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"Keep It True X"-Festival

Lauda-Königshofen, Tauber-Franken-Halle

04.-05.04.2008

Knapp fünf Jahre "Keep It True". Zehn Veranstaltungen, die ihresgleichen suchen. Legenden geben sich seit jeher in Lauda-Königshofen die Klinke in die Hand. Fanatische Metalfans aus aller Herren Länder kommen angereist, um jeden Augenblick des Festivals in sich aufzusaugen, um Metal zu leben. Das ist nicht nur eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, sondern die schlicht einmalig ist! Unsere herzliche Gratulation an die beiden Hauptdrahtzieher Oli Weinsheimer und Tarek Maghary, aber auch an alle anderen, die das "Keep It True" zu dem gemacht haben, wofür es heute weltweit geschätzt wird: ein pulsierendes Zentrum des metallischen Untergrund!
Natürlich war beim Jubiläums-KIT das Motto "Klotzen statt kleckern" angesagt, so daß zum einen einige der Highlights der bisherigen Veranstaltungen erneut in die Tauberfrankenhalle eingeladen wurden, aber auch neue Kultacts rangekarrt wurden. Vorhang auf für das zehnte "Keep It True"!
Dabei gibt es kurz vor der Veranstaltung noch einige ungeplante "Wackler", denn Kevin Goocher muß sich einer Hüftoperation unterziehen, was gleich zwei KIT-Bands betrifft: Zum einen stehen OMEN nun ohne Sänger da, die es allerdings schaffen, das Problem - etwas chaotisch, wie wir später noch sehen werden - zu lösen, während Kevins Band PHANTOM-X ganz absagen muß (siehe dazu auch unsere Newsmeldung). Nutznießer dieser Tatsache sind BATTLEROAR, die somit auf den letzten Drücker aufs Billing rutschen und das Jubliäums-KIT eröffnen dürfen.

BATTLEROAR [GR]-Liveshot

Doch die Griechen müssen ein wenig mit einem Novum kämpfen: Da aufgrund der früheren Anfangszeit für die Bands heuer die Metalbörse nicht schon - wie sonst beim KIT üblich - Stunden zuvor, sondern erst kurz vor dem BATTLEROAR-Set geöffnet wird, ist der Run auf die Verkaufsstände zunächst mal deutlich größer als auf die Liveaction auf der Bühne. Schade, denn die Band hat sich gegenüber früher deutlich gesteigert, und auch die noch unbekannten Songs von der neuen Platte, die rechtzeitig zum KIT fertiggestellt wird, klingen sehr überzeugend. Doch bedenkt man, daß sich kaufrauschbedingt der Platz vor der Bühne ziemlich licht präsentiert, ist die Stimmung gut, so daß BATTLEROAR durchaus zufrieden die Heimreise antreten können.

STRIKEMASTER [MEX]-Liveshot

Anschließend dürfen STRIKEMASTER die Thrashtime eröffnen, denn zum zehnten KIT wurden drei Bands der im Anrollen befindlichen neuen Thrashwelle eingeladen - und die Jungs freuen sich natürlich, daß sie die erste mexikanische Band sind, die beim KIT spielen dürfen. Dennoch soll es leider eine enttäuschende Show werden, da die Band völlig kraftlos agiert - mit ihrem Spiel keinen Druck entwickelt und von der Performance her fast schon einschläfernd wirkt. Vor allem Gitarrist und Sänger Colonel KMU nutzt noch nicht mal seine gesangsfreien Phasen sonderlich, um sich ein wenig von seinem Mikro zu lösen. Einzig Basser Captain Ricardo, der erst vor etwa einem halben Jahr Sargeant Diego (nette Pseudonyme haben die Jungs...) abgelöst hatte, kann mit ordentlichem Bewegungsradius und aktivem Mähneschütteln optisch ein paar Streiflichter setzen. Angesichts des guten Eindrucks, den die STRIKEMASTER-Platte hinterlassen hatte, ist diese Performance eine handfeste Enttäuschung, was sich auch darin widerspiegelt, daß lediglich in vorderster Front eine Handvoll Fans mitmachen.

