EDGUY
HEAVENLY
MALEDICTION (F)
Straßburg, La Laiterie
12.12.2001
Für EDGUY schien auf Straßburg ein Fluch zu liegen: Schon als man vor Jahren hier hätte mit HAMMERFALL spielen sollen, mußte man die Show canceln und auch der erste Anflug auf Straßburg bei der "Mandrake 2001"-Tour fiel ins Wasser, da die Stimme von Sänger Tobi vom Wintereinbruch zur Strecke gebracht wurde. Doch im Anschluß an die letzten offiziellen Dates in Skandinavien hatte man einen Nachholtermin angesetzt, der auch fast hätte abgeblasen werden müssen: Dieses Mal war es allerdings kein schmackhafter Virus sondern ein Verkehrsunfall auf der Anfahrt, der die Band fast erneut aus der Bahn geworfen hätte. Doch trotz aller Widrigkeiten sollten unsere französischen Nachbarn ihre letzte fehlende "Mandrake"-Dosis erhalten.
Allerdings hatten sich die beiden skandinavischen Bands NOSTRADAMEUS und LULLACRY nach dem letzten Auftritt in Lund in Schweden nicht mehr zu einer kompletten Durchquerung Europas aufgemacht, sondern waren in heimatlichen Gefilden geblieben. Daher begrüßte uns an diesem Abend die Formation MALEDICTION als Opener, die kurzentschlossen angeheuert worden waren. Und die nutzten ihre Chance, vor solch einem großen Publikum zu spielen, so daß man die Combo aus der Nähe von Paris als eine Bereicherung des Abends ansehen konnte. Mit ihrem sehr traditionellen, französischsprachigem Metal lieferten sie eine energiegeladene Show ab, die bei den Fans sehr gut ankam, so daß schon früh "MALEDICTION, MALEDICTION, MALEDICTION"-Sprechchöre durch das Innenleben der "Laiterie" schallten. Auch schienen die französischen Fans mit dem live noch extremer erscheinenden "Highlife"-Gesang von Sänger Sylvain Mollard kein Problem zu haben, den wir bereits im Review des MALEDICTION-Debuts »Condamnés« erwähnt hatten. Kurz und gut - der Auftritt bedeutete für beide Seiten ein Gewinn und am Merchandisestand ließen sich einige Freaks in die Liste des MALEDICTION-Fanclubs eintragen.
HEAVENLY wurden von der Menge regelrecht euphorisch abgefeiert, was jedoch nicht allein bei den Shows in Frankreich der Fall war, sondern sie konnten beispielsweise auch die kühlen Briten überzeugen, wie Kollege Breuschl zu berichten wußte, der fürs ROCK HARD einige Tage bei der Tour aufgesattelt hatte. Überhaupt war es nicht zu übersehen, daß HEAVENLY auf der Bühne um einiges sicherer und solider auftraten im Vergleich zu den Shows zu Beginn der Tour. So schaffte man es beispielsweise, mit Witz und Selbstsicherheit den Defekt des Mikrophons ihres Sangesmannes zu überbrücken, ohne daß dabei ein Abfall der Stimmung eingetreten wäre. Die Himmlischen Jungs konnten ihren Set an diesem Abend ein wenig ausdehnen, so daß man etwas mehr als eine Stunde spielte. Das Publikum hätte bestimmt auch noch eine weitere Stunde mitgemacht, denn schon bei HEAVENLY waren jede Menge Crowdsurfer unterwegs. Das aktuelle Album »Sign Of The Winner« sowie diese Tour sollten die Franzosen einen kräftigen Schritt vorangebracht haben.
Doch das Highlight stand noch bevor: Der vorerst letzte Auftritt von EDGUY im Rahmen dieser Tour. Man wird jedoch kurz vor Weihnachten noch geschwind Portugal beglücken und Tobi machte sich schon heute backstage einen Spaß daraus, für seine Mitmusikern Horrorszenarien von Schneechaos, gesperrten Landbahnen und von einer EDGUY-Weihnachtsfeier in der Abflughalle des Flughafens von Lissabon zu stricken. Als es dann aber auf die Bühne ging war alles wieder bierernst und kein Anflug eines Lächelns war in den Mienen der Hessen zu entdecken... Blödsinn! Tobi flachste auch mit den Franzosen, daß alle Lachfalten zu wahren Schützengräben mutierten. Ich habe EDGUY auf dieser Tour dreimal gesehen und der Gig in der "Laiterie" war mit Abstand der beste. Als kleine Entschuldigung für die Absage spielte man an diesem Abend ein extralanges, fast zweistündiges Set, in den man zusätzlich ›Babylon‹ sowie als erste Zugabe ›Land Of The Miracle‹ (nur mit Akustikgitarre und Gesang präsentiert) einbaute, die Tobi dem Publikum zunächst als WHITESNAKE-Coverversion schmackhaft machen wollte bevor man dann mit der fast echten Coverversion ›Avantasia‹ fortfuhr. Als weiteres Special hatte Tobi ein kleines Spielzeughäschen mitgebracht, das er bei ›Save Us Now‹, der Schlußnummer des offiziellen Teils, über seinen Oberschenkel hoppeln ließ, während im Hintergrund der galaktisch-große Alien Drum Bunny sein Unwesen trieb. Doch damit war der Schelm noch nicht zu Ende und Tobi ließ sich umgehend zu einer kleinen Lemmy-Parodie hinreißen. Waren bei HEAVENLY die Crowdsurfer schon kräftig unterwegs hatten bei EDGUY die Securities nun alle Hände voll zu tun, die Schwimmer auf der Menge von der Bühne weg zurück Richtung Publikum zu schubsen.
Selten war ein Resümee einfacher: Eine brillante Show als würdiger Abschluß einer überaus erfolgreichen Tour. EDGUY sind die Shooting Stars 2001!
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2023 Underground Empire |
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