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Erinnern wir uns kurz zurück: Im Jahr 2004 legten drei junge Norweger unter dem Banner COMMUNIC mit »Conspiracy In Mind« ein geradezu sensationelles Demo vor, das von der Presse ordentlich gefeiert wurde und darüber hinaus die Band sogar für den "Indie-Riesen" NUCLEAR BLAST interessant machte. Und zwar so sehr, daß COMMUNIC nur wenige Monate danach ihr ebenso betiteltes Debutalbum an den Start bringen konnten.

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Es folgte ein rasanter Aufstieg, wobei die Superlativen schon zu jenem Zeitpunkt bis hin zur Ernennung der "talentiertesten Newcomer" im Bereich des Prog/Power Metal überhaupt reichten. Edle Worte, auf die das Trio Oddleif Stensland (Gesang/Gitarre), Erik Mortensen (Baß) und Tor Atle Andersen (Drums) keine zwölf Monate später mit ihrem zweiten Album »Waves Of Visual Decay« antworteten, wodurch jene Stimmen noch euphorisierter klangen. Es folgten diverse, umjubelte Auftritte bei einigen der wichtigsten Festivals, wie dem "Bang Your Head!!!", doch danach schien die Karriere, ein klein wenig ins Stocken zu geraten, nicht zuletzt deshalb, weil das 2008er Album »Payment Of Existence« nicht ganz die immens hohen Erwartungen erfüllen konnte. Doch dieser "Schwachpunkt" (das Album ist immer noch ein verdammt gutes, aber eben nicht ganz so genial wie seine Vorgänger) in der Laufbahn des Dreigestirns aus Kristiansand sollte dieser Tage völlig vergessen sein, steht doch mit »The Bottom Deep« endlich das vierte Album Herrschaften zur Veröffentlichung an.

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Auf diesem klingen COMMUNIC noch ein wenig intensiver als zuvor, gleichzeitig aber auch direkter und dunkler. Der technische Aspekt scheint ein wenig in den Hintergrund gerückt worden zu sein, an Emotionalität haben die Jungs aber eine ordentliche Schippe draufgelegt. Dieser Aspirant auf die zu Jahresende verliehene Trophäe zum "Album des Jahres" war selbstredend Grund genug, Oddleif zum Telefon zu bitten. Der Kerl entpuppte sich als überaus sympathischer Genosse und kam im Laufe des Gespräches immer wieder gerne auf sein frischgeschlüpftes "Baby" zu sprechen.

Mein Fazit zu Eurem aktuellen Album lautet kurz und bündig: "direkter, dunkler, emotionsreicher und eigenständiger". Wie denkst Du darüber?

Danke für Deine Worte, die sich nahezu vollständig mit meiner Meinung decken. Da wir mit »Payment Of Existence« leider doch nicht so richtig durchstarten konnten und mir zudem in den letzten Monaten jede Menge Dinge widerfahren sind, die mich persönlich sehr getroffen haben, brauchte ich eine längere Zeit, um mich wirklich darauf konzentrieren zu können, Songs zu schreiben. Nicht, daß mich die Band, oder gar Musik selbst nicht mehr interessiert hätten, aber es lag mir einfach zu viel anderes am Herzen, um mich in entsprechender Weise um Band und Songs zu kümmern. Irgendwann ist es aber dann soweit gewesen, daß ich mich erneut voll ins Geschehen gestürzt habe. Dabei versuchte ich alles, was mich bedrückt hatte, in Songs umzusetzen, nicht zuletzt deshalb, um mich selbst wieder befreit zu fühlen. Das ist im Endeffekt der Grund weshalb man beim Hören von »The Bottom Deep« wohl auch deutlich mehr Tiefgang empfindet, als es bei COMMUNIC zuvor der Fall gewesen ist.

Das heißt dann wohl, daß der Titel als Programm zu betrachten ist?

