ADAGIO (F)
MANIGANCE
MALEDICTION (F)
Paris (Frankreich), Elysée Montmartre
17.02.2004
Es war zweifelsohne eine gewagte Aktion: drei französische Newcomerbands, die während der letzten Wochen ihre jeweils zweite Platte veröffentlicht hatten, gingen zusammen auf Tour. Doch ihre Landsleute honorierten den Mut der Bands, so daß bei den meisten Shows zwischen 300 und 400 Fans erschienen waren.
In Paris sollten es gar 600 Zuschauer sein, die schon vor Öffnung der Halle für ein mittleres Verkehrchaos sorgten, da die wartende Menschentraube locker die ersten eineinhalb Spuren des unterhalb von Sacré-Coeur gelegenen Boulevard Rochechouart in Anspruch nahm. Es war also höchste Zeit, die Pforten zu öffnen und die metalhungrige Meute hineinzulassen; hinein ins Elysée Montmartre, wo sich neuzeitliche Stahlträger an ein altehrwürdiges Gemäuer schmiegen, so daß selbiges die Attacke der Schallwellen überstehen kann.
Da den Besucher dreieinhalb Stunden Livemusik erwartete, mußten MALEDICTION zu früher Stunde, genauer gesagt schon gegen 18:30 Uhr, starten. Doch der Vierer präsentierte sich nichts desto trotz ausgeschlafen und legte ein bewegungsreiches Stageacting an den Tag. Mit einem starken neuen Album namens »Esclave du vice« in der Tasche sind MALEDICTION auf dem richtigen Weg, die Welt zu überzeugen, daß sie eine der besten Traditionsmetal-Bands sind, die man derzeit finden kann. Zustimmung erhielt die Band auf jeden Fall vom jüngsten Besucher des Abends: einem vierjährigen Mädchen, das mit Kopfhörer als Hörschutz gewappnet, auf den Schultern ihres Vaters sitzend zarte Headbanging-Ansätze erkennen ließ. Und wer sich davon selbst überzeugen möchte, wird demnächst die Gelegenheit dazu haben, da alle drei Shows aufgenommen wurden. Während ADAGIO gleich mit einer Live-CD anrücken werden, wird die MALEDICTION-Aufnahme lediglich als Bonus für die demnächst anstehende Wiederveröffentlichung des Debuts verwendet werden.
Wurden MALEDICTION schon atemberaubend begrüßt, schlugen MANIGANCE förmlich standing ovations entgegen, was die Band während ihres etwa 70-minütigen Gigs zu Höchstleistungen beflügelte. Angeführt von Didier Delsaux, der sich mittlerweile zu einem hervorragenden Frontmann entwickelt hat, hatten MANIGANCE ihre Setlist gerecht auf ihrer beiden Alben »Ange ou démon« und »D'un autre sang« aufgeteilt. Die Band war sich ihrer Sache so sicher, daß sie sogar eine Ballade in den Set aufnahmen und dadurch tatsächlich kein Stimmungstief durchwandern mußte. Auch MANIGANCE ernteten den Beifall ihrer jüngsten Bewunderin, die die Luftgitarre auspackte und mitjammte - für die nächste Generation der Metaller also schon gesorgt ist. Wen hätte es gewundert, daß MANIGANCE für eine Zugabe antreten mußten, die die Basken genauso souverän abfeuerten.
Für den Headliner ADAGIO war dies die erste Tour, doch in Sänger David Readman, der bekanntlich von PINK CREAM 69 stammt, kann man auf einen erfahrenen Bühnenhase zählen, der die Band zu führen verstand. Dennoch blieb genug Raum für Bandleader Stephane und seine Gitarre, ebenso wie für Basser Franck Hermanny, der seine sechs Saiten mindestens so gut beherrschte wie Stephane seine sieben. Doch das sollte sich letztendlich das größte Problem entpuppen, da man hatte nie das Gefühl, eine eingeschworene Band zu sehen, sondern einige Einzelkünstler zu erleben, die bemüht waren, ihren Job so gut wie möglich zu machen. Dennoch waren die ersten Reihen erstaunlich textsicher und konnten problemlos alle Songs mitsingen.
Der Schlußpart des fast zweistündigen Auftritts sorgte dann für Abwechslung: Von einem orchestral ausgerichteten Baßsolo und einem wieselflinken Gitarrensolo eingerahmt, nahmen die Musiker auf Barhockern Platz und baten zu einer Akustiksession, bei der sich auch David eine Klampfe schnappte. Bei der Zugabe schließlich packte man noch den ›Immigrant Song‹ von LED ZEPPELIN aus, den man bereits auf der ersten Platte gecovert hatte, und sorgte so für einen äußerst erdigen Ausklang eines Abends, der gezeigt hatte, daß die französische Szene in allen stilistischen Belangen mit Höchstleistungen glänzen kann.
Photos: Stefan Glas
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