Ricky Warwick – When Patsy Cline Was Crazy (And Guy Mitchell Sang The Blues)/Hearts On Trees (Doppel-CD)
NUCLEAR BLAST RECORDS/EAST WEST
Inwiefern die Pause der BLACK STAR RIDERS Ricky Warwick zusätzlich in die Karten spielte, ist schwer zu beurteilen. Offenbar war diese Auszeit anläßlich der für die kommenden Monate aufgrund der abermaligen Touraktivitäten unter dem Banner THIN LIZZY schon längerfristig geplant, und so dürfte es keinerlei Terminkollisionen für den in beiden Formationen als Frontmann agierenden gegeben haben, um seine im Laufe der Zeit angesammelten Songs nun endlich in entsprechender Form unters Volk streuen zu können.
An Ideen und entsprechend ausgearbeiteten Nummern mangelte es definitiv nicht, weshalb die Chose zwar an sich aus zwei für sich alleine stehenden Werken zusammengesetzt ist, diese allerdings als Doppeldecker veröffentlicht werden. Das macht nicht nur geschäftstechnisch Sinn, sondern auch des Hintergrundes wegen. Schließlich behandeln die Nummern, die Ricky gemeinsam mit seinem Kollegen und Kumpel Sam Robinson geschrieben und danach unter anderem mit Gästen wie Joe Elliot (DEF LEPPARD), Damon Johnson (THIN LIZZY/BLACK STAR RIDERS), Andy Cairns (THERAPY?), Ginger Wildheart und Richard Fortus (GUNS N' ROSES/THE DEAD DAISIES) aufgenommen hat, allesamt deren Erfahrung während des gemeinsam erlebten Aufwachsens in ihrer Heimatstadt Belfast.
Unterteilt wurde vor der Fertigstellung nach der musikalischen Ausrichtung der Tracks. So geht es auf Dreher Nummer Eins, sprich auf »When Patsy Cline Was Crazy (And Guy Mitchell Sang The Blues)« mitunter gehörig zur Sache. Allein durch die Art und Weise, wie Ricky es schafft, Emotionen in seinen Songs zu transferieren, kommen dem Hörer hier mehrfach die BLACK STAR RIDERS in den Sinn. Das liegt aber wohl am Umstand, daß auch diese Band ihren klassischen Hard Rock auf gediegene Weise (und, ja, man muß es einfach so sagen, unter dem Einfluß von Phil Lynott) zu zelebrieren pflegt. Nicht minder verwunderlich erscheint es auch, daß geradlinig intonierte Tracks wie der Opener ›The Road To Damascus Street‹ oder ›Toffee Town‹ ebenso Gedanken an THE ALMIGHTY aufkommen lassen.
Völlig anders und auch nicht zwingend in einer solchen Form zu erwarten, kommt dagegen die zweite Scheibe ›Hearts On Trees‹ aus den Boxen. Auf dieser zeigt sich Mister Warwick nämlich von einer ungewohnt gefühlsbetonten, mitunter auch sehr melancholischen Seite. Nicht, daß man es dem Kerl absprechen würde, auch Balladen perfekt zu intonieren, dermaßen tiefschürfend klang sein Vortrag aber bis dato wahrlich nur ganz selten. Das rauhe Organ des Protagonisten kommt der Wirkung von Seelenschmeichlern wie ›Way Too Cool For Snow‹ dabei ebenso zugute, wie die zum Teil fast schon minimalistisch anmutende Instrumentierung. Coole Sache, dieser Doppeldecker!
beeindruckend | 12 |