Ja, so kann man das durchaus sagen. Ich wollte mit den Songs meine persönliche Lage, die nun eben keine angenehme war, dokumentiert wissen. Da zu all den Mißständen auch noch ein Todesfall gekommen war, verwendete ich das Komponieren in späterer Folge sogar regelrecht als Therapie, um meine Trauer und Bitterkeit verarbeiten zu können.

Beim dritten Album spricht man ja häufig von "Make It Or Break It", Ihr seid mittlerweile schon beim vierten angekommen. Wie sehen denn die Erwartungen dafür aus?

Da unser drittes Werk im Nachhinein betrachtet, leider nicht ganz so erfolgreich gelaufen ist, wie wir es erhofft hatten, versuchen wir es eben nochmals. [lacht] Mit ein Grund für diesen Umstand war mit Sicherheit auch, daß wir es leider nicht geschafft haben, auf Tournee zu gehen. Von daher gerieten COMMUNIC zu jener Phase leider ein wenig in den Hintergrund. Momentan ist für Bands eben viel wichtiger als früher, zu touren und Konzerte zu spielen. Nur mit dem Veröffentlichen von Alben hat man momentan wenig bis gar keine Chancen auf Bekanntheit.

An diesem Status wird sich aber bald wieder etwas ändern, wenn ich richtig informiert bin?

Oh ja, wir werden im September zusammen mit FORBIDDEN und DEMONICA (Zweitband der FORBIDDEN-Musiker Craig Locicero und Mark Hernandez, in die auch MERCYFUL FATE-Klampfer Hank Sherman involviert ist - der Verf.) in Mitteleuropa unterwegs sein. Eine auf den ersten Blick vielleicht ein wenig heftige Kombination, aber wer unser früheres Material kennt, und uns auch schon einmal live gesehen hat, wird wissen, daß auch wir ordentlich Dampf zu machen verstehen.

Keine Widerrede. Allerdings darf man sich auch nicht unbedingt großartige "Bühnen-Action" erwarten. Habt Ihr denn nicht das Bedürfnis Euch - zumindest für die Bühne - personell zu verstärken?

Nein, das Thema hat sich für COMMUNIC erledigt. Wir hatten es in unserer Frühzeit zunächst mit einem Keyboarder versucht, klangen dadurch bei Konzerten aber schlichtweg zu verwässert. Danach versuchten wir es mit einem zweiten Gitarristen, aber auch das funktioniert nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dazu muß ich aber anführen, daß die Kompositionen eben nur für eine einzige Klampfe angelegt sind und wir es nicht hinbekommen haben, mit zwei Gitarren so zu klingen, wie es sein hätte sollen.

Auch eine Art "Selbstfindungsprozeß" also, den Ihr im Laufe der Jahre da durchgemacht habt. Was die Kompositionen betrifft, wage ich es ebenso, Euch exakt das für »The Bottom Deep« zu attestieren.

Auch darüber freue ich mich sehr, denn nicht nur die Texte sind persönlicher gehalten denn je, auch beim Komponieren habe ich nie zuvor dermaßen viel von meiner Persönlichkeit einfließen lassen. Ich bin schon sehr gespannt, ob diese Tatsache auch von den Fans so wahrgenommen wird. Die ersten Reaktionen der Presse sind jedenfalls durchweg positiv ausgefallen, wobei mir aufgefallen ist, daß man diese persönlichere Seite nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern mit Wohlwollen aufgenommen hat.

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Die Tracks sind aber nicht nur persönlicher, sondern auch ein wenig kompakter und - zumindest teilweise - kürzer geworden.

Das stimmt, doch das hat sich eher zufällig ergeben. Hätte ein Song nach längerer Spielzeit verlangt, wäre diese auch so ausgefallen. Wie schon erwähnt, lagen mir beim Komponieren zahlreiche Angelegenheiten am Herzen, so daß ich ein Ventil finden mußte, um alles loszuwerden und zu kompensieren. Das Schreiben der Songs hat mich dann zwar wieder auf andere Gedanken gebracht, das Album als Ergebnis jedoch ist dafür deutlich düsterer geworden. Um »The Bottom Deep« in seiner Gesamtheit exakt so klingen zu lassen, wie es meine Intention verlangte, habe ich mich auch zum ersten Mal im Alleingang an die Produktion herangewagt. Ich hoffe mit Erfolg. [lacht] Zumindest ich empfinde die etwas rauhere Gangart, für die ich mich im Studio entschieden habe, als perfekt passend.