MERCILESS DEATH-Liveshot

Leider können von den jungen Thrashern beim zehnten KIT unterm Strich nur FUELED BY FIRE überzeugen, denn auch die nachfolgenden MERCILESS DEATH absolvieren nur eine laue Vorstellung. Gewiß klingt bei MERCILESS DEATH alles etwas kräftiger und knackiger als bei STRIKEMASTER, aber dennoch muß man bei beiden Bands feststellen, daß sie von tightem Spiel noch meilenweit entfernt sind. Zudem muß man sagen, daß auch die MERCILESS DEATH-Show ziemlich langweilig ist und die Band folgerichtig ebenfalls kaum Resonanz erhält. Vielsagend ist diesbezüglich, daß Sänger und Basser Andy Torres der Aktivposten der Band ist - obgleich er natürlich notgedrungen während des Großteil eines Songs an seinen Platz gefesselt ist. Wenn diese beiden Truppen zur Speerspitze der neuen Thrashbewegung zählen wollen, dann müssen sie noch eine Menge tun. Sie könnten sich ein Beispiel an ihren Kollegen FUELED BY FIRE nehmen, die ein hundertprozentiges Brett hinlegen und demzufolge auch ein komplett ausrastendes Publikum "erbten".

SENTINEL BEAST-Liveshot

Also lag es an alten Säcken, das Jubiläums-KIT rauszureißen, doch Debbie Gunn hat für ihren neuen SENTINEL BEAST-Anlauf eine extrem junge Band um sich geschart, wobei Basser Nic Atomica X sogar so aussieht als sei er einer Boyband entsprungen. Doch spielerisch kickt die Truppe ordentlich und feuert die komplette - und einzige - SENTINEL BEAST-Platte inklusive des IRON MAIDEN-Covers ›Phantom Of The Opera‹ energiegeladen in die Menge. Der neue Song, den die Band präsentiert, klingt amtlich und paßt durchaus zum Restmaterial, so daß man hoffen kann, daß die angekündigte neue SENTINEL BEAST-Platte ein Treffer werden kann. Auch wegen Debbie braucht man sich keine Sorgen zu machen: Sicherlich sieht sie nicht mehr aus wie einst im Mai, da einige Proportionen doch ein wenig verrutscht sind, aber ihr Shouting ist passabel und ihre Mähne fliegt beim Bangen hervorragend. SENTINEL BEAST scheinen sich auf jeden Fall ihrer Qualitäten bewußt zu sein, denn sie sind frech genug, als Band mitten im Billing drauf zu pokern, daß man für eine Zugabe auf die Bühne zurückgeklatscht wird - was auch funktioniert, so daß SENTINEL BEAST zum Abschluß den Titeltrack des ersten Demos »Kill The Witch«, das 1984 erschienen war, spielen.

