Y-Files-Datasheet |
Contents: Yes Or No?!?!: QUEENSRŸCHE - American Soldier-Special |
Date: 09.03.2009 (created), 12.07.2023 (revisited), 12.01.2024 (updated) |
Origin: HEAVY |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Mein Review war mit Ausnahme der Passagen, die durch den "Yes Or No?!?!"-Aspekt notwendig waren, ist schon längst im UNDERGROUND EMPIRE erschienen. Hier soll nun auch die Negativkritik meines Kollegen Martin Römpp zu finden sein, auf die ich mich bezog.
Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HEAVY-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen: In diesem Fall macht dieser Thumbnail besonders Sinn, weil man sieht, wie die beiden Reviews gegenübergestellt wurden. |
Supervisor: Stefan Glas |
YES OR NO?!?!
QUEENSRŸCHE – American Soldier
RHINO/WARNER
"On Your Feet", schallt es beim Einlegen des neuen QUEENSRŸCHE-Silberlings aus den Boxen - doch Geoff Tate und seine Mannen haben sich mit ›Sliver‹ einen denkbar ungünstigen Einstieg in ihr Konzeptalbum über das amerikanische Militär ausgesucht. Handzahm und unspektakulär gibt die Nummer leider die Marschrichtung für die kommende Stunde vor, und wer nach dem zweiten »Mindcrime«-Opus darauf gehofft hatte, daß sich Seattles Finest noch mehr auf alte Stärken besinnen würden, sieht sich getäuscht. Tates Arbeit bei ›Unafraid‹ besteht lediglich aus einem kurzen Refrains, die Nummer wird sonst durch Interview-Fetzen mit Soldaten aufgepeppt. Vielleicht innovativ, aber kaum häufig anhörbar - auch wenn Michael Wilton hier eines seiner feinsten Soli auspackt. Daß er immer in der Lage ist, einem eigentlich durchschnittlichen Song wie ›Hundred Mile Stare‹ mit seinen packenden Vocals ein Gesicht zu geben, gehört zu Geoffs unnachahmlichen Stärken. Hervorzuheben wäre noch das emotionale ›At 30.000 ft.‹. Wieso es QUEENSRŸCHE aber nicht schaffen, ein Stück wie ›A Dead Mans World‹ trotz aller Zitate eigener Trademarks zu einem Kracher zu machen, ist mir unverständlich. Wo ist das Gespür für die Melodien, die perfekten Arrangements, die Hooks? All das hat QUEENSRŸCHE groß gemacht, doch auf »American Soldier« ist allenfalls die Bemühung zu spüren, nicht ganz vom Pfad abzudriften. Belanglose Rocker wie ›The Killer‹ oder Langweiler der Marke ›Middle Of Hell‹ werden jedenfalls nicht in künftigen Best Of-Shows auftauchen, dessen bin ich mir sicher. Das Traurige an »American Soldier« ist, daß es zwar keine richtigen Ausfälle zu verzeichnen gibt, man mit ›Man Down!‹ oder dem ungewöhnlichen Duett ›Home Again‹ durchaus ansprechendes Material besitzt - doch letzten Endes gibt es nicht eine einzige (!) Nummer, die ich bedenkenlos einem QUEENSRŸCHE-Fan alter Stunde ans Herz legen würde. Unterm Strich für mich acht Punkte, was für eine Band mit diesen Ansprüchen aber viel zu wenig ist...
Au contraire, mon frère… Mal abgesehen davon, daß ich Schwierigkeiten habe, Deine Worte und die doch recht hohen Note in Einklang zu bringen, stellt »American Soldier« für mich sehr wohl jenen Lichtblick dar, auf den sicherlich nicht nur ich seit so vielen Jahren sehnlich gewartet habe. Spätestens seit der gnadenlos in die Hose gegangenen »Operation: Mindcrime«-Fortsetzung von 2006 hatte meinereiner QUEENSRŸCHE endgültig abgeschrieben, doch offensichtlich war diese Platte und der damit verbundene Konzertmarathon, bei dem das zwiespältige "Weltklasse vs. Kreisklasse"-Epos in seiner Gesamtheit aufgeführt wurde, notwendig im Gesundungsprozeß einer Band, die sich vor über zehn Jahren verirrt hat. Es ist wohl noch ein wenig zu früh, QUEENSRŸCHE ein freudiges "Welcome back!" entgegenzuschmettern, doch »American Soldier« stellt mehr als nur einen Hoffnungsschimmer dar: Es ist das erste von Anfang bis Ende mit Genuß hörbare Album, das die Combo in den letzten 15 Jahren veröffentlicht hat, und das kann man nicht genug würdigen. Trotz der ein oder anderen ranzig-modern angehauchten Gitarrenpassage klingt »American Soldier« erstaunlich warm und harmonisch, läßt hier und da sogar wieder die RYCHE'sche Genialität aufblitzen und erinnert in seiner Machart - nicht zuletzt dank der vielen eingestreuten Sprachpassagen - ein wenig an das seinerzeit schon experimentellere, filmmusikartige, aber immer noch typisch nach QUEENSRŸCHE tönende »Promised Land«. So reiht sich »American Soldier« dann auch folgerichtig in der QR-Qualitätsrangliste problemlos hinter »Promised Land« ein, doch meilenweit vor allem, was die Band danach veröffentlicht hat.
Sicherlich hätten die "alten" QUEENSRŸCHE die ein oder andere Passage noch trefflicher ausgearbeitet, aber daher verteile ich für »American Soldier« ja auch "nur" 10 Punkte - was aber immer noch mehr als das Doppelte ist, was die Band für ihre letzten vier Studioalben von mir bekommen hätte. Und da man einen Patienten auf dem Weg der Besserung ermutigen soll, gibt es von mir zum Abschluß dennoch - inklusive einer "Vorauszahlung" auf hoffentlich kommende, weitere großartige Scheiben in bester QUEENSRŸCHE-Tradition - ein "Welcome back, boys!"