Y-Files-Datasheet |
Contents: JAG PANZER-Special |
Date: April 1990 (created), 01.08.2003 (revisited), 08.06.2024 (updated) |
Origin: METAL HAMMER/CRASH |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Availability: original printed issue possibly still available, check here! |
Comment: Keine Frage: Es war das Pendant zum SACRED BLADE-Artikel von den ersten Underground-Seiten - getreu dem Motto "Cult comes first!". Leider sollte sich später hinaus nur noch selten die Möglichkeit zu solchen Extratouren ergeben, weil das "Tagesgeschäft" immer erdrückender wurde. Doch ein Artikel über JAG PANZER hatte damals absoluten Seltenheitwert, denn die Band existierte zu diesem Zeitpunkt nicht und wurde nur von absoluten Insidern als verschütteter Geheimtip gehandelt. Zum Glück fand die Band den Dreh, so daß sie uns bis heute viele weitere tolle Platten beschert haben. Einige der »Chain Of Command«-Stücke wurden später nochmal neu eingespielt. In seiner ursprünglichen Version ist uns die Platte allerdings leider nur in Form des vorgestellten Tapes sowie eines Bootlegs erhalten geblieben. |
Supervisor: Stefan Glas |
Nach der Underground-Tagesschau, wollen wir uns aber einige Bands und deren Produkte etwas genauer betrachten.
Beginnen will ich mit einem Namen, der jedem Undergroundfan den Schweiß auf die Stirn treiben wird:
Visionen von göttlichen Songs erscheinen, und wie im Fieber sieht man ihre Platten, die »Tyrants«-EP und das »Ample Destruction«-Album vor seinen Augen tanzen. Doch war Euch bewußt, daß JAG PANZER noch einen zweiten Longplayer eingespielt hatten?
Ja, Ihr habt Euch nicht verhört! 1987 schon geschah dies und wurde von JAG PANZER »Chain Of Command« betitelt. Leider sollte der Platte kein allzu glückliches Schicksal beschert sein: JAG PANZER suchten nach einer ordentlichen Firma, die »Chain Of Command« hätte veröffentlichen sollen. Bis heute jedoch ist »Chain Of Command« nirgends erschienen. Es gehen zwar mal wieder Gerüchte um - wie sattelfest diese sind, vermag ich nicht zu behaupten. Ich hatte jedenfalls vor einiger Zeit das Glück, ein Vorabtape von »Chain Of Command« zu ergattern, und daher will ich es hiermit vorstellen.
Welchen Sinn macht es, ein Tape einer nichtveröffentlichten LP vorzustellen, wird sich da der ein oder andere fragen. Ganz einfach! JAG PANZER sind eine Band, die so tief im Underground verwurzelt sind, daß sie eigentlich gar nicht mehr wegzudenken sind. Außerdem hat »Chain Of Command« das musikalische Potential, daß es ein Jahrhundertalbum werden kann, wenn es denn wirklich irgendwann veröffentlicht werden sollte!
So, nach dieser langen Vorrede wollen wir aber endlich auf des Pudels Kern zu sprechen kommen, die Platte selbst nämlich.
Den Einstieg bildet ein klassisch angehauchtes Gitarrenintro namens ›Prelude‹. Der nun folgende Titelsong bietet auf allen Gebieten Meisterleistungen, die dieses JAG PANZER-Werk zu einem wahren Highlight werden lassen: Da wären zunächst mal die Gitarren, die von Anfang bis Ende mit einmaligen Riffs und originellen Soli brillieren und dabei dermaßen Druck und Power erzeugen, daß man nur noch die Ohren anklappen kann. Baß und Schlagzeug unterstützen die Gitarren dabei, führen durch abwechslungsreiches Spiel aber auch viele Breaks herbei, die den Songs zu noch mehr Profil verhelfen.
Das große Problem der "neuen" JAG PANZER mußte logischerweise der Gesang sein. Der neue Sänger hatte eines der schwersten Erben anzutreten, das man sich wohl vorstellen kann: Er mußte die Stelle von Harry Conklin alias "The Tyrant" übernehmen; ein praktisch unmögliches Unterfangen, bei dem er wohl immer den kürzeren ziehen mußte! JAG PANZER haben aber wohl mit Bob Parduba genau die richtige Wahl getroffen. Er klingt nämlich total anders als sein Vorgänger, was wohl die einzige Lösung dieses Problems war. Bob hat eine melodischere Stimme und versteht es, seine Stimme noch besser zu beherrschen als Harry, wobei er aber nie dessen überragende Ausdrucksfähigkeiten erreicht. Dennoch ist Bob ohne Zweifel ein Ausnahmesänger, was er auf »Chain Of Command« unter Beweis stellt. Alle Stücke verfügen über einen sehr guten Strophengesang, der stets in einem Refrain gipfelt, der Ohrwurmcharakter besitzt, ohne jedoch kommerziell, standardmäßig oder gar seicht zu klingen. Außerdem werden unauffällig, wohldosiert und absolut passend Keyboardparts zu den Refrains gemischt und verstärken noch mehr diesen Effekt der Unverwechselbarkeit.
Egal ob man sich nun ›Shadow Thief‹, ›She Waits‹, ›Sworn To Silence‹ oder welchen Song auch immer anschaut, jeder wird diese Eigenschaften aufweisen und sich trotzdem songschreiberisch himmelweit von dem anderen unterscheiden.
Besonders erwähnenswert ist außerdem die Coverversion ›In-A-Gadda-Da-Vida‹. SLAYER könnten sich von und zu schreiben, wenn ihre Version des IRON BUTTERFLY-Klassikers nur annähernd so gut gelungen wäre!
...und das alles soll nicht gereicht haben, um einen anständigen Plattenvertrag zu bekommen? Eine Frechheit sondersgleichen! Was muß eine Band denn heute noch alles machen, um gesignt zu werden?!?
Ich hoffe inständig, daß sich besagte Gerüchte bewahrheiten und daß »Chain Of Command« demnächst mal klein, rund, schwarz und schön vor mir liegen wird, denn »Chain Of Command« bedeutet neun Wahnsinnssongs gekrönt vom unbeschreiblichen Outro ›Gavotte In D‹ mit sauberer Produktion und sehr gutem Sound. Ich wünsche es wirklich allen JAG PANZER-Fans und jedem, der auf guten Metal steht, daß es in Vinyl erscheinen wird!