METAL INQUISITOR-Liveshot

Keine Frage: Vordergründig stellt es die Enttäuschung schlechthin, daß METAL INQUISITOR ohne ihren erkrankten Frontmann El Rojo antreten muß. Denn: Dies hätte können der Gig schlechthin für die Band werden, der Gipfelpunkt ihrer Karriere. Das Publikum ist nämlich derart heiß auf die Band, daß es umgehend ausklinkt. El Rojo hätte hier mit seinem unbestrittenen Charisma eine metallische Revolte auslösen können! Doch auch so muß man METAL INQUISITOR allergrößten Respekt zollen, da sie den Gig nicht einfach ins Wasser fallen lassen, sondern unter den gegebenen Umständen das beste daraus machen. Zudem schlägt sich Gitarrist Blumi als Notnagelsänger wahrlich nicht schlecht, wobei er indes als Frontmann noch ein wenig Nachhilfeunterricht nehmen müßte, da er zwischen den Songs jedesmal belämmert dasteht und nicht wirklich weiß, was er sagen soll. Alternativprogramm heißt also das Gebot der Stunde für die Koblenzer Combo, die wieder mit dem rechtzeitig zur "10 Jahre METAL INQUISITOR"-Party am 1. März zurückgekehrten Basser Kronos antritt, so daß man für das JUDAS PRIEST-Cover ›Invader‹ einen befreundeten Sänger von einer PRIEST-Coverband auf die Bühne bittet. Weitaus illustrer sind da die beiden anderen Gastsänger, die sich den INQUISITORen unterordneten: Jess Cox, mit dem man natürlich eine steinalte TYGERS OF PAN TANG-Nummer zockte: ›Euthanasia‹, den Opener der ersten und einzigen TYGERS-Platte, die Jess eingesungen hat. Es folgt Brian Ross von BLITZKRIEG, mit dem man einen Rückgriff auf seine SATAN-Vergangenheit wagt und ›Trial By Fire‹ spielt. Aufgrund des "Notprogramms" gehen METAL INQUISITOR deutlich früher als geplant von der Bühne, doch das Publikum will sich nicht zufriedengeben, so daß die Truppe ›Daze Of Avalon‹ ein weiteres Mal spielen muß. Unglaublich! Nochmal: Glückwunsch für den metallischen Mut an die Combo und zugleich Beileid, denn unter anderen, etwas "rothaarigeren" Vorzeichen hätte dies der ultimative Triumphzug für METAL INQUISITOR werden können. Schade, daß eine solch' außergewöhnliche Band "nur" ein permanenter Insidertip ist.

ATTACKER-Liveshot

Während Lee Altus von HEATHEN sich auf der Metalbörse umschaut, woran man sieht, daß auch altgediente Haudegen immer noch Fans sind, wird die KIT-Wiederholerrunde, die METAL INQUISITOR eingeleitet haben, nun fortgesetzt, denn ATTACKER haben ein »Battle At Helm's Deep«-Set angekündigt. Es wird eine exzellente und vor allem sehr emotionale Show, die Sänger Bob Mitchell dem 2000 verstorbenen ATTACKER-Gitarristen Jim Mooney widmet, dem dabei die Tränen in den Augen stehen. Es ist sicherlich keine Floskel als Bob voller Ergriffenheit sagt, daß dies die beste Show in der mittlerweile fast dreißigjährigen Karriere von ATTACKER sei. Vielleicht mag seine Stimmungslage auch daran liegen, daß Bob zu diesem Zeitpunkt schon weiß, daß es zugleich seine letzte Show mit ATTACKER sein würde, denn wenige Tage nach der Rückkehr vom KIT gibt er aus beruflichen und privaten Gründen seinen Ausstieg bekannt. Ganz gleich wer sein Nachfolger wird, er muß verdammt große Schuhe füllen! Den Schlußpunkt unter Bobs ATTACKER-Karriere bildet die SAXON-Coverversion ›Denim & Leather‹. Eigentlich würde man eine Fremdkomposition bei einer Band wie ATTACKER im Rahmen eines Auftritts beim "Keep It True" eher als überflüssig und deplaziert ansehen, doch in diesem Fall ist es das gloriose Ausrufezeichen hinter einem grandiosen Gig, denn die gesamte Halle singt die Nummer lauthals mit.

