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Obwohl der gute Mann fraglos zu den Urgesteinen der Hamburger Szene zählt, hat man Piet Sielck lange Jahre vorwiegend als Produzenten wahrgenommen. Zu recht, hat er doch Veröffentlichungen namhafter Acts wie BLIND GUARDIAN entscheidend mitgeprägt. Zu unrecht, denn der sympathische Hanseat war nicht nur davor bereits als Musiker tätig, sondern hat 1996 zusammen mit Langzeit-Kumpel Kai Hansen, der seit GENTRY-Tagen mit Pieck kooperiert, IRON SAVIOR aus der Taufe gehoben.
Da mit »Firestar« demnächst ein brandneues Album der Formation zur Auslieferung bereitsteht (das zwölfte übrigens, zählt man diverse Compilations und Neuauflagen nicht dazu), war es an der Zeit, den Bandgründer zu diversen Themen zu befragen. Zunächst natürlich zum neuen Dreher, der ein wahrer Hammer geworden ist!
Gratulation! Gelungenes Ding! Seid Ihr dieses Mal mit irgendeiner speziellen Intention an das Schreiben der Songs herangegangen?
Nö, eigentlich nicht. Es freut mich aber riesig, daß wir nicht alleine mit unserer Meinung dastehen, sondern stolz behaupten können, ein richtig geiles Gerät aufgenommen zu haben. Gute Songs lassen sich aber nun mal nicht zwanghaft aus dem Ärmel schütteln. Und planen läßt sich so etwas schon gar nicht. Uns war bewußt, daß wir den Fans etwas bieten müssen, und waren von Anfang an bestrebt, unsere Nummern so griffig und eingängig wie nur möglich klingen zu lassen. Mit einem solchen Ergebnis war dann aber wirklich nicht zu rechnen. Danke an die Muse, die uns dieses Mal viel länger und häufiger geküsst hat. [lacht]
Meiner Meinung nach muß aber auch das Bandgefüge einfach stimmen, um ein authentisches, und zudem wirklich gutes Album zu veröffentlichen. Von daher kommt es für mich nur wenig überraschend, daß Euch ein solcher Wurf gelungen ist. Beständigkeit lohnt sich eben doch. Oder sehe ich das falsch?
Damit hast Du nicht nur den Nagel auf den Kopf getroffen, ich bin Dir auch sehr dankbar dafür. Schließlich wäre es doch unfair, die Band und das Album lediglich auf mich zu reduzieren. Okay, ich darf mich Hauptkomponist nennen, aber ohne die Jungs wäre ich nicht dazu in der Lage, eine Scheibe wie »Firestar» zu veröffentlichen. Wir funktionieren als Team bestens, und daran wird sich hoffentlich auch nichts ändern! Nicht zuletzt deshalb, weil wir von uns behaupten können, über eines der beständigsten Line-ups in der Szene zu verfügen, bin ich ganz bei dir und deiner Annahme. Es gibt wahrlich nicht mehr viele Formationen, in denen Musiker seit gut 20 Jahren zusammenspielen. In Zeiten wie diesen, in denen es immer schwieriger wird, mit Musik Geld zu verdienen, erst recht!
Denkst Du manchmal, daß Du mehr aus Deiner Karriere hättest machen können?
Klar hätte ich gerne noch drei Sportwagen in der Garage. [lacht] Aber andererseits, und das im Ernst: Ich bin mit dem, was mir das Leben beschert hat, rundum zufrieden. Ich würde nichts ändern wollen! Ich hab' eine wunderbare Frau, die sich dazu entschlossen hat, mit mir eine "Patchwork"-Familie zu gründen. Wir haben drei Kinder, ein Haus mit Garten auf dem Land, und so weiter. Und ganz ehrlich, jedes Mal, wenn ich mich mit anderen Musiker unterhalte, und dann zu hören bekomme, mit welch' harter Arbeit mitunter so ein Bandleben auf Tournee verbunden sein kann, bin ich froh, meinen Weg gegangen zu sein. Zumindest kann ich jetzt tun und lassen, was ich will.
Ist Dir eigentlich bewußt, daß Du Dich mit bestem Gewissen zu den einflußreichsten Metal-Musikern Deutschlands zählen darfst?
Ich fühle mich immer geehrt, wenn man mich daran erinnert. [lacht] Vor allem deshalb, weil wir damals einfach nur Metal spielen wollten. Wir waren zwar eine der ersten Bands, die sich diesem Stil hier bei uns verschrieben hatten, abzusehen war es aber natürlich nicht, was daraus entstehen sollte. Eigentlich immer noch unfaßbar, daß sich mehr als 40 Jahre später immer wieder mal junge Musiker bei mir melden, um sich zu bedanken. Kai und ich scheinen damals den Nerv der Zeit perfekt getroffen zu haben.
Respekt! Doch nicht nur musikalisch hast Du Deine ureigene Gangart nicht abgelegt. Auch die Texte scheinen Dir immer am Herzen gelegen zu haben. Korrekt?
Absolut! Langweilige, oder gar substanzlose Texte können es durchaus schaffen, einen Song wesentlich schlechter wirken zu lassen, als er eigentlich ist. Andersrum funktioniert das leider nur ganz, ganz selten. Augenmerk auf eine ausgewogene Mischung aus Musik und Text zu legen, war mir aber immer schon wichtig. Wie bei jedem anderen Menschen auch, gibt es manchmal Phasen im Leben, in denen man sich in eine Fiktion dermaßen hineinsteigert, so daß man alles andere vergißt. Auf »Firestar« ist ein Teil der wohl persönlichsten Texte meiner gesamten Laufbahn enthalten. Zum einen, weil es so einiges zu verarbeiten gab. Und zum anderen, weil es wohl die nächstliegendste Art für einen Musiker ist, einer geliebten Person einen Song zu widmen.
Photos: Thomas Sprenger
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