Y-Files-Datasheet |
Contents: VANDEN PLAS-Interview |
Date: 28.09.1995 (created), 26.06.2022 (revisited), 26.06.2022 (updated) |
Origin: FEEDBACK |
Status: published |
Task: convert |
Comment: Ja, damals war ich der VANDEN PLAS-Fachmann für alle Medien. :-) Nach dem Interview in UNDERGROUND EMPIRE 7 kamen die Artikel für den METAL HAMMER und das ROCK HARD. Dann fragte mich auch das FEEDBACK, ob ich eine Seite VANDEN PLAS beisteuern könnte. Ich sagte zu und durchforstete die zuvor geführten Interviews und befragte die Msuiker ein weiteres Mal, um eine weitere Story auf die Beine zu stellen, die sich ein wenig von den anderen abhob. Ich kam dabei zu folgender Lösung, die ich der Redaktion gegenüber wiefolgt erläuterte: Apropos: Die Redaktion kürzte den Titel aus Platzgründen auf "Stationen". |
Supervisor: Stefan Glas |
Die Szene in und um Kaiserslautern gedeiht seit einiger Zeit prächtig. Immer mehr neue Bands wagen sich ans Licht der Öffentlichkeit, präsentieren ihre eigenen Stücke in Form von Demotapes oder Silberlingen, die zumeist auf einem mehr als ansprechenden Qualitätsniveau angesiedelt sind. Doch vor ihnen liegt ein weiter, oft steiniger Weg, so steinig, daß ihn nur die wenigsten bis zum Ende gehen werden. An dieser Stelle hatten vor langer Zeit auch VANDEN PLAS gestanden, doch sie haben schon ein gutes Stück des besagten Weges zurückgelegt und eine Menge Hindernisse unbeschadet überstanden. Im letzten Jahr wagten sie den großen Schritt einer Plattenproduktion unter professionellen Bedingungen und konnten damit den lange ersehnten Deal ergattern. So könnten sich VANDEN PLAS zum Vorreiter entwickeln, der Türen für die nächste Generation von Bands aufstößt. Grund genug, bei der Band nachzufragen, wie ihnen dieses Kunststück gelungen ist.
Andy: Eine Band aus Kaiserslautern hat es sicher schwerer als eine Band, die aus München oder Hamburg stammt. Dort haben die ganzen Szenegrößen, Plattenlabels oder Magazine ihren Sitz, und so spricht sich der Name einer Band viel schneller herum. Wenn eine Band aus Kaiserslautern ihr Material verschickt, so ist die Gefahr, von vorneherein nicht beachtet zu werden, viel größer, einfach weil diese Leute noch nie den Bandnamen gehört haben. Ähnlich ist es uns ergangen, denn wir erhielten zunächst ausschließlich Absagen. Glücklicherweise erweckten wir das Interesse von Limb Schnoor, bei dem wir einen Vertragsdeal unterschrieben. Erst Limb Schnoor als renomierte Szenepersönlichkeit konnte einen Deal für uns klarmachen, wenn auch mit dem haargenau gleichen Material. Mit einem solchen Fürsprecher hat man es leichter, während es für eine Band aus der Provinz im Alleingang sehr schwer wird.
Andreas: Außerdem sollte man nicht vergessen, daß wir schon sehr lange zusammen sind und gemeinsam viele Tiefen durchlebt. Aber wir haben nie aufgegeben, sondern alle Schwierigkeiten haben uns noch mehr zusammengeschweißt.
Andy: Ich finde die Kaiserslauterer Rockszene unglaublich gut, so daß es verwunderlich ist, daß dabei erfolgsmäßig noch nicht wesentlich mehr ‘rausgesprungen ist. Dazu muß man allerdings das Risiko eingehen, eine Menge Geld in eine Produktion zu investieren, die internationalen Ansprüchen standhalten kann. Da waren wir die ersten, die diesen Schritt gewagt haben, aber ich denke, daß andere es uns gleichtun werden und sich damit ähnliche Möglichkeiten wie wir eröffnen können.