OMEN [US]-Liveshot

Das OMEN-Palaver vor diesem Gig hatten wir ja schon in den News beleuchtet, so daß Ihr wißt, daß der Rückzieher von Kevin Goocher die Band nicht sonderlich belastete, da Kevin zu diesem Zeitpunkt vermutlich ohnehin nicht mehr der Sänger von OMEN war, da dann die Meldung die Runde machte, daß Kenny Powell die komplette Band umgekrempelt habe und dabei auch den alten Drummer Steve Wittig zurückgeholt hatte. Für etwas Hektik dürfte indes gesorgt haben, daß der designierte Nachfolgeshouter Matt Storey seine Paßangelegenheiten nicht auf die Reihe bekam und ihm die Ausreise verwehrt bleiben würde, so daß OMEN eine Woche vor ihrem Europatrip in Windeseile ASKA-Sänger George Call als Ersatz anheuerten. Die Spannung war im Vorfeld also bis ins Unermeßliche gesteigert worden, löst sich jedoch umgehend wieder, da schon die ersten Sekunden verdeutlichen, daß George bestens zu den OMEN-Tracks paßt - vielleicht sogar besser als der wahrlich nicht schlecht agierende Kevin Goocher es je getan hat. Folglich steht einem triumphalen OMEN-Gig nichts mehr im Wege - auch die Tatsache nicht, daß Kennys Klampfe schon gleich beim ersten Song seinen Geist aufgibt; eher im Gegenteil, denn Kenny legt deswegen anschließend eine Mischung aus Angepißtsein und positiver "Jetzt erst recht"-Stimmung an den Tag, daß er den gesamten Gig hindurch förmlich unter Strom steht und leicht amokläufermäßig über die Bühne stalkt. Angesichts des nahezu blinden Sich-aus-dem-Stand-Verstehens der Parteien Call und OMEN würde ich mal tippen, daß die kurzfristige Aushilfe zur Dauerlösung befördert werden wird...

HELSTAR-Liveshot

Doch es sollte noch besser kommen, denn HELSTAR sind heute noch um einiges besser als bei dem wirklich tollen KIT-Gig der Band im Jahr 2004, so daß die Texaner es schaffen, die Qualitätskurve am heutigen Abend konstant nach oben zeigen zu lassen. Dies unterstreicht die Aussage, die James schon vor vielen Jahren getätigt hat, daß bei HELSTAR einfach Rivera und Barragan kooperieren müssen. Die besondere Magie, die die Band umgibt, ist eben nur in dieser Besetzung zu erreichen! Auf jeden Fall merkt man, daß die Band sich pudelwohl fühlt, da sie ein sehr gutes Stageacting an den Tag legt und besonders Basser Jerry Abarca sehr aktiv ist. Ein äußerst hoffnungsvoller Fingerzeig in Richtung Zukunft sind die neuen Songs, die HELSTAR spielen, die enorm gut klingen, so daß man sich freuen kann, daß HELSTAR in ihrem klassischen Line-up weitermachen - und daß man sie beim "Rock Hard Festival" schon wieder live begutachten kann.

TITAN FORCE-Liveshot

TITAN FORCE sind als einzige Band im zweiten Teil des heutigen Tages keine "KIT-Wiederholer", sondern lediglich Sänger Harry war schon mal mit JAG PANZER anwesend gewesen und wird es am nächsten Abend wieder sein. Okay, streng genommen waren jene HELSTAR, die beim "Keep It True III" aufgetreten waren, eigentlich James' damalige Band DISTANT THUNDER, die ein HELSTAR-Set gespielt hatten, während es heute die "echten" HELSTAR gewesen waren. Zudem sind TITAN FORCE, die mit einem neuen Basser antereten, so daß nun nur noch zwei Flores-Brüder an Bord sind, die einzige Band, die überhaupt diesen erdrutschartigen metallischen Triumphzug seit ATTACKER krönen können. Und sie tun es mit einer schlicht legendären Show, die erneut unterstreicht, welch völlig unterbewertete Band TITAN FORCE sind. Darüber hinaus feiert Harry im Verlauf des Gigs in seinen Geburtstag hinein, was KIT-Veranstalter Oli Weinsheimer zum Anlaß nimmt, um für Harry ein Geburtstagsgeschenk anfertigen zu lassen, das er nun auf der Bühne überreicht bekommt: Dimitar Nikolov hat ein Gemälde angefertigt, auf dem er seiner Figur, die er für das aktuelle KIT-Plakat entworfen hat, Harrys Gesicht verpaßt hat. Eine sehr nette Geste, die unterstreicht, daß dieses Festival immer noch einen familiären Flair hat. Selbstredend gibt es anschließend noch ein Geburtstagsständchen für Harry, dessen Text natürlich "Happy Birthday, dear Tyrant!" lautet. Verdient hat er das allemal, denn dieser Mann ist für den Metal einfach unersetzlich! Seinen Rekord von Balingen erreicht er diesmal dennoch nicht, denn er singt nur zwei Shows innerhalb von 24 Stunden, während es seinerzeit innerhalb von noch kürzerer Zeit drei gewesen waren...

