Y-Files-Datasheet |
Contents: PAYNE'S GRAY-Special |
Date: 10.03.1996 (created), 27.06.2022 (revisited), 27.06.2022 (updated) |
Origin: FEEDBACK |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Die Mitarbeit beim FEEDBACK hatte von vorneherein oftmals den Charakter von erneuter Arbeit auf schon bearbeiteten Baustellen: Im Falle PAYNE'S GRAY hatte ich zeitnah das Demo im METAL HAMMER besprochen und für's UNDERGROUND EMPIRE das Interview gebastelt, zu dem nun dieser Artikel in der Abteilung "Bandportrait" kam. Natürlich war es schön, einer Band helfen zu können, aber letzten Endes ging es mir doch eher darum, zu neuen Horizonten aufzubrechen. |
Supervisor: Stefan Glas |
Ein weiter Weg liegt hinter der Karlsruher Formation PAYNE'S GRAY, dessen erster Gipfelpunkt mit dem eigenproduzierten Album »Kadath Decoded« erreicht ist. Umbesetzungen en masse prägen die Historie von PAYNE'S GRAY, da die Band sehr enthusiastisch und mit hundertprozentiger Aufopferungsbereitschaft an ihre Musik geht. Viele der ehemaligen Bandmitglieder waren irgendwann nicht mehr fähig, diesen Einsatz zu bringen und verließen daher aus freien Stücken die Band. Auch die Besetzung, die noch die CD eingespielt hat, ist mittlerweile nicht mehr aktuell.
Das erste griffige Ergebnis der kreativen Arbeit von PAYNE'S GRAY war das Demo »Of Tyrants And Reflections« von 1990 welches noch recht traditionellen Metal mit progressiven Einflüssen bot. Ein gutes Jahr später folgte das zweite Demo »Infinity«, welches eine enorme Wandlung in der Musik von PAYNE'S GRAY offenbarte. Ungeheuer sensible Songs, voller Macht und Grazie deuteten die Richtung an, die PAYNE'S GRAY sich erwählt haben. In diesen Tagen fing ein Traum an, Gestalt anzunehmen, an dem die Band nun mehrere Jahre akribisch gefeilt hat: Das erste Album sollte ein Konzeptalbum mit Lovecrafts "Traumsuche nach dem unbekannten Kadath" als Grundlage werden; jedoch keine laue Umsetzung, sondern eine wirkliche Vertonung bis in alle Tiefen, die Lovecrafts Meisterwerk würdig sein sollte.
Dieser Geniestreich ist den Karlsruhern perfekt gelungen. Man ist in jeder Hinsicht der selbstgestellten Aufgabe gerecht geworden. Wer Lovecrafts Buch kennt, wird bei »Kadath Decoded« sofort in ein Reich der Visionen entführt werden. Die ganze Platte ergibt ein rundes Klangwerk, das den Hörer gefangennimmt und erst am Ende seiner persönlichen Traumsuche wieder in die Realität entläßt. Auch optisch ist »Kadath Decoded« ein herausragendes Werk, denn der Hamburger Kunststudent Michael Bähre hat ein Cover gemalt, das seinesgleichen sucht und im Format 50 auf 50 Zentimeter als beeindruckende Umhüllung dient.
PAYNE'S GRAY haben bis zum Exzeß ihre Energie in diese Platte investiert, aber jeder Tropfen Schweiß hat sich gelohnt, denn mit »Kadath Decoded« ist ihnen das mit Abstand beste Album des Jahres 1995 gelungen, das für einen lachhaften Preis von 31,- DM bei der Band bestellt werden kann. Es ist gewiß nicht übertrieben, wenn man »Kadath Decoded« als ein Jahrhundertwerk bezeichnet und jeder, der auf anspruchsvolle, progressive Musik steht, wird dieser These zustimmen müssen!