Lee Aaron – Radio On!
METALVILLE/ROUGH TRADE
Es ist schon unglaublich, was diese Dame in den letzten Dekaden alles gemacht hat. Nach ihrem Einstieg in die Musikszene mit knackigem Hard Rock wurde sie durch das gleichnamige Album für eine ganze Generation an Metalfans zur »Metal Queen«. Die weniger toleranten davon nahmen ihr die Abkehr davon, und noch vielmehr ihre späteren Versuche, sich als Jazz-Sängerin zu etablieren, jedoch einigermaßen übel.
Karen Lynn Greening, wie Lee Aaron eigentlich heißt, hatte damit aber keinerlei Problem, sie selbst sah sich ja niemals ausnahmslos auf harte Rockmusik beschränkt. Mit ihren letzten Alben »Fire And Gasoline« und »Diamond Baby Blues« jedoch setzte sie sehr wohl wieder auf solche, und auch ihre Auftritte bei einschlägigen Festivals lassen darauf schließen, daß sie sich sehr wohl auch noch mit dieser Szene identifizieren kann.
Im Vergleich zu ihrem letzten Dreher aus dem Jahr 2018 wirkt »Radio On!« zwar ein klein wenig verhaltener, dafür von den Texten her persönlicher. Auch auf Coverversionen hat die Dame nebst bestens eingespielter Formation verzichtet, stattdessen läßt sie uns an jener Spontanität (auch produktionstechnisch, denn die Scheibe klingt überraschend rauh!) teilhaben, die es wohl gebraucht hat, um die hemdsärmelig wirkenden, klassischen Rock-Songs genauso schnörkellos einzuspielen, wie sie im Endeffekt klingen.
Durch die eher dezente klangtechnische Umsetzung erweisen sich sowohl vermutlich auch ein gewisses Maß an autobiographischen Zügen aufweisende, nachdenkliche Nummer wie ›Wasted‹ oder ›Twenty One‹ ebenso als überaus authentisch, wie locker-flockig rockendes Material der Kategorie ›C'Mon‹. Und ganz egal, in welche Richtung es auch geht, die Kanadierin ist immer noch bestens bei Stimme, darüber braucht man auch im Jahr 2021 nicht zu diskutieren.
Logisch also, daß wir ihrer Aufforderung nur zu gerne nachkommen und das Radiogerät aufdrehen, sobald ihre Songs zu hören sind. Und das, wie es sich gehört, so laut wie nur möglich!
gut | 11 |