SAXON
Saarbrücken, Garage
07.10.2005
Nachdem der erste Anlauf zur 25 Jahre-NWoBHM-Tour gescheitert war, da in Biffs Privatwohnung eine ungeplante Pyroshow stattgefunden hatte, sollte es im zweiten Anlauf um so geiler werden: SAXON waren gekommen, um sich selbst und jene musikalische Urgewalt zu feiern, die Ende der Siebziger sowie Anfang der Achtziger von England aus die Welt zu erobern begann. Folglich ließen wir es uns nicht nehmen, in Saarbrücken das sächsische Tanzbein zu schwingen.
Erwartungsgemäß warten SAXON ausschließlich mit Songs von ihren ersten fünf Studioplatten (ergo, das '79er Debut, »Wheels Of Steel« und »Strong Arm Of The Law«, beide von 1980, »Denim And Leather« von 1981 sowie »Power And The Glory« von '83) auf. Aufgrund dieses Tourkonzepts ist es für Biff jedoch schwierig, sein beliebtes "old song or new song?"-Spielchen durchzuziehen, so daß er es etwas abwandelt: "Crusader?" ruft er fragend ins Publikum und als ihm eine Welle der Begeisterung entgegenschlägt, führt Biff an, daß ›Crusader‹ nicht alt genug sei, läßt sich aber auf den Kompromiß ein, daß man den Song dennoch spielen würde, wenn das Publikum nur laut genug brüllen würde. Ratet mal, was vor, während und nach ›Crusader‹ los war...
Stattdessen führt Biff als neuen Showeffekt die Signingsession während der Show ein: Ein Fan reckt eine DVD in Richtung Bühne, die Biff sich schnappt, um sein Autogramm drauf zu plazieren und mit dem scherzhaften Kommentar, "Du schuldest mir jetzt 100.000 Euro!", zurückzugeben. Doch trotz der horrenden Honorarforderungen von Biff soll sich eine solche Szene während des Gigs noch zweimal wiederholen.
Auch optisch ist alles auf old school getrimmt: Der Sachse mit dem blutigen Schwert vom Cover des Erstlings fungiert als Backdrop, während links und rechts zwei Dekoaufsteller mit dem »Strong Arm Of The Law«-Emblem zu sehen sind. Zudem ist die Band sehr spielfreudig, auch wenn Biff mittlerweile in Altherrenmanier bangt und den Oberkörper nach vorne beugt, um anschließend den Kopf von links nach rechts zu wiegen - 25 Jahre NWoBHM halten eben die stärksten Nackenwirbel nicht aus...
Doch kopfschüttelnde Aktionen sind dafür im Publikum um so mehr angesagt und es geht einem runter wie Öl, wenn man sieht, daß selbst irgendwelche Kids Songs wie ›Frozen Rainbow‹ oder ›The Eagle Has Landed‹, die nun wahrlich nicht zum SAXON-Standardset gehören, textsicher mitsingen.
Nach etwa 90 Minuten Hauptset plus knapp 30 Minuten Zugabe ist ein Event vorüber, der rundum Spaß gemacht hat - Spaß, der nach Ende der Liveaction noch weitergeht: Einige ROCK HARDler, und zwar Götz Kühnemund, Frank Albrecht sowie die Redaktionsschönheit Jenny Rönnebeck, fungieren als DJs und heizen vor und nach der Show den Fans anständig ein.
Erfreulicherweise war die Tour nahezu komplett ausverkauft und auch die Show in der saarländischen Hauptstadt war gut besucht, wenngleich in der "Garage" noch ein bißchen Platz gewesen wäre; aber auch so zeigte das Thermometer im Handy von Frank Albrecht schwerst saunaverdächtige 33 Grad Celsius an.
Ein abschließendes Lob erhalten SAXON für die fairen Merchandisepreise: ein reguläres Shirt kostet 15 Euro, schlichtere Motive gibt es gar für nur 10 Euro. Das demonstriert die Fannähe von SAXON und ist für heutige "Shirts kann man nicht brennen"-Zeiten mehr als ungewöhnlich.
Photos: Stefan Glas