THE SWEET
beim
"Rock Of Ages"-Festival 2006
Rottenburg-Seebronn, Festplatz
29.07.2006
Kontrastprogramm: Nach ein paar Damen, die offensichtlich keinen Wert darauf legen, ihr reales Alter offen zu zeigen, kommen THE SWEET. Da ich mich bei Festivals auf Bands, die ich noch nicht live gesehen habe, nicht sonderlich vorbereite, fing ich erst am Morgen an, meine Mitmenschen auszuquetschen, ob sie SWEET und SLADE auseinander halten und mir sagen könnten, von wem ›Fox On The Run‹ sei. Irgendwie habe ich die falschen Leute gefragt, weil: Sie konnten es nicht. ;-)
Angekündigt werden THE SWEET vom am Samstag zeitweise als Ansager fungierenden Dee Snider als Helden seiner Jugend. Außerdem bemerkt er, daß man von der Bühne aus nach rechts freien Blick auf die Pinkelstände hat (offensichtlich fiel das am Abend vorher im Dunkeln nicht so auf) und bittet seine Geschlechtsgenossen, zumindest bei den Balladen von der Benutzung Abstand zu nehmen. Eine der ersten Ansagen, mit denen uns Andy Scott (geb. 1949, Gitarre, seit 1970 bei THE SWEET) beglückt, ist die Behauptung, daß er der älteste Mensch auf der Bühne dieses Festivals sei. Dem widerspreche ich zwar prompt, da sich allein in den Reihen von URIAH HEEP in Gestalt von Lee Kerslake und Mick Box (beide 1947 geboren) schon zwei etwas ältere und in Trevor Bolder und Phil Lanzon (geb. 1950) zwei nur unwesentlich jüngere Herren befinden, aber egal. ;-)
Später gibt es noch eine lobende Erwähnung der Original-Mitglieder Brian Connolly (1945-1997) und Mick Tucker (1947-2002). Auch wenn Andy nicht erwähnt, warum diese nicht mehr mit ihm auf der Bühne stehen, scheint ein großer Teil des Publikums das zu wissen. Damit hat Andy Scott zumindest die beste "Ausrede" des Festivals, mit nur einem Originalmitglied noch unter dem alten Bandnamen zu firmieren! Ansager Dee Snider hat seine am Vorabend als Sänger von TWISTED SISTER vorgetragene Tirade, daß es viel zu viel Bands gäbe, die mit nur einem Originalmitglied unter dem alten Namen wieder auf Tour sein, zwar unterlassen, aber irgendwie war klar, daß damit u.a. SWEET gemeint waren... Die neuen Mitglieder (leider scheint es keine Website zu geben, die sich mit deren Personalien beschäftigt, obwohl die aktuellen Tourdaten an diversen Stellen zu finden sind...) werden übrigens von Andy nett vorgestellt ("Es ist gar nicht so einfach, so schnell Baß zu spielen und dabei zu singen wie ein Mädchen!"). Und solieren dürfen sie auch - nur warum der Keyboarder dabei erst die BEATLES und dann ELP zum besten gibt, bleibt inkognito...
Zu den gespielten Nummer-1-Hits, die sogar ich "Expertin" erkannt habe, gehören: ›Wig Wam Bam‹ (1972), ›Blockbuster‹ (1973), ›Ballroom Blitz‹ (1973), ›Teenage Rampage‹ (1974) und der ›Fox On The Run‹ (1975). Außerdem schien dem Großteil des Publikums ein gewisses ›Love Is Like Oxygen‹ (1977) sehr geläufig zu sein, auch wenn das die Top 10 nur angekratzt hatte.
Insgesamt muß man den Herren lassen, daß sie die Kurve sehr gut kriegen und das Publikum im Sturm erobern. In Sachen Stimmung sollte der Nummer 5 im Billing an diesem Tag nur noch der Co-Headliner URIAH HEEP den Rang ablaufen! Man nennt so was wohl auch Überraschungserfolg.
Photo: Stefan Glas