur einen Drumstick in der linken Hand hat und den linken Teil des Drumsets bedient, während sein Kollege mit rechts den anderen Teil bearbeitet. Vermutlich haben die beiden sich auch die Fußmaschinen für die Doublebaß geteilt - was ich mir besonders schwierig vorstelle... Dieses Duo stellt also quasi die drummende Verbindung des einarmigen Banditen mit dem doppelten Lottchen dar. Auf jeden Fall sorgen TEN 67 für schweißtreibende Action im Zelt, so daß einige Festivalbesucher sogar auf den Biertischen stehen und mitmachen.
Noch einen ganzen Zacken heftiger geht es danach auf der "Spendrups Stage" zu: DEFLESHED sorgen mit gutem Gebolze dafür, daß dem "Sweden Rock Festival" nicht die tödlichen Argumente ausgehen. Ein wenig strange mutet zwar Gitarrist Lars Löftven mit seinem "Sport Tori???"-Shirt an, aber dafür präsentiert sich Basser Gustaf Jorde echt eisenhart: Er hat sein Instrument mittels einer Kette geschultert!
Über Nacht hatte man die Rampe an der "Rock Stage" abgebaut, da sie am Vortag von einigen schwerstens zu Wackeln gebracht wurde, doch beim nächsten Act sind Befürchtungen dieser Art gewiß überflüssig: Die Melodix MAGNUM stehen eher für gediegene Unterhaltung. Nichtsdestotrotz spielen die Briten eine starke Show und liefern zugleich einen Beweis dafür, wie stark das neue Album »Brand New Morning« ist, denn der Titelsong kommt als Opener so rüber als würde die Band ihn schon seit Jahren im Set haben. In ›How Far Jerusalem‹, ›All England's Eyes‹, ›Vigilante‹ oder ›Kingdom Of Madness‹ gesellen sich auch etliche der erwähnten Klassiker hinzu, so daß die prächtige Stimmung nie abflaut. Wie also schon vor drei Jahren eine überzeugende MAGNUM-Show beim "Sweden Rock", die heuer glücklicherweise ohne das damalige Nachspiel über die Bühne ging: Bekanntlich hatte Tony Clarkin kurz danach einen Herzinfarkt erlitten, so daß beispielsweise der BYH-Gig ausfallen mußte, der erst 2004 nachgeholt werden konnte.
Nachdem man am Abend bei VIXEN schon gefordert war, gibt es nun den ersten Schwersteinsatz für alle Hochtoupierten: Strahlemann hoch zehn, Mister Sebastian Bach, steht an, der schon bald sehr ausgiebig seine neue Band vorstellt, die mehr Metal denn je ist und Metal Mike Chlasciak (g, PAINMUSEUM, ex-HALFORD), Steve DiGiorgio (b, bekannt von TESTAMENT, SADUS, DEATH, ICED EARTH & Co.), Bobby Jarzombek (d, ex-RIOT, -HALFORD, -ICED EARTH, -JUGGERNAUT) umfaßt. Außerdem wagt er sich bei ›Wasted Time‹ an ein Duett mit einer schwedischen Sängerin namens Sofia - was sich als sehr passend entpuppt: sie singt mindestens genauso gut wie Sebastian (der in Schweden aber doch lang nicht so schräg wie einige Wochen später beim "Bang Your Head!!!" jodelt) und ist ebenfalls ein hübscher Anblick, so daß nun auch die Jungs ein wenig Labsal für die Augen bekommen... Wen würde es also wundern, daß die Stimmung überall hervorragend ist. Als Seb bei ›Youth Gone Wild‹ sogar eine Zeile auf Schwedisch umtextet, fallen die Reaktionen noch euphorischer aus, was Sebastian zu der Aussage "I fucking love you, Sweden!" animiert. Zusätzliche Sympathiepunkte erntet er, indem er bereitwillig für Erinnerungsphotos mit Fans bereitsteht. Andere Poserhelden aus den Achtzigern, die beim SRF spielen, geben sich da nicht ganz so fannah...
Ein Kurztrip in die Tiefen des "Rockklassiker"-Zelts, wo gerade GEMINI 5 spielen, sorgt für eine Überraschung: Aufgrund des Comiccovers der letzten Platte »Babylon Rockets« hatte meine Wenigkeit gemeint, es würde sich bei G5 um eine Teenieband handeln. Doch beim Betreten des Zelts muß man überrascht feststellen, daß die Band eher wie Altrocker aussehen - die allerdings schwerstens Gas geben und mit ihrer coolen Show das Publikum wahrlich zu begeistern verstehen.
