STRATOVARIUS – Elysium
E·A·R MUSIC/EDEL
Mit ihrem dreizehnten Studioalbum haben STRATOVARIUS die Meßlatte in Sachen Power Metal für das noch junge Jahr 2011 schon recht hoch gelegt. So frisch und kraftvoll wie die Band klingt, glaubt man kaum, daß sie inzwischen 26 Jährchen auf dem Buckel hat.
Eingängige Refrains wechseln sich auf »Elysium« ab mit progressiven Elementen und breit angelegten Orchesterparts, die nie kitschig wirken - sehr schön zu genießen beim Intro von ›Infernal Maze‹. Am beeindruckendsten ist die Band jedoch, wenn sie ohne großen Background zu hören ist, wie beispielsweise beim hervorragenden Soloteil von ›Fairness Justified‹.
Kommen wir kurz zu den Songs im einzelnen. ›Darkest Hours‹ ist ein gelungener Einstieg, der den Hörer nicht überfordert und eine positive Stimmung verbreitet. Bei den ersten Tönen von Timo Kotipelto muß ich unwillkürlich an Geddy Lee von RUSH denken, was mir bei früheren Alben nicht so extrem auffiel. ›Under Flaming Skies‹ zieht die Zügel ein wenig an, verschleppt das Tempo während der Bridge, um dann mit einem flotten Refrain zu überzeugen. Wie auch beim Opener vergehen die Minuten wie im Fluge. ›Infernal Maze‹ wird kraftvoll und doch sanft von Kotipelto eröffnet, bevor der Song wieder beschwingt vor sich hin rockt. Unterm Strich gefällt mir das Stück jedoch nicht ganz so gut, wie die beiden vorangegangenen. Auch ›Fairness Justified‹ wird mit Gesang eröffnet, bevor sich der Rest der Band hinzugesellt. Allerdings nicht um zu rocken, sondern um den Hörer auf eine gefühlvolle Reise mitzunehmen. Chöre verleihen diesem Lied zusätzlich eine ordentliche Portion Dramatik. Trotz des oben erwähnten Solos haben STRATOVARIUS nicht das gesamte Potential dieser Komposition ausgeschöpft. Irgendwie fehlt hier der letzte Kniff, der aus einem guten Song einen hervorragenden macht. Mit ›The Game Never Ends‹ wird's wieder metalpoppig. Nettes Midtempo-Stückchen, das zwar gut, jedoch nicht herausragend ist. Bezeichnenderweise wird das Lied zum Schluß hin ausgeblendet, was bei mir ohnehin oft einen schalen Nachgeschmack hinterläßt.
Es wird wieder dramatisch: Männerchöre wandeln durch dunkle Hallen und verbreiten Grabesstimmung. ›Lifetime In A Moment‹ wird von Lauri Porras Baß dominiert und auch die anderen Instrumente haben einen doomigen Touch. Leider ist der Song ein Minütchen zu lang geraten und bei dem einen oder anderen Hörer macht sich gegen Ende bestimmt etwas Ungeduld breit. Trotz dieser Sperrigkeit kann mich das Stück, besonders in der richtigen Lautstärke und nicht zuletzt durch das gelungene Gitarrensolo, durchaus zu packen. Das folgende ›Move The Mountain‹ wirkt durch seine Akustikgitarre und den angenehmen Gesang wie der erste Sonnenstrahl nach einer düsteren Nacht. Trotzdem ist es alles andere als ein Gute-Laune-Song, dafür jedoch eine sehr schöne Halbballade. Mit ›Event Horizon‹ legen die Finnen eine gute, mit einigen Gimmicks gespickte Uptempo-Nummer nach, die im wahrsten Sinne des Wortes den Countdown für das 18-minütige Epos ›Elysium‹ darstellt. Doch genau wie ›Infernal Maze‹ reicht ›Event Horizon‹ nicht an die beiden Opener heran. Last but not least ›Elysium‹ itself. Ein Lied solcher Länge umzusetzen ist eine besondere Herausforderung, die von STRATOVARIUS gut gemeistert wird. Der Song hat einen schönen Spannungsbogen, ist abwechslungsreich, hat einen eingängigen Refrain und ist mit einem gerüttelt Maß an Dramatik gewürzt. Leider wurde das letzte Drittel ein bißchen in die Länge gezogen. Hätten die Finnen sich hier etwas zurückgenommen, wäre das Titelstück nicht "nur" sehr gut geworden.
Nichtdestotrotz haben STRATOVARIUS eine tolle Scheibe auf den Markt geworfen. Die Songs haben durch den erhöhten Prog-Anteil deutlich mehr an Farbe gewonnen. Aufgrund der oben erwähnten ›The Game Never Ends‹ und ›Event Horizon‹, sowie einiger Längen bei ›Lifetime In A Moment‹ und ›Elysium‹ können Stratovarius ein "überragend" jedoch nicht erreichen.
super | 15 |