RIOT V – Unleash The Fire
STEAMHAMMER/SPV
Trotz mehrfach notwendiger Umbesetzungen, immer wiederkehrenden Labelwechseln und obendrein auch noch dem Umstand, daß die Formation Zeit ihrer Existenz niemals jenen Erfolg einfahren hat können, den ihre Fans RIOT seit den Anfängen Mitte der 70er Jahre vergönnt hätten, hat diese Band niemals aufgegeben. Dafür verdienen die Herrschaften schon mal gehörigen Respekt!
Zuletzt sah es sogar wieder wichtig gut aus für die Truppe, die sich 2009 im Line-up ihrer wohl - zumindest im Underground - mit Ehrfurcht gehandelten Scheiben »Thundersteel« und »Privilege Of Power« wieder zusammentat. Unzählige umjubelte Gigs, das lässige Album »Immortal Soul«, sowie Festivalauftritte wie beim legendären "Sweden Rock" folgten und haben RIOT abermals gehörig vorangetrieben.
Doch, wie schon desöfteren zuvor, war Fortuna dem Unternehmen alles andere als hold, als Gitarrist und Band-Oberhaupt Mark Reale am 25. Januar 2012 endgültig seinen Kampf gegen Morbus Crohn verlor. Nicht zuletzt dadurch völlig desillusioniert, zog sich auch Sänger Tony Moore aus dem Musikgeschäft zurück, und auch die Fans sahen sich zunächst mit der Tatsache konfrontiert, in Zukunft wohl auf diese Band verzichten zu müssen. Doch Bassist Don Van Stavern und Gitarrist Mike Flyntz nahmen allen Begleitumständen zum Trotz den Faden erneut auf, wohl auch, um das Vermächtnis ihres verstorbenen Band-Kumpanen mit Würde weiterzuführen. Mit Flyntz' früherem Gitarrenschüler Nick Lee, dem von VIRGIN STEELE bekannten Drummer Frank Gilchriest und dem neuen Sänger (dem fünften übrigens in der langjährigen Karriere der Band, daher auch der Zusatz "V" beim Bandnamen) Todd Michael Hall (der unter anderem auch bei REVERENCE das Mikro schwingt) konnte binnen relativ kurzer Zeit das Line-up komplettiert werden. In dieser Besetzung stellte man inzwischen mehr als nur einmal unter Beweis, daß mit RIOT V keineswegs eine Art "Coverband" am Werk ist, sondern fünf Musiker, die sich ihrer Aufgabe bewußt sind und die Klassiker aus dem Repertoire mit Anmut und Würde darzubieten wissen.
Von einem "Routine-Programm" kann hier also nicht die Rede sein, im Gegenteil die Motivation scheint regelrecht überschäumend, denn es wäre wohl wesentlich einfacher gewesen, als Standortbestimmung zunächst einmal mit einem "Best Of"- oder Livealbum an den Start zu gehen, um abzuchecken, wie man von den Fans angenommen würde.
Doch RIOT V liefern lediglich eine (dafür aber eine durch Mark und Bein flitzende, weil absolut gelungene) Liveversion von ›Thundersteel‹ als Bonus. Diese stellt jedoch nur das feine Finale des aktuellen Prunkstücks »Unleash The Fire« dar, das zudem ein gelungenes Covermotiv hat, das jede Menge Reminiszenzen an die Geschichte der Band beinhaltet. Zuvor darf der geneigte Fan insgesamt zwölf brandneue Kompositionen in Empfang nehmen, die allesamt mit jenen Trademarks versehen sind, für die RIOT über all die Jahre zu Recht gefeiert wurden. Der Fünfer kredenzt immer noch erlesenen Heavy Metal in traditioneller Form, weiß mit zwingenden Melodien ebenso zu glänzen wie auch mit Hooks, und hat einigen Tracks auch die schon in früheren Jahren permanent vorhandene Hard Rock-Schlagseite verabreicht.
Gesondert gelobt muß für seine Leistung Todd Michael Hall werden, denn von seiner beim "Bang Your Head!!!"-Festivalgig zu bemerkenden Nervosität ist auf dem Album nichts mehr zu erkennen. Im Gegenteil, der Kerl tiriliert mit dem sprichwörtlichen Selbstvertrauen eines sibirischen Berglöwen durch die Tracks und strahlt selbst in gefährlichen "Höhenlagen" Sicherheit aus. Darüber hinaus schafft er es, in den hurtigen Nummern mit kraftvollem Ausdruck zu überzeugen und in den balladesken Passagen mit einer Extraportion Gefühl für zentimeterdicke Gänsehaut. Yezzz!
Aber auch dem Duo Mike Flyntz und Nick Lee muß attestiert werden, mehr als nur gelungene Arbeit verrichtet zu haben und zu Ehren von Mark ein Werk mit wunderbaren, in der Tat unmittelbar an dessen Werk und Wirken anknüpfendes Album an den Start gebracht zu haben, das "offiziell" mit der an Mark Reale gerichteten, ergreifenden Huldigung ›Until We Meet Again‹ beendet wird, zu der man vor dem "geistigen Auge" tatsächlich ein zufriedenes Grinsen des verstorbenen Gitarreros vom Firmament her bemerken kann. Welcome back!
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super | 14 |