JAG PANZER
DOOMSWORD
BATTLEROAR
BATTLE RAM
SAVALLION DAWN
TYRANT EYES
Köln-Porz, Jugendzentrum Glashütte
23.08.2003
Ohne einen detaillierten Anfahrtsplan zum Jugendzentrum Glashütte in Köln-Porz, in dem die 2003er Niederkunft der schwermetallischen Götter JAG PANZER stattfinden sollte, ist man hoffnungslos verloren und irrt ziellos durch die Gegend. Diese Erfahrung durfte ich jedenfalls machen und war schon kurz davor, der Versuchung zu erliegen, stattdessen zu der zeitgleich in Köln-City stattfindenden Erotikmesse zu gondeln. Meine Rettung sollten schließlich zwei charmante, junge Polizistinnen sein, deren treffsichere Waffe ein Stadtplan war, der schonungslos die Lage des Jugendzentrums offenbarte, so daß es mir dennoch gelang, rechtzeitig einzutreffen, um den Anfang eines laaangen Metalabends zu genießen.
Selbigen gestalteten TYRANT EYES, die kurzfristig für BOOMERANG eingesprungen waren. Mit zwei guten Power-Scheiben im Gepäck konnte für die Truppe eigentlich nichts schiefgehen und so paukte man souverän dem Publikum seine Songs ein. Dabei stand vor allem Sänger Alex im Mittelpunkt - nicht etwa weil er optisch an Mister Scheepers von PRIMAL FEAR erinnerte, sondern weil seine kraftvolle Stimme ihre Wirkung nicht verfehlte und er auch das ICED EARTH-Cover ›Watching Over Me‹ problemlos schmetterte.
Nun war die Bühne frei für jene Band, der es zu verdanken war, daß JAG PANZER anno 2003 zu einer Deutschlandshow kommen sollten: SAVALLION DAWN hatten sich nämlich mit den Organisatoren der beiden Shows in Italien und Griechenland am vorhergehenden beziehungsweise nachfolgenden Abend zusammengeschlossen und das metallische Friday Night Fever in Köln ermöglicht. Die Jungs aus Oldenburg konnten ihre stark US-Metal-lastigen Songs live deutlich besser rüberbringen als auf den beiden bisher veröffentlichten Demos. Vor allem Sänger Ernesto Monteiro gab ein wesentlich reiferes Bild ab und konnte auch eine kleine Pause aufgrund einer technischen Unwegsamkeit problemlos kaschieren. So durften SAVALLION DAWN verdientermaßen ein weiteres Mal die Bühne stürmen, um als Zugabe ›Battle Cry‹ von OMEN zu covern, die Gitarrist Philipp Roeske voller Begeisterung aus dem Publikum heraus spielte.
Unglaublich: Eine italienische Band, die noch kein Album vorliegen hat, wird in Köln-Porz von den versammelten Metallern mit Sprechchören gefeiert noch bevor sie die Bühne betreten haben! Doch BATTLE RAM hatten dies rundum verdient: Wie schon beim HOA konnte die Truppe mit ihren eigenen Nummern überzeugen und den trefflich gewählten Coverversionen begeistern. Vor allem als man bei PRIESTs ›Metal Gods‹ begann, wild die Instrumente zu tauschen, war die Überraschung perfekt: Gitarrist Gianluca erwies sich als guter Sänger, während Frontmann Daniele nicht nur respektabel die Riffs schmetterte, sondern sogar problemlos das Solo meisterte. Eine Band mit prächtiger Zukunft!
So ging es von einem Battle zum nächsten, denn nach BATTLE RAM wurde das Underground-Treffen der Nationen durch eine griechische Band bereichert: BATTLEROAR. Konnte die Truppe just mit ihrer selbstbetitelten Debut-CD und dem darauf enthaltenen Epic Metal für eine erfreuliche Überraschung sorgen, so mußte die Liveperformance eindeutig hinter diesem Eindruck zurückstehen. Obgleich man es verstand, die Songs druckvoll zu spielen, war das Auftreten zu wenig energiegeladen. Zudem sorgte Sänger Marco Concoreggi mit Ansagen im Stile "this song is about a sword that can kill man, beast and God" für unfreiwillige Komik, da er mit seiner schmächtigen Statur gewiß nicht an einen kampfbereiten Barbaren erinnerte. Dennoch: Wenn die Band weiterhin ähnlich starke Songs schreibt und ihre Bühnendynamik verbessert, kann hier eine echte Hoffnung in Hellas heranreifen.
Dann hieß es zum dritten Mal innerhalb eines Jahres in Deutschland: "Up The Horns". Und Frontrecke Deathmaster ließ es sich natürlich nicht nehmen, während der Show besagtes Horn mehrfach mit Hopfenbräu neu zu befüllen und auch dankbar Gerstensaftspenden aus dem Publikum entgegenzunehmen. Als großzügiger Mensch goß er sich dieses Geschenk prompt über seinen Kopf, um es alsdann mähneschwingend an das gesamte Volk zu verteilen... Selbiges freute sich allerdings gewiß mehr über die erneut grandiose Performance von DOOMSWORD, wenngleich die Italiener nicht ganz an die Intensität ihres "Keep It True"-Auftritts heranreichen konnten. Dennoch wurde Deathmaster bei seinem Stagedive-Versuch auf Händen durch die gesamte Halle getragen.
Warum muß man immer so lange warten, bis man JAG PANZER live sehen kann? Die letzten Deutschlandstationen der Band waren das BYH 2001 und das WOA 2002. Lediglich Gitarrist Chris Broderick konnte man vor kurzem als Aushilfsgitarrist bei NEVERMORE bei deren Auftritt im Rahmen des "Rock Hard"-Festivals erleben. Zum Trost spendierten uns JAG PANZER Kracher der Marke ›Black‹, ›Iron Eagle‹ oder ›Take To The Sky‹, die man perfekt aus dem Handgelenk zockte und die von Harry "Gott" Conklin übermenschlich gesungen wurden. Doch schon im Vorfeld hatte es sich herumgesprochen, daß JAG PANZER heuer eine ganze Menge alter Songs im Gepäck haben würden; und so kamen ›License To Kill‹, ›The Crucifix‹, ›Generally Hostile‹ sowie ›Warfare‹ zum Zuge, bei dem ich eine neue Disziplin namens "Black Tea Banging" erfand (genauere Instruktionen sind auf Anfrage erhältlich...) ›Shadow Thief‹ und ›Chain Of Command‹ sorgten schließlich dafür, daß dies der beste JAG PANZER-Auftritt war, den ich bislang miterleben durfte!
Photos: Stefan Glas
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