IN FLAMES
SEPULTURA
DAGOBA
Filderstadt, Filharmonie
13.04.2006
IN FLAMES sind mittlerweile zu einem echten Publikumsmagneten geworden: Jede neue Tour zieht mehr Zuschauer, so daß man heuer bei der Hallenwahl eine Nummer größer gehen mußte.
Gut auch für DAGOBA, die als Opener schon vor einer recht beachtlichen Kulisse spielen dürfen. Allerdings steht zu befürchten, daß viele der Besucher noch nicht mal gewußt haben, daß die Franzosen mitspielen würden, da in allen Ankündigungen lediglich die Namen IN FLAMES und SEPULTURA zu lesen waren. Doch die Truppe kann mit ihrem Moderno-Thrash durchaus Eindruck schinden und hängt sich mächtig rein (inklusive kräftiger Schädelrotation seitens des Sängers), was vom Publikum honoriert wird, so daß die Franzosen mehr als nur einen Achtungsapplaus mit nach Hause nehmen können.
Ein wenig anders sind natürlich die Vorzeichen für SEPULTURA: Wie frustrierend muß es für eine Band sein, die fast zehn Jahre länger als IN FLAMES im Geschäft ist und zu einem Zeitpunkt, als sich die Göteborger erst zusammenfanden, schon beste Chancen hatte, sich ganz oben in der Thrashszene festzusetzen, nun plötzlich im Vorprogramm von diesen Jünglingen auftreten zu müssen?
Doch die Brasilianer lassen sich nichts anmerken und spielen einen überraschend starken Gig, der sogar Besucher überzeugen kann, die in den letzten Jahren schwerstens von der Band enttäuscht gewesen waren. Meine Wenigkeit hat die Band indes zum letzten Mal auf der "Arise"-Tour gesehen, so daß es nicht fair gewesen wäre, Vergleiche zu ziehen, da SEPULTURA dann nur hätten verlieren können. Doch das Stageacting von Derrick Greene ist einfach zu hardcoremäßig, als daß es zu SEPULTURA passen könnte. Verständlich ist dieses "Gebaren" dennoch, da Derrick, der mittlerweile seit fast zehn Jahren anstelle von Max Cavalera den Frontmann gibt, aus dieser Szene stammt. Ein weiterer Nachteil: Da Derek nur Vocals beisteuert fehlt die zweite Klampfe, so daß live der Sound sehr dünn ist. Positiv ist indes, daß die Band mit Aushilfsdrummer Roy Mayorga, der ironischerweise früher bei Max' jetziger Combo SOULFLY spielte (ein erstes dezentes Hinarbeiten auf die Reunion, die man seit Monaten so heftig dementiert, daß sie nahezu zwangsläufig irgendwann kommen muß..?) angerückt ist, der für eine gnadenlose Power sorgt, während der eigentliche SEP-Drummer Igor Cavalera Augenzeugen zufolge bei der letzten Tour eher ein lustloses Bild hinterlassen hatte. Anyway - SEPULTURA haben sich an diesem Abend gut aus der Affäre gezogen.
Der unumstrittene Höhepunkt des Packages ist allerdings schwedischen Ursprungs: IN FLAMES erklären mit einer perfekten Songauswahl, die nahezu alle Hits der Band enthält und auch den Rückgriff zu ›Behind Space‹ beinhaltet (bei dem einige der jüngeren Kids doch ein wenig verdutzt dreinschauen...), die fröhlichen Bang- und Hüpfspiele für eröffnet. Dabei behandeln IN FLAMES ihre letzte und nach wie vor umstrittene Platte »Soundtrack To Your Escape« relativ stiefmütterlich, so daß nur der Hit ›The Quiet Place‹ und darüber hinaus ›Touch Of Red‹ sowie ›My Sweet Shadow‹ als passender Schlußtrack zum Zuge kommen. Ganz anders die neue Scheibe »Come Clarity«, an der man einzig das Cover bemängeln kann, die sich kräftig in die Setlist einbringen darf.
Natürlich stehen IN FLAMES auch immer für ein optisches Spektakel - das sie ihren Fans nicht schuldig bleiben: Das ungewöhnliche Lichtdesign mit Perlenketten-mäßigen Lampen im Hintergrund sieht klasse aus, doch ansonsten legt man es ein wenig zu sehr darauf an, den Besuchern eine Dauerblendung zu bescheren und zudem aufgrund von fehlendem Frontlicht die Musiker zum Schattenspiel umzufunktionieren. Allerdings gibt es an diesem Abend relativ wenig Pyros, aber diesbezüglich ist man von den feurigen IF-Festivalauftritten wohl doch etwas zu sehr verwöhnt. Die Konfettikanone zum Abschluß der Show rückt die Band indes gefährlich in die Nähe von WITHIN TEMPTATION...
Als einziger Schwachpunkt der Show ist zu erwähnen, daß die Musiker etwas zu passiv und abgeklärt wirken, während Anders mit kumpelhaft-coolen Ansagen zu gefallen weiß, doch hier und da zwischen den Songs zu lange Pausen einreißen läßt, so daß dadurch die Stimmung ein wenig einbricht.
Dennoch sollte nach dem hundertminütigen Set, bei dem die Band auf das altbekannte "Zugabe"-Spielchen verzichtete, niemand enttäuscht von dannen getrollt sein und ich freue mich schon diebisch auf den Auftritt der Schweden beim kommenden "Bang Your Head!!!".
Photos: Stefan Glas
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© 1989-2025 Underground Empire |
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