Leider hatte es abends begonnen zu regnen, so daß der Parkplatz ziemlich matschig geworden ist, was für die Camper nicht gerade angenehm ist. Doch für die Bands bringt es den Vorteil, daß heute fast alle Parkplatzparties ersatzlos gestrichen sind und um so mehr Metaller in der Halle weilen - wo sie sogar etwas geschenkt bekommen: Unsere, leider immer noch vertragslosen SICK-U-R, die sich mittlerweile DESERT SIN nennen, hatten die sehr nette Idee, für das Festival einfach mal einen Promosampler in schicker DVD-Verpackung zusammenzustellen und ihn kostenlos an alle Besucher zu verteilen. Ein kleines Puzzlesteinchen, das zeigt, welch außergewöhnliches Gesamtbild das "Keep It True" abgibt.

BATTLE RAM-Liveshot

In die Analen des Festivals tragen sich nun BATTLE RAM ein, die 2003 mit einer Super-Demo-CD und umjubelten Auftritten einen regelrechten Senkrechtstart in der Undergroundszene hingelegt hatten. Nach langer Pause, in der man verzweifelt einen neuen Sänger suchen mußte, ist die Band nun seit etwa einem Jahr wieder live aktiv. Spielerisch gibt es keinerlei Kritik am KIT-Auftritt der Italiener, doch es werden umgehend zwei Probleme deutlich: In Sachen Entertainmentfaktor gibt die Band leider gar nichts her, was bei einer traditionellen Metalband sicherlich nicht superwichtig, aber eben auch nicht völlig uninteressant ist. Einzig Basser Arnaldo Rosati scheint zur Kenntnis genommen zu haben, daß Publikum anwesend ist, während es Neusänger Franco Sgattoni noch nicht mal schafft, eine standardmäßige Ansage zu machen. Zudem kann er trotz guter Stimme seinem überragenden Vorgänger Daniele DiLoreto nicht das Wasser reichen, so daß BATTLE RAM an den guten Eindruck, den sie mit den Shows vor der Pause hinterlassen hatten, nicht heranreichen. Kurz: musikalisch immer noch super, aber in Sachen Performance müssen die Italiener enorm nachlegen.

FUELED BY FIRE-Liveshot

Zu FUELED BY FIRE hatte ich ja schon am Vortag den Lobpreis gesungen, so daß wir uns an dieser Stelle kurzfassen können: Klasse Show, tighte Band, riesiger Circlepit vor der Bühne ließen schnell das Urteil zu, daß die Kalifornische Band problemlos den Abgang ihres Frontmannes Jovanny "Gio" Herrara verkraftet hat. Die neue Thrashszene ist also doch noch nicht verloren, und FUELED BY FIRE könnten zu einem ihrer Vorreiter werden!

