RAGE (D)
VANDEN PLAS
ZOO ARMY
HELLOWED
Illingen, Illipse
20.01.2007
Das "New Years Rock" in Illingen ist über die letzten Jahre zu einer festen Einrichtung geworden. In diesem Jahr hatte Kommisar Zufall den Veranstaltern ein ganz besonderes Schmankerl zugespielt, denn wenige Wochen zuvor war die Trennung zwischen RAGE und ihrem Drummer Mike Terrana vonstatten gegangen, so daß Peavy Wagner und Victor Smolski an diesem Abend ihren in Windeseile eingearbeiteten neuen Drummer André Hilgers präsentierten. Da das "Kulturforum Illipse" in Illingen darüber hinaus eine sehr schöne, geräumige Halle ist, stand also einem gelungenen metallischen Abend nichts mehr im Wege.
Einziger kleiner Schönheitsfehler war der Eintrag auf der Homepage der "Illipse", daß die Veranstaltung um 20 Uhr beginnen sollte: Als meine Wenigkeit zehn Minuten vor diesem Termin eintrifft, gibt es vom Opener HELLOWED nur noch den Abgang in Form einer wackligen MANOWAR-›Hail And Kill‹-Coverversion zu hören, bei der vor allem HELLOWED-Sänger Oliver Pitsch maßlos überfordert ist. So bleibt nur der generelle Gedankenanstoß an die Newcomertruppe, daß sie mit diesem Namen garantiert niemals einen Blumentopf gewinnen wird, denn nicht nur meinereiner hatte im Vorfeld mit einer HELLOWEEN-Coverband gerechnet.
Es geht mindestens genauso jung - dafür aber um so routinierter - mit ZOO ARMY weiter. Der Truppe um den ehemaligen Teeniestar Gil Ofarim, der mittlerweile das Rocken gelernt hat, spürt man deutlich an, daß sie seit der Veröffentlichung des Debüts mehr oder minder lückenlos auf Tour ist. Und bei Frontmann Gil ist es noch viel deutlicher, daß er seit Jahren gewohnt ist, im Rampenlicht zu stehen: Mit einer Mischung aus Souveränität, Charme und Vorwitzigkeit macht er sich "sein" Publikum, das zu einem nennenswerten Prozentsatz aus pubertierenden Mädels besteht, gefügig als sei es seine leichteste Übung. Zwar läßt wie schon auf der ZOO ARMY-Platte auch bei der Liveperformance kaum ein Song aufhorchen, sondern alle Nummern ziehen nur pflegeleicht vorbei, aber es ist definitiv besser, daß die Kids einen rockenden Gil Ofarim mit ihren Handykameras aufs Korn nehmen als sich von irgendwelchem Castingmüll aus Bohlenhausen und Popstars-City verarschen zu lassen.
Anschließend findet ein recht krasser Publikumswechsel statt, denn eben jene Mädels, die gerade die Frontrow bestückt hatten, verziehen sich nun in Richtung Merchstand, wo sich ZOO ARMY zum Autogrammgeben angekündigt haben. Dennoch bleiben auch bei den Prog-Metallern VANDEN PLAS etliche Jünglinge anwesend, die für einen ordentlichen Moshpit plus Propellerbanging sorgen - wer hat da gesagt, bei Konzerten von Progbands sei nix los..? Diese Stimmung hochzuhalten ist für VANDEN PLAS-Fronter Andy Kuntz natürlich ein Kinderspiel und auch die Spiellaune der Band ist prächtig. So sind an diesem Abend allenfalls leichte soundtechnische Unzulänglichkeiten zu bemängeln, weil hier und da die Keyboards zu grell herausstechen, was aber nichts daran ändert, daß VANDEN PLAS als eine von drei Siegerbands die Halle verlassen.
Tja, die in der Einleitung aufgebaute Spannung kaputtgemacht... Aber es dauert wirklich nur Augenblicke, um zu sehen, daß auch für RAGE der Auftritt beim "New Years Rock" zu einer todsicheren Angelegenheit wird. Die Stimmung, für die die etwa 800 Besucher sorgen, ist wie schon bei den beiden vorhergehenden Bands bestens, und Neu-RAGE-Drummer André, den zuvor bei AXXIS oder SILENT FORCE getrommelt hatte und beiden Bands auch weiterhin treubleiben wird, schafft es offenbar mit Leichtigkeit, die Lücke zu füllen, die Ausnahmedrummer Mike Terrana hinterlassen hat. Auf jeden Fall taktet er sich an diesem Abend genauso problemlos durch den RAGE-Pophit ›Don't Fear The Winter‹ wie durch die überlange "RAGE meets Klassik"-›Lingua Mortis‹-Suite, so daß die Truppe den Stöckchenwechsel wohl problemlos verkraften dürfte. So kann man allenfalls für die Zukunft den Wunsch anbringen, daß RAGE sich auch mal wieder dem ein oder anderen ganz alten Kracher annimmt; »Prayers Of Steel«, »Reign Of Fear« und »Execution Guaranteed« waren schließlich grandiose Alben!
Photos: Stefan Glas
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