Vor zwei Jahren lieferten die Schweden mit »Live, New, Borrowed, Blue« eine lässige Compilation, auf der die Recken sich selbst, aber auch ihre Helden feierten. Auf ihrem brandneuen Dreher sieht die Sache anders aus. Offenbar gab es für THE QUILL zuletzt nicht allzu viel zu feiern. Ein cooles Gerät hat die Band aber trotzdem abgeliefert, wie logischerweise auch Sänger Magnus Ekwall findet, der uns beim abendlichen Skype-Date allerlei Hintergrundinformationen zu »Wheel Of Illusion« verriet.
Die Überraschung war groß, als ich die Scheibe zum ersten Mal gehört habe. Klingt wie eine "Best Of", verpackt in neue Songs. Gab es denn eine Intention, wie das Album zu klingen hätte?
Vielen Dank für Deine Einschätzung! Eine Vorgabe, wie die Tracks zu klingen haben, gab es nicht. Wir wissen ganz genau, was wir können, und lassen uns nicht gerne in unsere Arbeit pfuschen. Es war schon sehr früh klar, daß wir uns anno 2024 wieder so anhören würden wie früher. Allerdings waren die Voraussetzungen dafür komplett anders.
Aha. Und zwar?
Da unser Drummer Jolle Atlagic vor einiger Zeit nach Stockholm gezogen ist, mußten wir unsere bisherige Arbeitsweise grundlegend ändern. Ehrlich gesagt waren wir zunächst nicht sicher, ob das denn auch wirklich funktionieren würde. Bis vor kurzer Zeit haben wir uns nämlich noch ganz "Old School-Style" mehrmals pro Woche im Proberaum getroffen, um an Songs zu arbeiten. Das ist jetzt eben leider nicht mehr möglich, da Jolle ansonsten vier Stunden Fahrzeit auf sich nehmen müßte. Unsere anfängliche Skepsis ist jedoch rasch verflogen, denn wir mußten feststellen, daß es wesentlich weniger Zeit in Anspruch nimmt, wenn wir unsere Ideen auf "neumodische" Art hin und her mailen. Zugegeben, ich hab' nicht wirklich daran geglaubt, konnte aber überzeugt werden.
Proben gibt es demnach nur noch vor etwaigen Gigs oder Tourneen, korrekt?
Wenn Konzerte anstehen, auf jeden Fall. Allerdings nicht nur dann, denn ab und an zieht es den alten Jolle natürlich schon wieder zurück in die Provinz. [lacht]
Hatte diese Arbeitsweise auch einen Einfluß auf die neue Scheibe?
Ja! Keine Ahnung, ob die Songs anders geklungen hätten, wenn wir sie nach wie vor in unseren Proberaum, oder besser gesagt in unserer "Band-WG", aufgenommen hätten.
An der Tatsache, daß die neue Scheibe nachdenklicher und ernster klingt als Eure früheren, hätte sich unter den vorherigen Bedingungen aber nichts verändert, oder?
Nein, mit Sicherheit nicht. Ich brauche nun mal keine spezielle Inspiration, um Texte zu schreiben. Dafür reicht mir zumeist das Alltagsgeschehen. Und wenn Du ein wenig Zeit hast, und nur die Schlagzeilen der Tageszeitungen überfliegst, kommt eben nicht wirklich Partystimmung auf. Daher war klar, daß die Kombination aus Texten und Musik einen vergleichsweise melancholischen Gesamteindruck hinterlassen wird.
Unter diesem Aspekt scheint das Cover fast schon zu farbenprächtig geworden sein. Es paßt meiner Meinung nach aber dennoch vorzüglich, und würde sich auch auf Shirts prima machen. Habt Ihr das auf dem Schirm?
Klar doch! Ich finde das Cover auch sehr cool. Sebastian Jerke, mit dem wir in der Vergangenheit schon mehrfach zusammengearbeitet haben, war dafür verantwortlich. Der Knabe hat es einfach echt drauf. Ich hab' ihm an sich nur den Album- und die Songtitel geliefert, und ihn dann arbeiten lassen. Als ich das Ergebnis gesehen habe, bin ich aus den Latschen gekippt!
Photos: Goran Markov