DEMON EYES-Liveshot

Für DEMON EYES geht die Aufregung schon lange vor dem Gig los, denn sie haben das besondere Glück, daß sie bei der Anfahrt aufgrund eines Chemieunfalls bei Karlsruhe, der zu einer Vollsperrung der Autobahn führt, über eine Stunde im Stau stehen und dadurch alles superspät für sie wird: Sie treffen erst kurz vor Beginn ihrer Spielzeit ein, so daß der schnell durchgeführte Soundcheck, bei dem sie kurz METALLICAs ›Seek And Destroy‹ anspielen, das später im Set auch nochmal zu seinem Recht kommen soll, und zwar teilweise mit französischem Text nebst einer Widmung an Cliff Burton versehen, an der Spielzeit der Band nagt. Optisch setzt sich die Band deutlich von allen anderen ab, da sie komplett in Hochglanzleder gekleidet sind, was einen Bekannten dazu verleiten, mir ins Ohr zu raunen: "Aus welchem französischen Schwulenporno sind die denn entsprungen..?" Doch man muß DEMON EYES zugestehen, daß sie eine der professionellsten Bands des Festivals sind und vom Stageacting her einen guten Eindruck hinterlassen. Die Band schneidet diesen Gig auch mit, da eine spätere Liveveröffentlichung geplant ist. Als Abschluß des Sets kommt übrigens noch ›Antisocial‹ - natürlich in der TRUST-Version! - zum Zuge, wobei sich der Sänger einer befreundeten Band hinzugesellt sowie Holger Geißnitz, der früher bei Frankfurter Bands wie SCHWEINEPRIESTER oder den GROßSTADTREBELLEN gesungen hatte, mittlerweile aber nach Frankreich übergesiedelt ist und in Straßburg einen superben kleinen Metalladen namens "G.O.M. Records" betreibt und zudem eine neue Band namens REBELL 8 hat.

CRESCENT SHIELD-Liveshot

CRESCENT SHIELD entpuppen sich schnell als eine riesige, positive Überraschung und liefern eine tolle Show ab. War meinereiner nach dem äußerst vielversprechenden Demo von der Debutplatte »The Last Of My Kind« doch ein wenig enttäuscht gewesen, ist die Band live ein Brecher: Das Quartett agiert sehr kraftvoll, und vor allem Sänger Michael Grant läßt wahrhaft donnernde Vocals durch die Tauberfrankenhalle erschallen. Allerdings ist nicht zu übersehen, daß er wie Espenlaub zittert und demzufolge wohl hypernervös ist. Völlig unnötig, Mann! Das war eine tadellose Vorstellung! Darüber hinaus fällt vor allem Bassistin Melanie Sisneros auf, die eine sehr sympathische Ausstrahlung hat, offenkundig einen riesigen Spaß bei ihrem Spiel hat, während des gesamten Auftritts ein verzücktes Lächeln auf den Lippen hat und sich leicht tänzelnd zum Klang der Musik über die Bühne bewegt; daß es darüber hinaus den Anschein hat, als sei ihr Instrument größer als sie selbst (spätestens wenn man den herabbaumelnden Fuchsschwanz - ein Baß für Mantafahrer..? - dazurechnet, übersteigt das Instrument mit Sicherheit die Körpergröße seiner Besitzerin), verstärkt den Schnuckelfaktor von Melanie noch zusätzlich. Im weiteren Verlaufe des Tages sollte sie wohl auch noch Bekanntschaft mit deutschem Bier machen und sich dabei wie jeder Amerikaner, der bis dato nur Spülwasser im Stile von BUDWEISER in sich reingekippt hat, ein wenig verkalkulieren, was wohl die Erklärung dafür ist, daß sie später - sehr wohl durchaus galant - mit ihrem Essensteller leicht um mich herumtorkelt. Wer solch einen tadellosen Auftritt hingelegt hat, darf auch anschließend gerne (ungewollt) ein wenig zu tief ins (deutsche) Glas schauen...