Da du uns ja nicht mit etwaigen "Experimenten" die Ehre erwiesen hast, wird sich wohl auch kaum ein Fan am Sound stoßen, sondern viel eher erneut in Eure musikalische Darbietung förmlich abtauchen. Zwar wird man sich auch mit »The Bottom Deep« ein wenig intensiver beschäftigen müssen, als es bei anderen Bands der Fall ist, doch hat man sich einmal in die ungemein vielschichtigen Strukturen eingelebt, wissen die Nummern immens zu fesseln. Ist dieser Effekt denn auch bei Konzerten für Euch festzustellen?

Ja, schon früher ist mir immer wieder aufgefallen, daß es bei unseren Gigs verhältnismäßig ruhig zugeht und zahlreiche Fans einfach nur mit geschlossenen Augen dastehen und den Klängen offenbar hingebungsvoll lauschen. Ist aber auch klar, denn unsere Musik ist ja auch nicht unbedingt "Mosh-Pit"-kompatibel, und hinzu kommt auch noch, daß wir eben nur zu dritt sind und so auch nicht die Möglichkeit haben, das Publikum großartig zu animieren, oder irgendwie anders mit einzubeziehen.

Es muß ja auch nicht zwingend immer die sprichwörtliche Kuh fliegen, denn solange die Musik stimmt, gibt es auch gegen Genuß auf besagte Weise nichts einzuwenden. Klar ist ein Trio in Sachen "Bühnenshow" ein wenig im Nachteil, aber welche Vorteile gibt es denn für die klassische Dreierbesetzung?

Jede Menge. [lacht] Zum einen, daß es schlicht einfacher ist, drei Menschen irgendwo unterzubringen und von daher das Platzangebot selbst in kleinsten Clubs kaum ein Thema ist. Aber auch in Bussen kommt man sich zu dritt nicht so schnell ins Gehege. Am Wichtigsten aber ist und bleibt die Tatsache, daß COMMUNIC in dieser Besetzung einfach am besten funktionieren. Und so nebenbei bleibt bei Gagen auch mehr übrig, wenn man nur durch drei teilen muß. [lacht]

Deinen Worten entnehme ich nicht nur eine gesunde Einstellung, sondern auch einen mehr als nur lobenswerten Realitätsbezug.

Ich bin mit COMMUNIC in der glücklichen Lage, Menschen mit Musik erfreuen zu können, und von daher sehe ich es auch als Pflicht an, mich ihnen gegenüber in dieser Funktion so fair wie möglich zu verhalten. Das ist auch mit ein Grund dafür, weshalb ich in meiner Karriere noch nie betrunken auf die Bühne gestiegen bin. Ich will ja schließlich das Bestmögliche mit und für COMMUNIC erreichen. Wozu also einen auf "Show" - in welcher Form auch immer - machen? Ich und wir sind eben so wie wir sind.

Das bemerkt man auch bei Konzerten, wobei ich annehme, daß Ihr Eure Fanschar mit dem Eurem neuen Dreher abermals vergrößert werden könnt.

Das wär' fein, obwohl erst einmal gesichert werden muß, daß uns nicht einige der sogenannten "Fans" schon längst wieder vergessen haben. Aber ganz so schlimm kann es nicht sein, denn bis dato lief es hier in Europa schon ganz gut für uns. Wobei ich allerdings Deutschland nochmals gesondert hervorheben muß, weil wir hier mit Sicherheit die meisten Fans erreichen. Aber natürlich wäre es cool, auch andere "Märkte" erschließen zu können. Speziell in den Staaten scheint mit Musik wie unserer momentan wieder ein bißchen was zu reißen zu sein, von daher wäre es natürlich besonders toll, auch einmal in den USA spielen zu können.

