ARMORED SAINT – La Raza
METAL BLADE RECORDS/SONY MUSIC
Es spricht für sich, wenn es sich eine Band leisten kann, zwischen zwei Alben knappe zehn Jahre vergehen zu lassen und ihre Fanbase dennoch erhalten bleibt. Dazu bedarf es nicht nur eines verdammt guten Rufes, sondern in erster Linie perfekten und zudem auch zeitlosen Werken, die in eben jenen "Pausenunterbrechungen" gereicht werden, um die Klientel dann über die nächste Durststrecke hinwegtrösten zu können. Ein Kunststück, daß nur ganz wenige Bands zustande bringen. Eine dieser rühmlichen Ausnahmen sind mit Sicherheit die Amis ARMORED SAINT.
Ganz ehrlich, schon nachdem es Mitte der 90er Jahre (also nach »Symbol Of Salvation«, das 1991 vorgelegt wurde) verdächtig still um die Band gewesen ist, habe ich nicht mehr wirklich daran geglaubt, daß die Herrschaften nochmals richtig durchstarten werden können, selbst wenn die Band nie vollkommen verschwunden war. Erst durch »Revelation«, mit dem die Amis ihre Getreuen zur Jahrtausendwende versorgten, war alles wieder in Butter. Doch auch dieses Album entpuppte sich im Nachhinein als - zwar ungemein intensives und lange anhaltendes - einziges Lebenszeichen vor einer veröffentlichungstechnisch erneut zehnjährigen Pause. In diesen Jahren war es zwar zumeist Sänger John Bush der durch sein unverschuldetes, aber doch eher "sprunghaftes" Engagement bei ANTHRAX für Schlagzeilen zu sorgen wußte, doch auch der Name ARMORED SAINT geriet keineswegs in Vergessenheit. Im Gegenteil, die Herren besorgten es ihrer Klientel in Form von - zwar nur sporadischen, dafür aber durchweg sensationellen - Festival-Gigs und ließen zuletzt allein durch die Vorfreude auf das in Aussicht gestellte kommende Werk in der Fanbase den Blutdruck mächtig ansteigen. Mit »La Raza« bekommt der getreue Fan nun also endlich wieder einmal das geliefert, was er erwarten durfte, nämlich einmal mehr die ultimative Vollbedienung in Sachen ARMORED SAINT.
Allerdings sei doch darauf hingewiesen, daß »La Raza« in gewisser Weise eine Art "Neudefinition" des Quintetts darstellt, denn man zeigt sich abwechslungsreicher und stilistisch offener als je zuvor. Logischerweise ist zwar spätestens nach den ersten Zeilen, die John Bush ins Mikro röhrt, keine Frage mehr notwendig, welche Band hier denn gerade zu vernehmen sei, dennoch klingt das Album unvorhersehbar und dermaßen facettenreich, so daß jeder Fan von Hard Rock und Heavy Metal in welcher Form auch immer hier etwas für sich entdecken kann. Diese Herrschaften verstehen es schlichtweg perfekt, Songs zu kreieren, die immerzu ihre Handschrift tragen, dabei aber von traditionellem Rock, über Groove Rock bis hin zum dynamischen, treibenden Heavy Metal in traditioneller Machart alles beinhalten. Selbst von ansonsten doch eher ungewöhnlichen Bereichen wie dem Blues oder der lateinamerikanischen Musik sind Anleihen zu vernehmen, die gut integriert werden konnten und das Album an Intensität weiter zulegen lassen. Wenn man alle Tracks auf einen gemeinsamen Nenner bringen will, dann läßt sich für »La Raza« attestieren, daß die Songs durch die Bank amtlich rocken und das auf dermaßen hohem Niveau, daß man ARMORED SAINT einen neuerlichen Frühling voraussagen kann. Für den Zuhörer bedeutet das, sich nach ergiebigem Genuß dieses Albums auf "Frühlingsgefühle" im wahrsten Sinne des Wortes einzustellen, denn Viagra war gestern, heute haben wir »La Raza«!
überragend | 16 |