PHARAOH [US, PA]-Liveshot

Spieltechnisch sind PHARAOH zweifelsohne die beste Band des gesamten Festivals, doch ansonsten kommt bei der Band wenig bis gar nichts rüber. Sicherlich sollte man bedenken, daß die Band hier ihren ersten Auftritt absolviert, für den man zudem noch einige Umstellungen vornehmen mußte: Aufgrund der Unabkömmlichkeit von Basser Chris Kerns bediente Drummer und Multiinstrumentalist Chris Black nun das Langholz, während Scott Haskett, ein Freund der Band, hinterm Drumset platzgenommen hatte; zudem hatte man den Produzenten der Band, Matt Crooks, der früher bei DIVISION gespielt hat, als zweiten Gitarristen verpflichtet, um die Songs live halbwegs wie auf Platte vortragen zu können. Daß demzufolge in Sachen Stageacting kaum etwas abgehen würde, kann man sich wohl an zwei Fingern abzählen. Leider hat auch Tim Aymar, stimmlich ein Gigant, keinerlei Frontmannqualitäten vorzuweisen, so daß es sicherlich noch einiges bei PHARAOH zu verbessern gibt.

CAGE [US, CA, San Diego]-Liveshot

Da in Form von CAGE nun eine Band die Bühne erklimmt, die zweifelsohne über Ausstrahlung verfügt, wirken PHARAOH gleich nochmal blasser. Besonders erfreulich ist bei den Kaliforniern, daß man ein Wiedersehen mit Ex-PSYCHOTIC WALTZ-Drummer Norm Leggio feiern kann, der bei CAGE zwar definitiv unterfordert ist, das straighte Power-Drumming dafür aber um so kraftvoller erledigt.

DOOMSWORD-Liveshot

DOOMSWORD - mächtig wie erwartet! Die Underground-AMON AMARTH haben heuer ihren Ex-Sänger Gabriele "Nightcomer" Grilli reaktiviert, der die erste Platte der Band eingesungen hatte und nun für einige Songs mit seiner Ex-Band auf der Bühne steht. Während dieser Phase der Show ist es recht komisch, Deathmaster mit einer Klampfe, die für ihn zudem viel zu klein ist, zu sehen. Doch schnell wird klar, daß Gabriele sicherlich ein weitaus besserer Sänger ist, aber Deathmaster hundertmal mehr Ausstrahlung als dieser besitzt, so daß man mit Sicherheit sagen kann, daß der Kultstatus von DOOMSWORD hauptsächlich auf ihren derzeitigen Frontmann zurückzuführen ist. Dennoch sind DOOMSWORD - trotz der Einlage mit dem "falschen" Sänger... :-) - einer der absoluten Höhepunkte des gesamten Festivals.

HEATHEN-Liveshot

Ebenso wie HEATHEN, die zwar etwas später als geplant anfangen, doch dann eine erwartungsgemäß gigantische Show abliefern. Zwar tritt die Band mit einem neuen Gitarristen, Kragen Lum von PSYCHOSIS, und einem neuen Drummer, Mark Hernandez von DEFIANCE, an (Jon Torres, der 2004 nach dem Tod von Mike ''Yaz'' Jastremski zu HEATHEN stieß, wollen wir mal schon zum HEATHEN-Inventar zählen...), doch die Umbesetzungen haben nichts an der Durchschlagskraft der Combo geändert, die von David White souverän angeführt wird. Zudem profitieren HEATHEN ähnlich wie am Vorabend OMEN von der richtigen Spielzeit: Das Publikum, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu müde und vom Alkohol gezeichnet ist, wartet sehnsüchtig auf eine richtige Metalfeier, die sie hier geboten bekommen und es demzufolge zum Stimmungshöhepunkt des zweiten Tages kommt. Dementsprechend ist bis zum Doppelfinale ›Open The Grave‹ (immer noch eines der geilsten Riffs aller Zeiten!) und ›Death By Hanging‹ ist Crowdsurfing wie in der Brandung vor Hawaii angesagt. Wer sagt da, Metaller seien nicht sportlich?

MANILLA ROAD-Liveshot

Eine schwierige Situation für MANILLA ROAD: nach DOOMSWORD sowie HEATHEN und vor JAG PANZER. Zwar sorgte der devote griechische Fanblock dafür, daß die Stimmung nie unter ein gewisses Level abfällt, doch ebenso ist es nicht zu übersehen, daß die Band live ohne ihren zurückgekehrten Shouter Hellroadie nicht mehr lebensfähig wäre. Marks Stimme ist mittlerweile leider so dünn, daß die wenigen Songs, die er singt, trotz aller MANILLA ROAD-Epik doch eher flau rüberkommen. Demzufolge kommt dieser Auftritt der Band nicht an ihren Gig beim zweiten KIT heran.