Der Weg vom Zelt führt nun zur "Spendrups Stage" - gemeinsam mit Jensen von THE HAUNTED, der ebenfalls dorthin strebt, um sich FACE DOWN anzuschauen. Bei der Stockholmer Truppe handelt es sich bekanntlich um das wiederbelebte Betätigungsfeld des ehemaligen THE HAUNTED-Frontbullen Marco Aro, der mit Drummer Erik Thyselius von TERROR 2000 und CONSTRUCDEAD und GENERAL SURGERY-Gitarrist Joacim Carlsson derbe Kost zwischen Thrash, Death und Hardcore auf hohem Niveau fabriziert. Auch im Falle FACE DOWN kann man wie schon bei DEFLESHED eine Kette als Haltemittel für eine Klampfe bestaunen. Doch bei FACE DOWN gibt es nur die Weicheivariante: über der Schulter gibt es ein softes Polster und die Ketten kommen erst weiter unten in Richtung Instrument zum Zuge.
Schon bei der Pressekonferenz hatte Yngwie Malmsteen überrascht: mit seinen tiefschwarz gefärbten Haaren und stylischem Bärtchen sieht er deutlich aufgeräumter als früher aus. Bei seinem Auftritt scheint er bester Laune zu sein - spielerisch als auch allgemein. Auf jeden Fall wirft er permanent etwas durch die Gegend und zwar so schwungvoll wie schon lange nicht mehr: entweder Plektren ins Publikum (schließlich ist es schon seit Jahren sein Hobby, auf diese Weise pro Show mindestens 100 Gitarrenpicks zu verheizen) oder aber die Gitarre (entweder zu seinem Roadie oder in die Luft, um sie anschließend wieder aufzufangen und weiterzufiedeln). Natürlich hilft das Publikum kräftig mit, denn die Schweden lassen ihren im Amerika lebenden Landsmann extrem hochleben - es darf stark bezweifelt werden, daß Yngwie noch überall auf der Welt solch' positives Feedback erntet. Beim SRF ist das Resultat eine wirklich coole Show, bei der Doogie White auch die alten Schinken wie ›Don't Let It End‹, ›You Don't Remember, I'll Never Forget‹ oder die Zugabe ›I'll See The Light Tonight‹ erstklassig singt.
A.C.T., oftmals mit Bands wie SAGA verglichen, waren 2003 von den Lesern des SWEDEN ROCK MAGAZINE zur besten Band des Festivals gekürt worden, so daß sie nun erneut verpflichtet wurden. Kein Wunder - die Jungs sehen sehr adrett aus, Sänger Herman Saming tritt gar mit Hut auf, so daß der Kleiderständer auf der Bühne durchaus Sinn macht. Die Mischung aus Melodic und Progressive von A.C.T. kommt erneut gut an, so daß bei dem leicht einsetzenden Regen niemand Fluchtgedanken hegt.
Allerdings gehen doch viele mit der Idee schwanger, sich BLACKFOOT nicht entgehen zu lassen, die ihren ersten Gig seit 18 Jahren spielen - weitgehend in Original-Line-up: So konzentriert sich Ricky Medlocke mittlerweile komplett auf LYNYRD SKYNYRD, so daß AXE-Gitarrist Bobby Barth als Sänger und zweiter Gitarrist von BLACKFOOT fungiert. Außerdem war leider Drummer Jakson Spires vier Wochen zuvor verstorben, doch die Band schafft es mit einem Ersatzmann, den Gig dennoch zu spielen. Somit verbleiben als Gründungsmitglieder nur noch Gitarrist Charlie Hargrett und Basser Greg T. Walker, der durch sein Indianeroutfit ein echter Farbklecks im SRF 2005-Gemälde darstellt. Der Gig von BLACKFOOT ist brillant, und vor allem legen die Musiker ein gutes Stageacting an den Tag, was bei solch' betagten Bands nicht unbedingt üblich ist.
SONATA ARCTICA unterstreichen wie schon beim "Rock Hard Festival", daß sie mit ihren letzten beiden Platten zwar hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben sind, sich live aber deutlich verbessert haben. Der HEAVY-Kollege Martin Brandt hatte jüngst die These aufgestellt, daß die Finnen Mädchen-Metal machen würden; wenn man allerdings so viele hübsche schwedische Mädchen bei diesen Songs abrocken sieht, hört man sich den Metal à la SONATA gerne an - egal wie man ihn nun titulieren mag...
Mittlerweile ist schon die vorletzte Band auf der "Spendrups Stage" angesagt: Dan Swanö und seine Nachtigallen switchen vom Soundcheck direkt zum Gig und steigen prompt in transzendente Sphären auf. Kein Zweifel: NIGHTINGALE sind eine weitere der wirklich außergewöhnlichen Bands beim diesjährigen SRF. Daher ist es erfreulich, daß der spacige Metal der Formation - sicherlich nicht hundertprozentig festivalkompatibel - beim Publikum prachtvoll ankommt und NIGHTINGALE viel Applaus einstreichen können. Zusätzlich zu Dans emotionsgetränkten Gesang kann man seine außergewöhnliche Gitarrentechnik bewundern, da Dan als Linkshänder seine Gitarre genauso wie Charlie Steinhauer von PARADOX spielt: Er hat eine Rechtshändergitarre kurzerhand rumgedreht, so daß die Baßsaiten unten liegen. Was für die meisten Gitarristen wie ein utopisches Märchen anmuten mag, ist für Dan gerade gut genug, um Songs mit echtem Tiefgang zu interpretieren.
