PICTURE (NL) – Every Story Needs Another Picture + Marathon
DIVEBOMB RECORDS (Import)
Mit dieser Veröffentlichung beenden DIVEBOMB RECORDS den Reigen an Neuauflagen der niederländischen Legende PICTURE. Damit schließt sich gewissermaßen auch ein Kreis, denn die beiden anno 1986 (»Every Story Needs Another Picture«) und 1987 (»Marathon«) veröffentlichten Scheiben stellten damals auch das Ende der ersten Existenzperiode der Formation dar. Keine schlechte Idee des Spezialitätenlabels, sich auch darum zu bemühen, schließlich fristen beide Alben seit der Erstveröffentlichung ein Schattendasein. Das mag zwar insofern nachvollziehbar sein, da sich die Band vom ursprünglichen Weg doch gehörig entfernt hatte, Charme und Flair hatten die beiden Teile aber dennoch fraglos.
Mitverantwortlich für den seinerzeitigen Stilwechsel war zwar sehr wohl der Einfluß des Business generell, berücksichtigen muß man aber auch, daß sich PICTURE Mitte der 80er Jahre als Band im Umbruch befanden. So war vom ursprünglichen Line-up nur noch Bassist Rinus Vreugdenhill dabei, während der 2016 leider verstorbene Drummer Jacques van Oevelen erst knapp anderthalb Jahre zur Band gehöhrte und Gitarrist Rob van Enkhuizen sowie der Pete Lovell als Sänger nachfolgende Bert Heerink erst knapp vor den Aufnahmen der 1986er Drehers bei PICTURE anheuerten. Ob eventuell ein Namenswechsel angebracht gewesen wäre, läßt sich zwar auch retrospektiv nicht wirklich beantworten, Tatsache ist jedoch, daß »Every Story Needs Another Picture« mit beispielsweise »Eternal Dark« nun wirklich nicht viel gemeinsam hatte. Das jedoch ist aber nicht wirklich dramatisch, da die Band auch im eher gemäßigten Fahrwasser ganz gute Figur abgeben konnte.
Orientiert hatte sich die Truppe damals offenbar an den ganz großen Namen der Rockszene. So lassen sich neben Anleihen bei DEEP PURPLE zur »Perfect Strangers«-Phase (etwa in ›I'm Still Flying‹) und LED ZEPPELIN (›You Took My Money, You Took My Pride‹) mehrfach auch die Mitte der 80er in den USA gerade schwer angesagten, selbst gerade ihren Stil "modernisierenden" ZZ TOP (›She Was Made For Lovin'‹ hat gar etwas von einem »Eliminator«-Medley) heraushören.
In ähnlicher Manier ging es auch auf »Marathon« zur Sache, wobei man zu dieser Scheibe auch noch hinzufügen muß, daß im Vergleich zum Vorgänger nicht nur die Gangart selbst noch einmal sanfter wurde, sondern auch der Sound. Nicht zuletzt verursacht durch den zur Band gestoßenen Keyboarder Ronald de Grauw, schlichen sich sogar jede Menge "Weichspüler"-Melodien in den Vortrag, die den Hard Rock der Formation weiter in Richtung Melodic Rock/AOR dirigierten. Zwar konnten die Niederländer nicht einmal ansatzweise vergleichbare Verkaufszahlen aufweisen, mit Songs wie etwa ›Desperate Call‹ oder ›Don't Keep Me Waiting‹ war man aber durchaus in die Nähe von Bands wie FOREIGNER und Konsorten gerückt.
Der Rest ist Geschichte, denn schon bald darauf legte man PICTURE vorübergehend zu den Akten, und es sollten fast zehn Jahre vergehen, ehe sich wieder ein Line-up zusammenfand, um die Formation abermals ins Gespräch zu bringen. Aus musikhistorischen Gründen also auf jeden Fall eine interessante Neuauflage, auch wenn man auf das erhoffte Bonusmaterial leider verzichten muß.