JAG PANZER-Liveshot

Bis zu diesem Zeitpunkt sind schon einige denkwürdige Shows in Lauda-Königshofen über die Bühne gegangen, doch der wohl auf alle Zeiten unschlagbare Höhepunkt soll nun folgen: JAG PANZER spielen eine legendäre Show, die sich unmöglich in Worte fassen läßt. Ein Denkmal, das der Metal sich selbst gesetzt hat. Eine Komplettveröffentlichung in DVD-Form wäre hier absolute Pflicht! Was zunächst als »Ample Destruction«-Show angedacht war -wozu es dann letzten Endes nicht kommen sollte - wurde durch das Hinzunehmen von »Chain Of Command«-Sänger Bob Parduba aufgestockt, denn schließlich galt es, eine mehr als zweistündige Spielzeit zu füllen. Nicht, daß JAG PANZER-Sänger Harry Probleme gehabt hätte, nach der gestrigen TITAN FORCE-Show heute eine solch' lange Zeit zu singen - man erinnere sich dabei nur an Balingen 2002, wo Harry innerhalb eines Abends und eines anschließenden Nachmittags drei Gigs mit zwei Bands herunterriß, aber dennoch war es eine tolle Gelegenheit Bob mal live zu erleben und die »Chain Of Command«-Songs aus seinem Munde zu hören - zumal er und Harry später im Duett bestens miteinander harmonieren und ›Shadow Thief‹ zu einem unglaublichen Erlebnis machen. Apropos »Chain Of Command«: Christian Lasegue, der seinerzeit Joey Tafolla abgelöst hatte, ist mittlerweile wieder zu JAG PANZER zurückgekehrt, da Chris Broderick bekanntlich zu MEGADETH gewechselt ist. Dabei ist die Show eigentlich schon nach wenigen Songs tot, da technische Probleme zu einem Abbruch zwingen und die Band nach der Zwangspause den anschließenden Song ›The Moors‹ selbst in den Sand setzt. Doch dann kommt eine Wiederauferstehung sondersgleichen, ein Metalfest von lupenreiner Brillanz. Und als jeder denkt, daß es keine Steigerungsmöglichkeit mehr geben könne, schaffen JAG PANZER das Unmögliche: Obgleich man bei einem JAG PANZER-Set Coverversionen immer als eine Verschwendung der Spielzeit ansehen würde, sollen an diesem Abend MERCYFUL FATEs ›Gypsy‹, bei dem wir herausfinden dürfen, daß Harry auch den Diamantenkönig problemlos singen kann, das von Bob gesungene ›Electric Eye‹ von JUDAS PRIEST mit einem Harry Conklin der wie entfesselt durch den Photograben rennt, die Absperrung erklimmt und das Publikum aus nächster Nähe aufpeitscht, sowie dem absoluten Höhepunkt in Form von IRON MAIDENs ›Where Eagles Dare‹. Besser kann sich Metal nicht anfühlen!

Zwei Tage Metal wie er schöner nicht sein kann - so lautet das schlichte Resümee zum zehnten "Keep It True". Während wir noch in Erinnerungen schwelgen, freuen wir uns schon auf die nächste KIT-Veranstaltung mit Acts wie FLOTSAM AND JETSAM, GIRLSCHOOL, TOKYO BLADE, ARTILLERY, FORTÉ oder EVIL und weiteren Schmankerln am 15. November, die erstmals im "Soundpark-Ost" (ehemals "Rockpalast") in Würzburg stattfinden wird und für die der Run auf die Tickets schon enorm ist.


Stefan Glas

Photos: Stefan Glas


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