Am frühen Abend tun es HELIX Carl Dixon gleich, und spielen wie ihr kanadischen Landsmann in letzten Jahr spontan eine zusätzliche Show im Zelt, die genauso geil wie auf der großen Bühne ausfällt - allerdings kann man die dralle Backgroundsängerin nun besser beäugen, was allerdings sicherlich nicht der Grund dafür ist, daß man HELIX einen fetten Sympathiebonus gutschreiben muß.
Dort wo vor drei Jahren alles seinen Ausgang genommen hatte, soll nun ein neues Kapitel beginnen: Beim SRF 2002 spielten CANDLEMASS die erste ihrer umjubelten Reunionshows; mittlerweile ist nach endlos scheinendem bandinternem Hickhack das Comebackalbum auf dem Markt und CANDLEMASS schicken sich an, die Zukunft anzupacken. Das aktuelle Set wird von der neuen Platte dominiert, was naheliegend ist, denn schließlich hat die Formation bei den bisherigen Shows die alten Klassiker zur Genüge abgefeiert. Folglich erleben wir die wohl schnellste und härteste Show von CANDLEMASS ever, die von ›Black Dwarf‹ eröffnet wird. Doch in Form von ›Mirror Mirror‹, ›Under The Oak‹, ›Dark Reflections‹, ›Solitude‹ oder der ersten Zugabe ›Well Of Souls‹ kommen einige Klassiker zum Zuge; dennoch wird ›Samarithan‹ - wie auch beim BYH - schmerzlich vermißt. Besondere Erwähnung verdient auch das Stageset, denn links und rechts vor den standardmäßigen MARSHALL-Wänden stehen vier weiße Kreuze, inwendig beleuchtet. Das sorgt ebenso wie die komplette Show nicht nur bei einem schon kräftig schwankenden Johann von AMON AMARTH für echte Begeisterung.
Allmählich beginnt der Trennungsschmerz einzusetzen, denn auf der "Spendrups Stage" steht in Form von STATETROOPER die letzte Band an: Die Truppe, die Gary Barden nach seinem Ausstieg bei der MICHAEL SCHENKER GROUP gegründet hatte und erst im letzten Jahr nach langer Auszeit wieder aus dem Keller geholt hatte, absolviert hier ihren ersten Auftritt in Schweden überhaupt. Auf jeden Fall können sich Gitarrist Jeff Summers und Drummer Bruce Bisland derzeit nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen, denn schließlich sollen beide einige Wochen später mit WEAPON beim "Headbangers Open Air" zu sehen sein. Obgleich Gary Barden sehr gut singt und ebenso wie seine Kollegen viel Spaß bei der Show hat, ist der Zuschauerzuspruch nicht gerade enorm, da viele bei CANDLEMASS sind und einige sich schon bei DIO versammeln, der als Headliner auf der "Rock Stage" fungiert.
Auch für die Blueser SAVOY BROWN, die das "end of show" auf der "Sweden Stage" bestreiten, wird zu diesem Zeitpunkt bereits Aufstellung genommen. Immerhin ist die Band seit Ende der Sechziger eine feste Größe in der britischen Szene, aus der beispielsweise FOGHAT hervorgegangen sind und bei der sich Musiker, die später bei UFO, CHICKEN SHACK, WISHBONE ASH, FLEETWOOD MAC oder GENESIS auftauchten, ihre Sporen verdienten. Kein Wunder also, daß die Band beim SRF so manchen Altrocker in Verzückung setzt.
Ungewöhnlich ist indes, daß bei DIO ›Killing The Dragon‹ als Opener fungiert - schließlich handelt es sich dabei um den Titelsong der einzigen "Aldritch-Platte", während mittlerweile bekanntlicherweise Craig Goldy zu DIO zurückgekehrt ist. Beim "Sweden Rock Festival" erlebt man eine ruhige DIO-Show mit einem in sich gekehrten Ronnie James Dio ähnlich wie es auch beim BYH sein soll. Allerdings gibt es in Schweden ein längeres Set mit den altbekannten Nummern aus allen Winkeln der DIO-Karriere: von ›Man On The Silver Mountain‹ und ›Stargazer‹ über ›Heaven And Hell‹ bis ›Rainbow In The Dark‹ und ›We Rock‹.
