Ein Vorstellungsgespräch der etwas anderen Art: Anstatt lange Reden zu schwingen, haben wir unsere neue Mitarbeiterin Tanja Schwarz ganz einfach zu einem Auftritt bei unserer beliebten "Shirt Story"-Reihe verdonnert.
Ganz entgegen der lieben Gewohnheit wollen wir uns heute von rechts nach links baggern und beginnen mit einem Bootleg-Shirt reinsten Wassers. Wahrscheinlich weiß noch nicht mal die Band davon, daß irgendjemand, irgendwann, irgendwo ein "Tyrants"-Shirt zusammengenudelt hat. Wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht, gelangte es zu mir, als bei JAG PANZER totale Totenstille war und für Harry TITAN FORCE noch nicht ins Rollen gekommen war.
Ein weiteres obskures Shirt einer Band, die leider nie über die ersten Schritte hinauskam: DEADCLAW hatten schon zu Demozeiten bewiesen, daß sie perfekten Nippon-Speed inszenieren, so daß sie einen Deal mit einem kleinen japanischen Label abschließen konnten. Es folgte mit »Bombed And Blasted« ein Album, das diesen Namen verdiente und die Band trotzdem nicht wirklich nach oben sprengen konnte.
Doch wir wollten nicht vergessen, auch Tanjas Schrank zu befragen: In Erinnerungen an die '96er "Draconian Times"-Tour von PARADISE LOST schwelgend buddelte Tanja das zugehörige Shirt heraus. Es waren jene Zeiten, als die Engländer zwar nicht mehr so hübsch "Gothic" waren, aber sich trotzdem noch nicht so poppig wie in den nächsten Jahren klangen.
Schwer illegal ist das nächste Shirt: Das Leibchen des HM-Clubs "Hellbangers Moselfranken", in dem Frauen nie und nimmer aufgenommen würden - schließlich sind alle Metaller ja tolerante und aufgeschlossene Zeitgenossen... Doch Tanja hatte ein Clubmember das Prädikat ausgesprochen: "Die erste Frau, die es schaffen kann, ein "Hellbanger" zu werden." ...und ihr unvorsichtigerweise schon mal ein Clubshirt gegeben, obwohl die Aufnahme noch längst nicht beschlossene Sache war, geschweige denn die offiziellen Initiierungsriten geplant waren. Tanja "bangt" zwar auch heute noch nicht wie "hell", das Shirt konnte sie uns trotzdem vorführen...
Bärenschade, daß ATTIKA nie über ihr Debut hinauskamen. Was hätte ich mich über mehr Power-Killer wie ›Filming The Tragedy‹ gefreut! Aufgrund der viel zu frühen Auflösung der Band gelang es uns auch nie herauszufinden, ob jemals eine "No Mercy, No Bullshit"-Tour gab, die diesen Namen auch wirklich verdiente, und an einen Euro-Abstecher im Zuge dieser Tour war schon gar nicht zu denken. Die Band schickte mir damals zusammen mit dem Tape fürs Interview in UNDERGROUND EMPIRE 6 das Stück Stoff mit. Meinen Alabasterkörper kleidete es jedoch nie, denn wie man sieht hat das gute Stück eine perfekte Paßform für Tanja und folglich... Aber lassen wir das.
...und betrachten lieber, was es auf dem Shirt zu betrachten gibt und stellen fest, daß man den schwarzen Untergrund lediglich mit weißer Farbe bepinselt hatte: Auf der Vorderseite eine Szene, wie sie sich vielleicht bei dem "Attica Prison Riot" von 1971 zugetragen haben mag, nach dem sich die Band benannt hatte. Back to back finden wir erwähnten Spruch bezüglich der Gnade und des Bullenkots, mit dem man die Tour getauft hatte. Oder so ähnlich.
Die Milka-Kuh stand Pate, als man die Beinkleider aussuchte, und da es bei oben erwähntem Knastaufstand ziemlich hektisch zuging, fehlte Tanja leider die Zeit, ihre Flitzschuhe zu binden.
Die Höllenbanger mochten es straight: Clublogo plus eine nietenbewehrte Pranke, die sich an einer Flying-V vergreift. Vorne etwas größer, dafür hinten von einer kurzen Inhaltsangabe umringt.
Was würde hierzu besser passen als Lederhosen und ein Paar massive Stiefel? Und passend zu dem für sie teuflisch verbotenen Bekleidungsstück (s.o.) hat sie ihr Haupt voller Gram gebeugt...
Zurück bei den "Draconian Times" entdecken wir eine aufwendige Bearbeitung des zugehörigen Covermotivs. Für die Rückseite jedoch hatte man sich damit begnügt, die notwendigsten Fakten abzudrucken. Ein paar Tourdates wären zwar auch nur Standard gewesen, die sich zur Erinnerung jedoch immer ganz nett machen, oder?
Um zum Ausgleich einen wahrlich glänzenden Auftritt zu haben, wählte Tanja eine Lackhose.
Während das Cover der CD ganz dezent und edel ausgefallen war, hauten DEAD CLAW auf dem Shirt mehr auf den Putz: Ihr Zackenlogo, ein Kamikazeflieger, der gerade ins Zielkreuz genommen wird, und der Albumtitel in ebenfalls dynamischem Styling. Und wer auf der Brust so schnell auf Touren kommt, dem geht auf dem Rücken die Puste aus.
Folglich muß sich Tanja angesichts dieses Ansturms erst mal hinsetzen. Ihre Jeans hat's freilich dennoch ein wenig in Mitleidenschaft gezogen.
Eine seltsame Bearbeitung eines seltsamen Covers und ein seltsames Logodesign, das garantiert niemals im Verdacht stand, offiziell sein zu können. Von vorneherein echt tyrannisch. Im Zuge der Gewinnmaximierung hat man es sich natürlich gespart, den Rücken zu bedrücken. Daher war es wohl ein Versehen, daß man auf der Vorderseite die Farbe daumendick aufgebracht hatte.
Gegen "The saw is the law" hat Tanja sich mit einem kurzen Rock abgeschottet. Analog zu der leichtbekleideten Dame auf ihrem Top ließ sie die Füße blank und zugleich ein letztes Mal ihre karmesinrote Mähne für uns wehen. Read you later!
Stets zu Diensten!
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