TYGERS OF PAN TANG – Ritual
MIGHTY MUSIC/SOULFOOD
Natürlich wäre es den anderen Bandmitgliedern gegenüber unfair zu behaupten, es ginge erst seit dem Einstieg von Jacopo Meille als Sänger für TYGERS OF PAN TANG wieder so richtig bergauf, außer acht gelassen werden sollte diese Tatsache aber dennoch nicht.
Fakt ist nämlich, daß sich die Band zwar seit länger Zeit schon wieder auf dem aufsteigenden Ast befindet, der erste Anstieg der momentanen Formkurve allerdings durchaus mit jenem Zeitpunkt gleichgesetzt werden kann, an dem sich Jacopo vor mittlerweile anderthalb Dekaden "Bandvater" Robb Weirr und dem bereits vier Jahre zuvor der Formation beigetretenen Drummer Craig Ellis angeschlossen hat. Ebenso steht fest, daß die sympathische und energische Bühnenperformance des Italieners unzählige alte Fans wieder in die "Fänge" der TYGERS zurückgebracht hat und zudem auch junge, neugierige Fans auf die Band aufmerksam gemacht hat.
Apropos: An der Livefront hat sich gezeigt, daß die Formation (der seit 2012 beziehungsweise 2013 Gavin Gray am Baß und Micky Crystal an der zweiten Gitarre angehören) längst wieder als kompakte Einheit agiert und mit sprichwörtlich blindem Verständnis für schweißtreibende Shows zu sorgen versteht. Noch nicht ganz so ausgereift klang das Kollektiv bislang jedoch auf den seit dem Millenniumswechsel veröffentlichten Studioalben, auch wenn es durchaus mitzuverfolgen gewesen ist, daß TYGERS OF PAN TANG im Laufe der letzten Jahre wieder gehörig an Druck und Dampf, aber auch an einprägsamen Melodien zugelegt haben. Spätestens mit dem 2016 veröffentlichten, selbstbetitelten Album hat die Band jedoch endgültig unter Beweis gestellt, daß sie sich in einem abermaligen Frühling befindet, waren darauf doch Knaller wie ›Only The Brave‹ oder ›Glad Rags‹ verewigt, mit denen man zumindest in die Nähe der Qualität des Frühwerks gelangen konnte.
Daran scheint sich das Quintett zuletzt abermals orientiert zu haben, denn mit »Ritual« liefern die TYGERS definitiv das knackigste Album seit den glanzvollen 80er Jahren ab. Darauf sind nämlich in der Tat sämtliche Ingredienzien enthalten, die diese Band schon in ihrer Frühzeit ausgemacht haben. Typische NWoBHM-Gitarrenriffs und doppelläufige Gitarrenharmonien prägen ebenso das Bild, wie auf Anhieb zündende Hooks und Melodien und prägnante Refrains. Das in absoluter Topform agierende Gitarrenensemble Weir/Crystal liefert von Anfang an feinste Ware und kann sich über dem soliden Rhythmusteppich immer wieder nach sämtlichen Regeln der Kunst austoben. Das hat man offenbar auch Jacopo zugebilligt, dessen Stimme in den letzten Jahren nicht nur merklich gereift ist, sondern nunmehr auch deutlich stärker in den Vordergrund gemischt wurde.
Als herausragend aus diesem an Höhepunkten wahrlich nicht armen Dreher entpuppen sich der satt rockende Mega-Ohrwurm ›Destiny‹, das atmosphärisch-dramatisch beginnende und dabei - trotz Rauchverbot in sämtlichen Veranstaltungshallen - den Fan sofort zum Feuerzeug greifen lassende ›White Lines‹, das sich in weiterer Folge zu einem eleganten Rocker entwickelt, dem man seine britische Herkunft bis zum Ende hin anhört sowie der live aller Voraussicht nach Erdbeben verursachende Dampfhammer ›Damn You!‹.
Gratulation zu diesem Album, meine Herren, möge der neuerliche Frühling noch lange Jahre prolongiert werden!
http://www.tygersofpantang.com/
super | 14 |