Na dann - ab in den Flieger!

Wenn das so einfach wär'... Da es in unserem derzeitigen Status nicht wirklich Sinn machen würde eine Headliner-Tour zu absolvieren, müssen wir erst einmal abwarten, ob uns eine größere Band als Support mitnehmen und akzeptieren würde, oder wir zumindest an einer Gastspielreise mit weiteren Bands teilnehmen können. Du kannst mir aber glauben, daß ich der Erste bin, der zum Flughafen gondelt, sollte es soweit sein. [lacht]

Das glaub' ich Dir aufs Wort, zur Sicherheit würde ich schon einmal mit diversen Taxi-Unternehmen Kontakt aufnehmen, auch wenn bis dahin wohl noch einige Zeit vergehen wird.

Nicht mehr allzu viele Tage hingegen dauert nur noch, ehe es COMMUNIC in Mitteleuropa zu sehen gibt. Die Burschen werden im September live zu bewundern sein, und zwar tatsächlich im erwähnten Hammer-Package mit FORBIDDEN und DEMONICA.
Wann auch immer dieser Tourtroß in Eurer Nähe gastieren sollte, haltet Euch diesen Termin auf jeden Fall frei, schließlich handelt es sich um einen Pflichtbesuch!
Und zum Abschluß gilt es noch anderen einen Fixtermin zu notieren, den 22. Juli nämlich, denn da erscheint »The Bottom Deep« hochoffiziell!

http://www.communic.org/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

COMMUNIC im Überblick:
COMMUNIC – Conspiracy In Mind (Do It Yourself-Review von 2004 aus Online Empire 19)
COMMUNIC – Conspiracy In Mind (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 22)
COMMUNIC – The Bottom Deep (Rundling-Review von 2011 aus Online Empire 47)
COMMUNIC – Heavy, oder was!? 76-Special (aus dem Jahr 2004)
COMMUNIC – Online Empire 16-"Rising United"-Artikel (aus dem Jahr 2003)
COMMUNIC – Online Empire 23-Interview (aus dem Jahr 2005)
COMMUNIC – Online Empire 24-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2005)
COMMUNIC – Online Empire 27-Interview (aus dem Jahr 2006)
COMMUNIC – Online Empire 28-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2006)
COMMUNIC – Online Empire 48-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
COMMUNIC – Online Empire 48-Interview (aus dem Jahr 2011)
COMMUNIC – Online Empire 85-Interview (aus dem Jahr 2020)
COMMUNIC – News vom 16.08.2011
Soundcheck: COMMUNIC-Album »Conspiracy In Mind« im "Soundcheck Heavy, oder was!? 80" auf Platz 1
Soundcheck: COMMUNIC-Album »Payment Of Existence« im "Soundcheck Heavy 112" auf Platz 2
Soundcheck: COMMUNIC-Album »The Bottom Deep« im "Soundcheck Heavy 135" auf Platz 5
Soundcheck: COMMUNIC-Album »Waves Of Visual Decay« im "Soundcheck Heavy 92" auf Platz 1
Playlist: COMMUNIC-Album »Conspiracy In Mind« in "Jahrescharts 2005" auf Platz 3 von Stefan Glas
Playlist: COMMUNIC-Album »Conspiracy In Mind« in "Jahrescharts 2005" auf Platz 7 von Walter Scheurer
Playlist: COMMUNIC-Album »Conspiracy In Mind« in "Playlist Heavy, oder was!? 80" auf Platz 1 von Stefan Glas
Playlist: COMMUNIC-Album »The Bottom Deep« in "Jahrescharts 2011" auf Platz 7 von Walter Scheurer
Playlist: COMMUNIC-Album »Waves Of Visual Decay« in "Jahrescharts 2006" auf Platz 10 von Walter Scheurer
Playlist: COMMUNIC-Demo-CD »Conspiracy In Mind« in "Playlist Heavy, oder was!? 75" auf Platz 4 von Stefan Glas
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