IRON SAVIOR – Titancraft
AFM RECORDS/SOULFOOD
Über Themen wie Motivation und Arbeitseifer braucht man mit Piet Sielck nicht zu diskutieren - außerdem hätte er dafür ohnehin keine Zeit. Doch nicht nur was sein Output generell betrifft - innerhalb von nur knapp mehr als zwei Jahren zwei Studioalben zu schreiben und zu veröffentlichen, ein umfangreiches Livedokument zusammenzustellen und eine der früheren Scheibe soundtechnisch zu überarbeiten, ist wahrlich respektabel, das muß dem IRON SAVIOR-Vorstandsvorsitzenden erst einmal jemand nachmachen - scheint es momentan im Lager der Hamburger Metal-Institution blendend zu laufen, Songideen zum Beispiel dürften dem guten Mann im Moment zufliegen.
Auf dem inzwischen neunten Studioalbum des Quartetts gibt es nämlich ausnahmslos brillante Metal-Perlen zu hören, deren Melodien und Refrains sich auf Anhieb im Langzeitgedächtnis festsetzen. Zwar kann es durchaus sein, daß dem Hörer so manche Passage bereits irgendwie bekannt vorkommt, ein "Nummer Sicher"-Album ist das erneut von Felipe Machado Franco optisch fein gestaltete Gerät aber auch nicht geworden.
Zum einen, weil die in der Frühzeit offenkundigen JUDAS PRIEST-Verweise abermals reduziert wurden und zum anderen, weil es in der Tat Überraschendes und Unerwartetes zu hören gibt. So zum Beispiel das melancholisch-balladeske ›I Surrender‹, das für "Feuerzeug"-Alarm bei der Live-Umsetzung garantieren wird. Aber auch das mit entsprechend Western-tauglichem Intro eingeleitete ›Gunsmoke‹ klingt nicht wirklich typisch, sondern offenbart im stampfend-marschierenden Rhythmus eine bis dato verborgene ACCEPT-Vorliebe des Vierers.
Doch keine Angst, die Band hat ihre ursprüngliche Gangart keineswegs verlassen, sondern bloß um die erwähnten Neuerungen erweitert. Schließlich gibt es auch auf »Titancraft« jede Menge typische IRON SAVIOR-Kost zu hören, ebenso diverse ein klein wenig an frühe BLIND GUARDIAN beziehungsweise SAVAGE CIRCUS erinnernde Chorpassagen und Melodien.
Logisch gehörte Piet doch nicht nur mit zu den Gründervätern der "Hamburger Schule" und hat das Schreiben von kraftvollen und melodischen Ohrwürmern von der Pieke auf gelernt, die letztgenannte Formation lebte bis zu deren letztem (?) Album ebenso von seinen Beiträgen. Danke, Herr Sielck!
beeindruckend | 12 |