Dann steht der lange erwartete "ultimative Headliner" des SRF an. Schließlich kursieren schon seit Wochen Nachrichten aus Amerika, die von der sensationellen MÖTLEY CRÜE-Show sprechen. Doch diesbezüglich hatte die CRÜE gleich schon mal ein wenig den Wind aus den Segeln genommen und angekündigt, daß man nicht die komplette Show mitbringen würde.
Zur Eröffnung selbiger torkelt ein Clown über der Bühne - passend zu dem Affenzirkus, den die Band bei der Pressekonferenz abgezogen hatte: überflüssiger Megastarrummel, auf den man bestenfalls noch in Amiland abfährt; in dieser Hinsicht konnten MÖTLEYs Landsmänner Sebastian Bach und Sammy Hagar beweisen, daß man solch eine Situation weitaus unkomplizierter, charmanter und gewinnender über die Bühne bringen kann und sich dabei garantiert nicht unter Wert verkauft. Anyway - zu dem Clown gesellen sich alsbald zwei leichtbekleidete Grazien, die über die Bühne tänzeln. In Amerika wäre dies vielleicht schon Grund genug gewesen, die Moralpolizei auf den Plan zu rufen, aber in Europa bedeutet dies bestenfalls ein harmloses Augenzuckerl... Ansonsten ist die Optik zwiespältig, denn das riesige Backdrop sieht grandios aus und die Pyroshow ist wahrlich umfangreich. Auf der anderen Seite ist die Lightshow so katastrophal, daß man oft nur Schattengestalten über die Bühne huschen sieht - vielleicht war Vince Neills Lifting doch nicht so erfolgreich wie erhofft, so daß er lieber im Dunkeln stehen möchte...
Scherz beiseite, denn immerhin rocken MÖTLEY eine Setlist wie sie nicht besser sein könnte: ›Shout At The Devil‹, ›Too Fast For Love‹, ›Ten Seconds To Love‹, ›Red Hot‹, ›Too Young To Fall In Love‹, ›Looks That Kill‹, ›Louder Than Hell‹, ›Live Wire‹, ›Girls, Girls, Girls‹, ›Wild Side‹, ›Dr. Feelgood‹, ›Same Old Situation‹ oder ›Kick Start My Heart‹. Ergo: Man konzentriert sich auf die Frühphase der Bandgeschichte, als man musikalisch noch wirklich etwas zu sagen hatte, während man auf die ganzen späteren "Mehr Schein als Sein"-Nümmerchen verzichtet; da kann man auch die rundum magere, neue Single ›Same Old Lovesong‹ verkraften. Als Zugabe - obwohl keine Zugaberufe zu vernehmen sind - folgen noch ›Helter Skelter‹ und ›Anarchy In The UK‹.
Doch MÖTLEY verstehen es, diesen im Grunde leichten Sieg zu verspielen: Nicht, daß Vince Neil jemals im Verdacht gestanden hätte, ein Gesangsmeister zu sein, aber seine Vocals klingen bestenfalls superdünn, meist jedoch schlicht unterirdisch und bei ›Home Sweet Home‹ wird es gar unerträglich. Zudem läßt die Kapelle immer wieder ewig lange Pausen zustande kommen, die den Fluß der Show zerstören, die mal Vince Neil mit "4-letter-word"-Kaskaden füllt oder Tommy Lee, der weißgetüncht hinter seinen Drums sitzt, für eine lange, reichlich sinnlose Ansprache "nutzt".
Dennoch herrscht am Anfang der Show ein gigantischer Ansturm, so daß die Security fast nicht nachkommt, die Erschöpfungsopfer aus der Menge zu ziehen, und erst im Verlauf der Show legt sich die Hysterie ein wenig. Somit haben die Fans sicherlich ihren Spaß gehabt, aber objektiv betrachtet ist das Resumee der großspurig angekündigten MÖTLEY CRÜE-Show eher ernüchternd.
Denn: Man mußte schon lange mutmaßen, daß MÖTLEY CRÜE zu einem Gutteil dank der Skandale, die sich um die Band rankten, groß geworden waren. Dank der Reunion und dieser Show wird klar, daß dies wahrscheinlich der einzige Grund war, denn die musikalische Leistung kann es unmöglich "Schuld" gewesen sein.
Auch wenn Kollege Römpp gegen diese Aussage heftig intervenieren wird: Bei MÖTLEY CRÜE war unterm Strich enorm viel Lärm um relativ wenig angesagt. Da hatten EUROPE im Vorjahr dem Festival einen ganz anderen Abschluß beschert. Kein Wunder, daß im Backstagezelt anschließend die ganze Meute lauthals ›The Final Countdown‹ gröhlte, während MÖTLEY-Songs nicht gesichtet wurden...
Photos: Stefan Glas
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