ANGRA
FIREWIND (International)
POWER QUEST
Straßburg (Frankreich), La Laiterie
17.02.2007
ANGRA live in Frankreich - das war früher ein Garant für volle Buden und überschäumende Stimmung. Im Package hatten die Brasilianer anno 2007 in FIREWIND und POWER QUEST zwei klasse Truppen im Gepäck, so daß das Motto nur lauten konnte: "Auf nach Frankreich!"
Doch leider sollte es jede Menge Konfusion und widersprüchliche Meldungen bezüglich der Anfangszeit für diese Show geben, so daß meinereiner in der "Laiterie" eintrudelt als die zweite Band FIREWIND bereits auf der Bühne steht. Dummerweise war der Opener POWER QUEST einer der Hauptgründe gewesen, die Reise zu dieser Show überhaupt anzutreten. Doch ein guter Bekannter, dem ich zudem guten Musikgeschmack zutraue, berichtet von einem hervorragenden Auftritt der britisch-italienischen Vereinigung. So bleibt letztendlich nur ein Schwätzchen mit POWER QUEST-Keyboarder Steve Williams, der sich den ganzen Abend am Merchandisestand aufhält und sich sehr um den Kontakt mit den Fans bemüht.
Die wie erwähnt bereits laufende Show von FIREWIND soll jedenfalls zu gefallen wissen, und man merkt, daß sich das neue Team mittlerweile gut aufeinander eingespielt hat - dummerweise soll selbiges wenige Tage später schon wieder auseinandergerissen werden, denn es wird die Meldung geben, daß Sänger Apollo Papathanasio aus privaten Gründen von der Tour abspringen muß, so daß FIREWIND auf die Schnelle METALIUM-Sänger Henning Basse anheuern sollen, um die Konzertreise weiter bestreiten zu können. Mittlerweile steht fest, daß Apollo eine Auszeit nehmen wird und Henning der Truppe so lange als Aushilfe zur Verfügung steht. Somit ist also die Show in Straßburg eine der letzten Gelegenheiten, FIREWIND in dieser Konstellation zu sehen. Zudem hat Keyboarder Bob Katsionis an diesem Abend Geburtstag, so daß die Band ihm on stage einen Kuchen überreicht, während das Publikum "Happy Birthday" singt. Eine nette Aktion, die dem Gig einen besonderen Flair verleiht. Kurz: Eine angenehme Show, und wenn es die Band jetzt noch schafft, ihrem durchweg guten Songmaterial ein paar echte Überfliegernummern hinzuzufügen, dann sollte für FIREWIND noch ein ordentlicher Popularitätszuwachs möglich sein.
Den ANGRA-Auftritt kann man - leider - ganz kurz anhandeln: Die Truppe enttäuscht über alle Maßen und serviert das mit Abstand das schlechteste ANGRA-Konzert von den vielen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Der gesamte Sound ist unter allen Kanonen, die Band wirkt lustlos - gegenüber den Goldenen Tagen von ANGRA und der heutigen Performance liegen Lichtjahre!
Daß es bei ANGRA schon seit Jahren nicht mehr wirklich rundläuft wirkt sich mittlerweile auch auf den Zuschauerzuspruch aus, denn selbst in Frankreich, wo die Band früher geradezu vergöttert wurde, stagniert man in Sachen Zuschauerzahlen bestenfalls; zumindest habe ich die "Laiterie" vor geschlagenen zehn Jahren bei der "Holy Land"-Tour deutlich besser gefüllt erlebt; zumindest ist die Stimmung, die das Publikum an diesem Abend entfacht, durchaus anständig. Über Deutschland brauchen wir diesbezüglich keine Worte zu verlieren, da ANGRA schon längst nicht mehr in Germany touren, da sich hierzulande anscheinend kaum jemand für die Band interessiert - wobei man allerdings durchaus die Frage stellen darf, was in diesem Problemkomplex als Ursache und was als Wirkung anzusehen ist.
Das Hauptproblem neben dem auf den letzten Alben viel zu oft durchwachsenen Songmaterial ist auch nach mittlerweile fast sechs Jahren Sänger Edu, der zwar zu einem soliden Frontmann geworden ist, aber eben kein Magier ist wie sein Vorgänger Andre Matos, der die Massen verzaubern kann. Zudem versagt er am heutigen Abend kläglich beim alten Songmaterial: Wo Andre bei ›Carry On‹ beispielsweise eine klare souveräne Melodielinie gesungen hatte, muß Edu gequält mehrere Fragmente hinauspressen - was man zwar versucht, mehr schlecht als recht durch einen grauenhaften Effekt auf dem Gesang zu verschleiern, aber auch dieser Verneblungstaktik soll spätestens bei dem katastrophal gesungenen ›Nothing To Say‹ - früher eines der Paradestücke der Band - nichts mehr vertuschen können und mir endgültig als Grund dienen, den Gig vorzeitig zu verlassen, um nicht noch weitere Kapitel dieses Trauerspiels über mich ergehen lassen zu müssen...
Kurz: Schwaches Album, schwacher Liveauftritt - die Selbstdemontage von ANGRA läuft in vollem Tempo. Einzig eine Reunion mit Andre Matos könnte den Absturz von ANGRA noch bremsen und der Band vielleicht den A... retten. Ob dies allerdings jemals passieren wird, steht sicherlich - trotz des Splits von SHAAMAN - in den Sternen. Auf die aktuellen ANGRA on stage habe ich zumindest seit heute keinen Bock mehr.
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2024 Underground Empire |
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