Stephan: Ein weiteres Problem besteht darin, daß Kaiserslautern ein schwieriges Pflaster für Rockmusik ist. Es gibt kaum Liveclubs für diese Musik, und ebenso mangelt es an guten Musikern. Bei uns werden vielmehr Coverbands gesucht, und eigenes Material gleich welcher Güteklasse ist kaum gefragt. So kommt es traurigerweise vor, daß einige der besten hiesigen Musiker in Coverbands spielen, weil sie auf das Geld angewiesen sind. Dadurch braucht eine Band, die sich auf eigenes Material spezialisiert hat, endlos lange, bis sie ihr Line-up komplettieren kann. Dennoch haben die SPERMBIRDS, ARTS & DECAY oder HEADCRASH bewiesen, daß man auch als Band aus dem Kaiserslauterer Raum überregional Erfolge feiern kann.
Günter: Oft sehen die Musiker ihre Bands nur als Hobby an und nicht als Berufung. Ich glaube, es gibt einige Kaiserslauterer Bands, die eine Menge erreichen könnten, wenn sie einfach risikofreudiger wären! Es ist sicher wichtig, sich eine gewisse Sicherheit im Rücken zu behalten, aber man muß am richtigen Punkt bereit sein, alles zu geben.
Andy: Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich vor fünf Jahren sagte - und es kommt mir vor, als ob es gestern gewesen wäre - daß ich nur noch zwei Jahre weitermachen wolle. Wenn sich während dieser Zeit kein Erfolg einstellen würde, wäre das Thema VANDEN PLAS für mich endgültig passé. In diesen zwei Jahren haben wir hart an uns gearbeitet und plötzlich gemerkt, wohin man damit kommen kann, obwohl wir es noch lange nicht gepackt hatten. Plötzlich war die Band für mich zu einer Philosophie geworden. Ich kann mich mit der Band einfach am besten ausdrücken und könnte mir ein Leben ohne VANDEN PLAS absolut nicht mehr vorstellen.
Günter: Wir hatten sicher großes Glück gehabt, daß wir diese Theaterengagements erhielten, zu denen uns Andy, der zuvor am Pfalztheater Kaiserslautern aufgetreten war, den Weg geebnet hatte. Damit haben wir uns die finanzielle Basis für die Produktion von »Colour Temple« geschaffen und so den Stein ins Rollen gebracht.
Stephan: Zudem war die Arbeit am Theater eine wertvolle Erfahrung für uns. Wir wurden zum einen super aufgenommen und als vollwertige Musiker akzeptiert und konnten uns zum anderen eine Menge von den Orchestermusikern abschauen und haben gelernt, diszipliniert zu arbeiten.
Andy: Ebenso hat uns die Mentalität, die unter den Künstlern zutage tritt, fasziniert. Es wird dort unheimlich offen miteinander umgegangen. So konnten wir uns zum Beispiel bei unserem Auftritt bei der Eröffnungsfeier des neuen Pfalztheaters von drei verschiedenen Seiten präsentieren. Wir spielten einen Set, in dem unser eigenes Material, Lieder aus den Theaterstücken und nachgespielte Pop/Jazz-Nummern vertreten waren.
Stephan: Letztlich kann man sagen, daß wir begonnen hatten, unseren heutigen musikalischen Weg einzuschlagen und durch die Erfahrungen am Theater wurden wir bestärkt, an diesem Stil weiterzuarbeiten. Wir haben durch das Arbeiten mit den Orchestermusikern viel gelernt, wurden angespornt und sahen, daß wir es mit unserem eigenen Stil schaffen können.
Um dies zu verwirklichen, werden VANDEN PLAS in nächster Zukunft verstärkt durch ganz Deutschland und das benachbarte Ausland touren, um »Colour Temple« möglichst vielen Fans live zu präsentieren. Gleichsam erfreulich, daß die Musiker von VANDEN PLAS sich durch den bisherigen Erfolg nicht verändert haben und auf dem Boden geblieben sind, denn ihnen ist klar, daß trotz aller ermutigender Beachtung noch ein weites Stück Weg vor ihnen liegt, der nur Schritt für Schritt zurückgelegt werden kann.