RUSH
Frankfurt, Festhalle
29.05.2011
Während die "Time Machine"-Tour von RUSH mittlerweile kurz vor dem Abschluß steht und alle, die diesem Spektakel beigewohnt haben, sich schon mal in Geduld und Vorfreude auf die zugehörige DVD üben dürfen, wollen wir einen Rückblick auf die einzige Deutschlandshow der Tour halten, für die sich die Kanadier ihre erklärte deutsche Lieblingshalle ausgesucht hatten, wo sie auf der "R30"-Tour sogar ihre DVD mitgeschnitten hatten: die Festhalle in Frankfurt.
Vor recht genau einem Jahr war der gigantische Tourtreck in Albuquerque, New Mexico, gestartet und drei Monate durch die USA und Kanada gezogen, bevor zum Abschluß der ersten Hälfte der Tour noch vier Shows in Südamerika stattfanden. Ende März wurde dann die Zeitmaschine ein zweites Mal angeworfen, um erneut quer durch die USA zu ziehen und dann nach gut einem Monat nach Europa überzusetzen, wobei die Show in Frankfurt den Schlußpunkt in der Alten Welt bedeutete, während es anschließend nochmal für einen Monat quer durch Nordamerika gehen sollte.
Wie schon am Abend zuvor bei IRON MAIDEN ist die Festhalle bestens gefüllt, wobei man heuer allerdings eingedenk der etwas älteren Zuschauerschaft (obgleich viele Prog-Papis ihre Sprößlinge mitgebracht hatten) den hinteren Teil der Halle mit einer bestuhlten Rampe bestückt hat - schließlich sollen uns über zweieinhalb Stunden Vollbedienung à la RUSH erwarten, die um die komplette Vorführung des Meisterwerks »Moving Pictures« kreisen soll.
Eröffnet wird die Show mit einem längeren cineastischen Einlage, mit dem RUSH das Tourmotto auf ihre ureigene Weise anhand des Schicksals einer garantiert komplett fiktiven Band namens "RASH" in bewegte Bilder fassen und natürlich sich selbst auf die Schippe nehmen (Geddy Lee mit Monsterschnauzer - zum Brüllen!). Als dann die Lightshow angeworfen wird und das gottgleiche Triumvirat mit ›The Spirit Of Radio‹ die Bretter stürmt, wird erst deutlich, mit wieviel Liebe zum Detail die gesamte Bühne gestaltet worden ist; allein das Drumset von Neil Peart ist eine absolute Augenweide. Optisch stark an die geniale 1960er Verfilmung des Romanklassikers von H. G. Wells "Die Zeitmaschine" angelehnt, hat man in der Tat das Gefühl, im Labor des Wissenschaftlers George zu stehen, der im nächsten Augenblick zu einem Trip in eine andere Zeit aufbricht, heuer allerdings die Gäste seiner Silvesterparty mitnehmen würde.
Und siehe da - RUSH vollführen bei ihrem zweiten Song tatsächlich eine kleine Manipulation der Zeit: ›Time Stand Still‹. Doch dann bewegt man sich ›Presto‹ voran, um mit ›Stick It Out‹, ›Workin' Them Angels‹, ›Leave That Thing Alone‹, ›Faithless‹, ›BU2B‹, ›Freewill‹ und ›Marathon‹ behende durch den gesamten Zeitraum nach »Moving Pictures« zu streifen, was mit ›Subdivisions‹ abgeschlossen wird, wo es dann tausend Gründe für Glückstränen und Gänsehaut gibt, so sehr geht dieses mittlerweile fast 30 Jahre alte Stück auch heute noch unter die Haut.
Nach der Pause dürfen dann erneut die Filmstars Lee/Lifeson/Peart ran, während dann die nächsten 40 Minuten von besagtem '81er Album bestimmt werden, was Geddy mit einem lapidaren "That was »Moving Pictures«!" abschließt - so als hätte er gerade ein Tubasolo für die Band "RASH" beendet, nicht aber mit Alex und Neil zusammen für über 10.000 Menschen ein Stück Rockgeschichte zum Leben erweckt.
Es folgt die neben dem zuvor schon gespielten ›BU2B‹ zweite Vorabauskopplung ›Caravan‹ aus dem noch in Entstehung befindlichen RUSH-Album Nummer 19 »Clockwork Angels«, das in den nächsten Monaten vollendet werden soll, bevor Neil mit seinem ›Love 4 Sale‹-Solo bei allen anwesenden Schlagzeugern für Panikattacken sorgt, die dann mit dem besänftigenden ›Closer To The Heart‹ wieder getröstet werden. Die Kombination aus alt ("Overture" und der anschließende zweite Teil "The Temples Of Syrinx" von ›2112‹) und neu (›Far Cry‹) beendet schließlich die Hauptzeitreise des Abends.
Für die Zugabe holen RUSH nochmal alles raus, was man aus Instrumenten herausholen kann, und schmettern ›La Villa Strangiato‹ durch die Halle, jenes Stück also, vor dem auch heute noch Weltklassemusiker einen Mordsrespekt haben, bevor dann der ›Working Man‹ und die Eye 2 I-Abrundung der Geschichte um eine kleine Band namens "RASH" und ihre Abenteuer mit der Zeitmaschine den Abend beendet.
Danke für dieses unvergleichliche Erlebnis und bis zum nächsten Mal, Jungs!
Photos: Stefan Glas