Es ist mit Sicherheit nicht übertrieben, wenn man behauptet, die legendären RIOT würden nach ihrer Umbenennung in RIOT V vor etwas mehr als einer Dekade, ihren sprichwörtlichen "zweiten Frühling" erleben. Ab und an macht es sogar den Anschein, als ob die Formation nun endlich jenen Anklang finden würde, der ihr seit fast fünf Jahrzehnten zusteht. Leider kann der 2012 verstorbene Mastermind Mark Reale das alles nicht mehr miterleben. Es ist jedoch anzunehmen, daß ihr ehemaliger Chef der aktuellen Inkarnation nicht nur sein Segen geben, sondern sie obendrein auch zum Weitermachen animieren würde. Zu recht, denn mit »Mean Streets« macht das Quintett nahezu exakt dort weiter, wo es 2018 mit »Armor Of Light« aufgehört hat.
Was die Musiker vom demnächst zur Veröffentlichung anstehenden neuen Dreher erwarten, hat uns Sänger Todd Michael Hall wissen lassen, der sich blendend gelaunt aus seinem Wohnzimmer in Michigan zum vereinbarten Zoom-Gespräch meldet.
Ursprünglich war die Scheibe für Februar angekündigt. Weshalb wurde der Veröffentlichungstermin gut zwei Monate nach hinten verlegt?
Da muß ich ehrlich gesagt passen. Wir waren auch etwas verwundert, denn unsererseits gab es keinen Grund für die Verschiebung. Ich denke, da solltest Du bei unserem Label nachfragen. Es hatte jedenfalls weder etwas mit uns als Band noch mit den aufgenommenen Songs zu tun. Die Scheibe war zum vereinbarten Zeitpunkt fertig. Auf die paar Wochen soll es aber auch nicht ankommen. Wir sind froh einen verläßlichen Partner gefunden zu haben, und können es kaum erwarten, die Platte endlich herauszuhauen.
Das ist klar, schließlich habt Ihr sicher jede Menge Zeit und Herzblut investiert. Gibt es dadurch eine gewisse Erwartungshaltung Eurerseits?
Wer behauptet, es wäre irrelevant, wie ein Album ankommt, lügt! Oder aber, ist einfach nicht mit jener Hingabe bei der Sache wie wir. Auch wenn es sich vielleicht pathetisch anhört, aber bei uns geht es nicht bloß darum, eine Platte mit neuen Songs zu veröffentlichen. Wir haben schließlich mit Marks Vater vereinbart, daß wir den Bandnamen zwar abgeändert verwenden, damit aber auch Mark und seine Arbeit ehren. Es geht also um mehr, als nur darum, ein neues Album aufzunehmen. Bei uns steht auch eine gewisse Verantwortung dahinter. Schließlich haben wir sein Vermächtnis zu verwalten und RIOT in seinem Sinne weiterzuführen.
Respekt! Ich persönlich denke, daß Ihr diesem "Versprechen" mit allen drei unter Eurem neuen Banner veröffentlichten Drehern gerecht werdet. Wodurch unterscheidet sich denn »Mean Streets« von den beiden Scheiben davor?
In erster Linie an den Begleitumständen während der Entstehung. Es sind zwar einmal mehr Mike Flyntz und Don Van Stavern gewesen, die das Songmaterial komponiert haben, doch dieses Mal war im Vorfeld vieles anders. Es gab beispielsweise so gut wie keine Möglichkeit, die Songs bei Konzerten auf ihre Live-Tauglichkeit zu testen. Das hat eine Vorauswahl schwerer gemacht als sonst. Auf der anderen Seite hatten wir mehr Zeit, um diverse Details mehrmals durchzugehen und gegebenenfalls umzuarbeiten. Ansonsten läßt sich das Album wohl eindeutig als eines von uns erkennen. Oder?
Klar doch! Dafür genügt ein Blick auf das Cover. Und selbst wenn das Bandlogo nicht darauf verewigt wäre, bestünde kein Zweifel. Überrascht hat mich allerdings das Bekenntnis zum Bikertum. War das schon immer so?
Das Motiv paßte einfach perfekt zum Titel. Und ganz so neu ist es nun auch wieder nicht, daß unsere Songs typische Biker-Lyrics verabreicht bekommen haben. Im Gegenteil, diese Thematik hat es schon auf den ganz frühen Alben immer wieder gegeben. Eine typische Biker-Band sind wir aber dennoch nie gewesen.
Gutes Stichwort. RIOT waren generell nie eine Band, die ein spezielles Publikum angesprochen hat. Eure Fans sind zwar in nahezu allen Subgenres zu finden, was für die Qualität Eurer Musik spricht, zu den ganz großen Namen zählte die Band aber nie. Hast Du eine Idee, warum?
Die Frage habe ich mir schon sehr oft gestellt. Eine Antwort darauf zu finden ist wirklich schwierig. Der Name ist vielen Hard Rock- und Heavy Metal-Fans geläufig, und ich kenne ehrlich gesagt kaum jemanden, der mit der Band nichts anfangen kann. Da Mark aber, nicht zuletzt aufgrund der unzähligen Umbesetzungen, und noch viel mehr aufgrund der zahlreichen Sängerwechsel, das Unternehmen immer wieder neu formieren, und manchmal sogar neu "erfinden" hat müssen, war es schwierig, Businesspartner permanent bei Laune zu halten. Bei den Fans sah es nicht ganz so kraß aus. Die konnten offenbar besser damit leben, daß nach Guy Speranza der kratzbürstige Bluesrocker Rhett Forrester das Mikro übernahm. Ähnlich dürfte es nach dem ersten Ausstieg von Tony Moore gelaufen sein, für den ja zunächst Mike DiMeo nachrückte. Für so manche Plattenfirma dürften solche Wechsel, die es ja immer wieder gab, aber schwierig gewesen sein. Man schaffte es einfach nicht, die Band entsprechend zu vermarkten.
Diesbezüglich schaut es heute deutlich besser aus. Das Line-up scheint - inklusive des früher doch sehr häufig vakanten Postens am Mikro - stabilisiert worden sein. Wenn man Dich danach fragt, welche der vielen RIOT-Alben Deine Top 5 sind, welche Antwort hast Du dann für uns?
Das ist echt heftig. Ich zähle nämlich zu jenen Typen, die RIOT mit allen Frontmännern mag. Aber okay, ich würde folgende fünf nennen, ohne diese jedoch in eine bestimmte Reihenfolge bringen zu wollen:
- »Fire Down Under«
- »Thundersteel«
- »Rock City«
- »Restless Breed«
- »Nightbreaker«
Ich hoffe, das paßt so?
Klar doch. Danke dafür, und viel Erfolg mit »Mean Streets«!
http://www.areyoureadytoriot.com/