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  UE-Home → Online Empire 98 → Interview-Übersicht → MAGNUM (GB)-Interview last update: 27.03.2024, 15:23:21  

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Auch wenn es in den letzten paar Jahren nicht unbedingt danach ausgesehen hat, gibt es immer noch einige jener Konstanten im Leben, auf die man sich verlassen kann. Das trifft zum Glück auch auf das Musikbusiness zu, das zuletzt aber ebenso gehörigen Änderungen ausgesetzt war. Es ist wohl nicht zuletzt eine Frage der Reife und des Bandgefüges, ob eine Formation mit aufoktroyierten Änderungen umzugehen weiß, oder doch frustriert das Handtuch schmeißt.
Zwar war es auch für MAGNUM, deren Gründung durch die beiden immer noch die Band anführenden Tony Clarkin und Bob Catley vor mittlerweile mehr als 50 Jahren stattgefunden hat, eine harte, entbehrungsreiche Phase. Doch die beiden Haudegen haben sich weder von etwaigen Restriktionen durch die Pandemie selbst, noch von irgendwelchen anderen Veränderungen aus der Bahn werfen lassen. Im Gegenteil: Auf »Here Comes The Rain« stellt das Songwriterduo nebst runderneuertem Gefolge einmal mehr unter Beweis, daß sie immer noch wissen, was ihre Fans hören wollen. Mehr noch, der Dreher zeigt zudem, daß die beiden Herren völlig zu recht darauf verzichtet haben, ihren Antrag auf "Rockerrente" einzureichen.
Bob Catley erwies sich im anberaumten Telefoninterview obendrein einmal mehr als eloquenter, sympathischer und überaus unterhaltsamer Gesprächspartner, der auch seinen angeborenen Sinn für Humor beibehalten hat.

MAGNUM (GB)-Headline

Da ihr seit mittlerweile einer Dekade Euren Veröffentlichungsrhythmus von zwei Jahren gefunden habt, könnte man meinen, zuletzt wäre überraschenderweise gar nicht mal sonderlich viel anders gelaufen als vor der Pandemie?

Ist es ja auch gar nicht. Und überhaupt, welche Pandemie? [lacht] Bitte mich nicht falsch verstehen, ich bin alles andere als ein Verschwörungstheoretiker. Aber ich finde es mehr als eigenartig, daß alles was vor zwei, drei Jahren noch mit Verboten und Änderungen behaftet war, plötzlich wieder völlig normal sein soll. Aber okay, man muß sich eben mit derlei Vorgängen arrangieren, und das ist uns zum Glück einigermaßen gelungen. Natürlich hatten auch wir geplant mit unserem letzten Album »The Monster Roars« ausgiebig auf Tournee zu gehen, aber es hat nun mal nicht sein sollen. Von daher waren die Voraussetzungen, unter denen wir »Here Comes The Rain« aufgenomen haben, mit Sicherheit völlig andere.

Das bewährte MAGNUM-Songwriter-Team Bob Catley und Tony Clarkin hat das aber offenbar locker weggesteckt, oder?

Na ja. Ganz so locker verlief die Entstehung nicht. Zum einen, weil Tony, der seit den frühen 70ern für die Kompositionen zuständig ist, versucht hatte, noch detailreichere Passagen auszuarbeiten, da er ja aufgrund der ersten Tourneeabsagen mehr Zeit dafür hatte. Als wir dann aber zumindest einen Teil der Konzerte nachholen durften, war er doch einigermaßen gestreßt, weil er dachte, er würde weder seine selbstauferlegten Vorgaben noch die Deadline einhalten können. Das mögen nur Kleinigkeiten für Außenstehende sein, Tony ist jedoch ein sehr akribischer Arbeiter, und auch ein kleiner "Nerd", wenn es um seine persönlichen Vorstellungen von Zeitplänen geht. An Ideen hat es ihm ja definitiv nicht gemangelt, dennoch war er ein wenig "unrund". Erst als er mir seine Vorschläge für die Themen der Songs unterbreitete, und ich diese dann wie üblich mit Texten ausgestattet habe, konnte ich ihn davon überzeugen, daß alles gut ist, wie es läuft. Erst danach lief wieder alles nach dem Motto "business as usual".

Das trifft auch auf die Gestaltung des Covers zu. Als »The Monster Roars« veröffentlicht wurde, waren einige Fans doch etwas, sagen wir mal, irritiert...

