Gary Moore – Dirty Fingers
CASTLE MUSIC/SANCTUARY RECORDS
In einer Zeit, in der Gary Moore uns schon seit Jahren nur noch mit austauschbarem Blues langweilt, ist es gut, an die güldenen Zeiten des Gitarrengenius erinnert zu werden. So war nämlich in letzter Zeit Garys 1981er Solowerk »Dirty Fingers« auf CD fast nicht mehr aufzutreiben, so daß die Scheibe nun dankenswerterweise von CASTLE MUSIC mit neuem Coverdesign und Liner Notes von Dave Ling vom CLASSIC ROCK MAGAZINE wiederveröffentlicht wurde.
Um seine Solokarriere weiter voranzutreiben tat sich Gary damals mit Bassist Jimmy Bain, Keyboarder Don Airey und Schlagzeuger Tommy Aldridge zusammen. Außerdem kam Charlie Huhn als Sänger hinzu, was aber zum letzten Mal geschah, denn ab sofort beanspruchte Gary den Platz des Leadsängers in seiner Band. Der damals noch relativ unbekannte Produzent Chris Tsangarides, der heute schon längst zur Legende geworden ist, wurde als Produzent angeworben. Er hatte schon 1978 auf »Back On The Streets« mit Gary zusammengearbeitet und stellte sich als absoluter Glücksgriff heraus, denn er verpaßte der Scheibe den perfekten Sound, so daß »Dirty Fingers«, das Gary vermutlich nach dem berühmten Gitarrentonabnehmer von der Firma GIBSON benannt hatte, in allen Belangen überzeugt und zudem in ›Hiroshima‹ einen Hit in petto hatte.
Allerdings stand das Album leider unter keinem guten Stern: Im Spätsommer 1980 hatte Gary Moore seine kurzlebige Band G-FORCE wieder aufgelöst, die er kurz nach seinem erneuten Ausstieg bei THIN LIZZY ins Leben gerufen hatte. Er begann »Dirty Fingers« aufzunehmen, doch Garys Plattenfirma JET RECORDS verweigerte die Unterstützung, so daß die Platte mitten im Mix einfach eingefroren wurde. Gary wechselte plattenfirmentechnisch zu VIRGIN und konnte mit seinen nachfolgenden Album »Corridors Of Power« von 1982 einen beachtlichen Erfolg verbuchen, so daß JET RECORDS nun kurzerhand im Jahr 1983 »Dirty Fingers« in seinem - wie Gary es immer wieder betonte - unfertigen Zustand gegen dessen Willen veröffentlichte. Daher hatte Gary immer ein gespaltenes Verhältnis zu dem Album.
Das sollte uns nun aber nicht abhalten, die Platte noch mal ausgiebig zu genießen, was jetzt ja wieder möglich ist - und womit auch erklärt wäre, weshalb eingangs gesagt werden mußte, daß die Platte lange Zeit nicht mehr verfügbar gewesen war.