DEMON (GB) – Cemetery Junction
SPACED OUT MUSIC/SOULFOOD
Die Briten waren, sind und bleiben wohl Zeit ihrer Existenz ein einzigartiges Phänomen. Gegründet 1979, und somit als Teil der NWoBHM zumindest Rockmusik-technisch längst "Weltkulturerbe", verfolgte die Formation von Beginn an eine völlig eigene Linie und hatte den "HM" eigentlich nur auf den allerersten Scheiben als Löwenanteil im Angebot, während es in späterer Folge sehr abwechslungsreich und in unterschiedlichen Härtegraden zur Sache ging.
Für genau dieses "Freischwimmertum" hat man die Band schon immer bewundert, und auch daran wird sich wohl nichts ändern, denn die von Mastermind Dave Hill immer noch souverän angeführte Formation hat sich nach all den Jahren noch immer keinen Millimeter von ihrem eingeschlagenen Weg abbringen lassen. Daher sind auch Vorgaben von Plattenfirmen bezüglich der "Liefertermine" für Studioalben nicht existent, und DEMON lassen eben nur dann etwas von sich hören, sobald die Band selbst das Material für geeignet empfindet.
Soll heißen, die vier Jahre seit »Unbroken« mögen für so manchen Zeitgenossen verdammt lange erscheinen, da mitunter auch schon fast zehn Jahre zwischen zwei Scheiben vergangen sind, dürfte das für die Briten jedoch nicht der Rede wert sein.
Als überaus wertvoll hingegen entpuppt sich das Hören von »Cemetery Junction«, das von der band-typischen Hymne ›Are You Just Like Me‹ eröffnet wird. Vom Härtegrad her ist man damit durchaus auf dem Niveau der Bandfrühzeit, stilistisch stellt die Nummer auf dem aktuellen allerdings eine Ausnahme dar. Der Großteil des Materials ist nämlich eher im entspannten, aber dennoch straff arrangierten Hard Rock britischer Prägung mit Prog-Legierung zu verorten, wobei letztgenannter Anteil in ›Life In Berlin‹ oder ›The Best Is Yet To Come‹ sogar dominiert.
Dem nicht genug, überrascht das gefühlvolle, tiefschürfende Monumental-Epos ›This Disguise‹ mit MAGNUM-lastigem Bombast, während der bluesig intonierte Beginn wohl sogar von einer Joe Cocker-Scheibe hätte stammen können. Nicht minder intensiv wirkt auch das von den Hooks her überraschend AOR-lastig klingende ›Queen Of Hollywood‹, in dem Dave jedoch mit Phil Lynott-Timbre für melancholische Kontrapunkte sorgt.
"Unvorhersehbar" ist neben "facettenreich" und "punktgenau" wohl eine der wichtigsten Vokabeln, die es benötigt, um »Cemetery Junction« umfassend zu beschreiben (ich weiß, ein simples "scheißegeil" hätte es auch getan, aber ein wenig Anstand haben wir doch...), nicht zuletzt, weil die Scheibe mit einer alles andere als erwarteten, emotionsgeladenen Prog-Nummer endet. Näher an MARILLION als mit der Halbballade ›Someone's Watching You‹ waren DEMON bislang sicher noch nie. Es spricht nur weiter für die Formation, daß ihr auch diese Gangart gut zu Gesichte steht.
Als Fazit läßt sich also festhalten, daß die Band ihrem Ruf als "Eigenbrötler" auch mit dem 13. Album gerecht wird und auch an der Tatsache, daß DEMON für ausnahmslos feinste Kost sorgen, hat sich nichts geändert.
One (more) Helluva Album!
super | 14 |