QUEENSRŸCHE
beim
"Bang Your Head!!!"-Festival 2008
Balingen, Messegelände
27.06.2008
Na, das fängt ja gut an - oder eben nicht: Das Intro beginnt schon mal mit satten 20 Minuten Verspätung. Dafür gibt es den ersten "externen" Einsatz der Bildwände neben der Bühne: nicht abgefilmtes Bühnengeschehen (oder gar Werbung) sondern die als bekannten Videoclip-Zeichentrick-Sequenzen von Protagonist Nikki im Krankenhaus (›I Remember Now‹).
Dann entern QUEENSRŸCHE die Bühne - über die Interpretation des Outfits des inzwischen-nicht-mehr-ganz-so-neuen Gitarristen Mike Stone darf man offensichtlich verschiedener Meinung sein: Soll das Verstecken hinter einer Gasmaske vielleicht symbolisieren, daß er damals noch nicht dabei war? Oder hatte er keine Zeit zum Schminken??? Interessanter ist da schon die Betätigung von Sänger Geoff Tate: Da es keine Ansagen gibt, hält er eben Schildchen hoch. Lesen konnte ich: "US out of Iraq" (das stand auch, als "U.S.A.", ganz groß in der Bühnendeko!), "Tell us the Truth, It's all about the Oil", "War is Terrorism" und (mein Favorit) "Somebody give Bush a blowjob so we can impeach him!". Was das mit "Mindcrime" zu tun hat? US-politisch ist es zumindest...
Außerdem stapfen jede Menge junge Herren mit allerlei Trommeln und Geschepper über die Bühne. Angeblich der Nachwuchs einer örtlichen Schlagzeugschule - Interaktion mit der Band gibt es jedenfalls nicht und ein paar der Jungs wirken recht unsicher auf der so großen Bühne. ;-) Sie scheinen ihre Sache aber gutzumachen, irgendwelche Unfälle sind nicht auszumachen. Und am Ende dürfen sie auch noch mal wieder kommen. Beim ersten "richtigen" Song gibt es dann richtiges Headliner-Feeling: die Titelzeile "Revolution Calling" wird von Tausenden mitgesungen, die meisten Gespräche werden unterbrochen und dafür setzen adäquate Bewegungen ein. So bleibt es während der kompletten »Operation: Mindcrime«, die ohne Zwischenansagen heruntergespielt wird. Neben Pamela Moore als Sister Mary agiert noch ein Schauspieler als Nikki, wenn Geoff Tate das nicht gerade selbst tut.
Von 21.30 bis 21.50 Uhr ist dann erst mal Pause. Das einigermaßen verwirrte Publikum trollt sich Richtung Getränke-oben-rein bzw. Getränke-unten-raus. Und wartet...
Die zweite Stunde "Mindcrime" weist auf allen Ebenen deutliche Unterschiede auf: Künstlerisch ist sie wahrscheinlich wesentlich wertvoller (wenn auch ohne Gasmaske) - ankommen tut sie wesentlich weniger. Auf der Bühne tummeln sich plötzlich diverse namenlose Statisten, auf den Bildwänden tut sich auch wesentlich mehr. So gibt es nicht nur den guten Ronnie James Dio als Dr. X bei ›The Chase‹ sondern offensichtlich den kompletten Song aus Konserve. Abgesehen davon ist es endlich richtig dunkel, so daß die Lightshow zur Geltung kommt.
Im Publikum dagegen kaum noch adäquate Bewegungsformen, dafür diverse Gespräche und große Lücken vor der Bühne. Offensichtlich bleibt ein Großteil der Meute nur in der Hoffnung auf eine Zugabe auf dem Gelände. Netterweise gibt es hinterher auch wirklich noch eine halbe Stunde Songs vom Voroperationswerk »Rage For Order« (1986) und vom verkauftechnischen Überalbum »Empire« (1990): ›Jet City Woman‹, ›Walk In The Shadows‹ und natürlich ›Silent Lucidity‹. Geoff Tat macht tatsächlich auch ein paar An- und Absagen - allerdings leider nur das übliche Festival-ihr-seid-ja-toll-Gerede. Und trotz der Tatsache, daß Geoff nur ein paar Kilometer nördlich geboren wurde, nur ein mickriges "Dankeschön" auf Deutsch. Referenzen zu den Schildchen am Anfang wären mir persönlich lieber gewesen... Ach ja: Der Horst hat wieder Zeit und Anlaß gefunden, mit seinen Riesenluftballons die Bühne zu überqueren (seit Alice Cooper anno 2004) hat er einen Narren an den Dingern gefressen. ;-)
Was ich von dem Ganzen jetzt halten soll, weiß ich nicht - und ein Großteil der Leute, deren Meinung mir zu Ohren gekommen ist, auch nicht...
Photos: Stefan Glas
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