[Lacht] Das war in der Tat ein wenig schräg. Dabei war es weder unsere Absicht, etwas anders zu machen, und schon gar nicht wollten wir auf irgendwelche Neuerungen hinweisen. Ich meine, es war der Versuch eine Alternative zu finden, da Rodney Matthews in jener Zeit in andere Projekte involviert, und somit unabkömmlich war. Unfaßbar, was man damals alles in das Artwork interpretiert hat! Aber bitte. Im Endeffekt haben wir uns köstlich darüber amüsiert. [kichert] Was genau hätten wir damit denn präsentieren wollen? Einen Hinweis darauf, daß wir ab sofort auch bei Perchtenläufen bei Euch im Alpenraum auftreten werden? Oder einfach nur ein Cover, das den Zuhörern Angst einflößt, weil wir jetzt plötzlich den gefährlichen Death Metal für uns entdeckt hätten? Geht's noch Leute? Ein Glück, daß es doch nur einige wenige Zeitgenossen gewesen sind, die sich darüber echauffiert haben.

MAGNUM (GB)-Bandphoto 1

Derlei Diskussionsstoff wird es bei »Here Comes The Rain« ohnehin nicht geben, schließlich ist auf den ersten Blick erkennbar, daß...

Richtig! Unser langjähriger Kooperationspartner und treuer Freund Rodney Matthews hat einmal mehr das Artwork gestaltet. Es ist einfach wunderbar, mit ihm zu arbeiten. Du mußt ihm nur den Albumtitel und einige Songtitel nennen, und schon bald hat er ein Cover entworfen, das nicht nur seiner Interpretation der Vorgaben entspricht, sondern in den meisten Fällen auch jener von Tony und mir. Rodney ist längst zu einem weiteren Bandmitglied von MAGNUM geworden, er ist so etwas wie unser Art- oder Creative Director.

Das Artwork paßt einmal mehr grandios zu den Songs, auch wenn Ihr es wieder einmal geschafft habt, mit unerwarteten Nuancen aufzuwarten. Eine Bläser-Section war nun wirklich nicht zu erwarten...

Cool, daß Du diese nicht nur bemerkt hast, sondern auch danach fragst. Auch das ist eine Art Erfolgsgeheimnis von Tony und mir. Natürlich wissen wir ganz genau, was unsere Fans an unserer Musik lieben, und im Endeffekt auch von uns erwarten. Dennoch liegt uns viel daran, ihnen mit jedem Album ein Stück eigenständige Kunst zu servieren, ohne unseren Stil dabei von Grund auf zu verändern. Es ist ja auch aktuell nicht so, daß wir in ›The Seventh Darkness‹ auf Gitarren verzichtet hätten, und stattdessen eine Komposition für Trompeten eingespielt hätten. Die von Tony engagierte Truppe hatte zwar viel Spaß bei uns, allerdings haben wir es bei diesem Stück belassen, da es sich schlicht aufgedrängt hatte, hier Bläser einzusetzen, um die Gitarre zu konterkarieren.

Auffällig ist auch, daß Ihr die Backing Vocals dieses Mal wieder stärker in den Vordergrund gemischt habt. Ist das in erster Linie den Songs geschuldet oder lediglich der Produktion?

Im Prinzip beidem. Konkret können wir mehr Wert darauf legen, seit wir Dennis Ward als fixes Mitglied in der Band haben. Er ist bekanntlich nicht nur ein sensationeller Produzent, sondern auch als Musiker ein Hammer. Und da der gute Mann auch über eine wirklich gute Stimme verfügt, wäre es regelrecht Verschwendung, wenn wir dieses Talent nicht nutzen würden! Er hat sich mittlerweile blendend bei uns eingelebt, und sich an der Seite von Tony auch als grandioser Produzent unserer Tracks etabliert. Von daher wäre es wohl fahrlässig gewesen, nicht auf seine Kompetenzen zurückzugreifen.

Heißt das auch, daß Dennis eventuell Deine Parts übernehmen könnte, sollte Deine Stimme nicht mehr so funktionieren, wie Du es gerne hättest?

Du meinst, wenn ich einmal auf der Bühne stehen sollte, und keinen Ton herausbringen würde? Ich denke, das sollte sich machen lassen. Ich werde Dennis demnächst mal einer Prüfung unterziehen, um zu checken, ob er alle Texte schon draufhat. [lacht] Zum Glück ist das aber momentan kein Thema, denn ich fühle mich wirklich gut, und habe auch überhaupt keine Bedenken, die in den nächsten Monaten startenden Konzerte absolvieren zu können.

Die Pension kann also noch warten?

Pensi-was? [lacht] Ich weiß natürlich, was Du meinst. Aber ich kann, und will erst gar nicht daran denken, was eines Tages sein wird, wenn es mir nicht mehr möglich ist aufzutreten, oder meine Stimme nicht mehr dazu geeignet ist, ein Album einzusingen.
Allerdings lebe ich mit dem Bewußtsein, daß dieser Tag irgendwann einmal da sein wird, ich bin schließlich nicht Superman, und Tony ist nicht Wonder Woman. [lacht] Auch er weiß genau, daß es irgendwann einmal vorbei sein wird. Wann weiß zum Glück niemand. Man muß das Leben nehmen, wie es kommt!

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Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

Photo: Rob Barrow

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