ARENA (GB) – The Visitor
INSIDE OUT RECORDS/SPV
Ich muß gestehen, daß ich bisher mit den Ergüssen dieser englischen Neoprogkapelle nicht allzu viel anfangen konnte. Eine weitere Clive Nolan-Truppe eben, die genretypischen UK-Prog der 90er fabriziert. Auch konnte ich den ursprünglichen Wirbel, um die Mitarbeit des Ur-MARILLION Trommlers Mick Pointer nicht verstehen, da die emotionslosen ARENA-Nummern Lichtjahre hinter schlechtesten MARILLION-B-Seiten hergekrochen kamen. Heuer ändert sich das Bild aber schlagartig. Schon das hervorragende Hugh Syme-Cover erfreut das Auge ungemein und versetzt in positive Grundstimmung. Allein daran liegt es aber nicht, daß ich dieses 14 Songs umfassende Scheibchen immer wieder gern in meinen Player werfe. Nein! Denn bereits der herrlich ohrwurmige Opener ›A Crack In The Ice‹ - ist vielleicht programmatisch in Bezug auf das verwendete "Thin Ice"-Studio zu verstehen, denn es klingt nicht so steril, wie gewohnt - entpuppt sich als extrem gelungene Melodic-Prog-Nummer. Und so geht es über die ganze Spieldauer weiter. ARENA haben endlich verstanden, daß man Songs nicht in erster Linie auf dem Papier konstruiert, sondern sie auch im Bauch spüren muß. So bewegen sie sich auf »The Visitor« behaglich zwischen komplex arrangierten Longtracks und sanften akustischen Zwischenspielen. Zwischendurch wird es mal düster bedrohlich, mal beinahe aggressiv, dann wieder annähernd zerbrechlich, behutsam. Seltene Soloausflüge halten sich im zeitlichen Rahmen und strecken die Songs nicht in Langatmigkeit. Absolute Highlights eines durch und durch gelungenen Albums lauten für mich ›The Hanging Tree‹, ›A State Of Grace‹ und ›Tears In The Rain‹. Da es nebenbei auch noch eine interessante textliche Seite zu beäugen gibt, kann ich ARENA dieses Mal wirklich weiterempfehlen! Eines der wenigen Neoprogalben, das man auch als Nicht-Progfan kennen sollte. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, daß ARENA hiermit am derzeitigen (musikalischen) Status von MARILLION kratzen. A real good one!
super | 14 |