Trotz fraglos gelungener Tracks, konnten die ELECTRIC BOYS mit ihrem letzten Album »Ups!de Down« nicht annähernd an jene Erfolge anknüpfen, die den Schweden in ihrer ersten Existenzphase zu Beginn der 90er Jahre beschert waren. Das jedoch hat einen guten Grund: 2021 gab es schließlich nahezu keinen Anlaß für Feierlichkeiten.
Das sieht auch Bandoberhaupt Conny Bloom so, der sich via Zoom bei uns meldete. In unserem Gespräch ging es unter anderem um die Entstehung des positive Energie und beste Laune versprühenden neuen Albums mit dem launigen Titel »Grand Explosivos«.
Gratulation zu einem abermals gelungenen Album! Seid Ihr dafür mit irgendeiner speziellen Vorgabe an das Schreiben der Songs herangegangen?
Nein, nicht wirklich. Der wesentlichste Unterschied, weshalb es jetzt wieder amtlich zur Sache geht, liegt wohl an den Voraussetzungen. Das Ende der CoVid-Sache hat uns einfach wieder in beste Laune versetzt. Dadurch konnten wir unbekümmert loslegen, und haben das auch wirklich genossen. Ein Album in einem Studio in Spanien (»Grand Explosivos« ist in den "Palma Music Studios" auf Mallorca entstanden. - ws) einspielen zu können, ist ohnehin schon eine Ehre für jede Band. Wenn, wie in unserem Fall, dann aber auch noch die Stimmung und die Getränkeversorgung rund um die Uhr passen, sollte sich die im Vergleich zum letzten Album wieder deutlich positivere Energie fast von selbst erklären.
Nicht nur die Songs wirken entspannter und fröhlicher, es scheint, als ob Ihr generell eine wesentlich lockere Herangehensweise gewählt habt. Oder liegt der Party-Flair der Scheibe am Mix?
Beides. Wir hatten viele Idee und Riffs, und waren gutgelaunt. Was lag also näher, als ein Album in Angriff zu nehmen, auf dem wir uns so richtig nach Herzenslust austoben können? Daß dabei recht bald eine regelrecht explosive Mischung entstanden ist, war nicht abzusehen. So kam es, daß wir uns auch produktionstechnisch alle Freiheiten genommen haben, und sogar diverse Reminiszenzen an andere Größen eingebaut haben.
Das scheint vor allem Eurer Rhythmusabteilung sehr zugute gekommen zu sein. Man weiß zwar, daß Euer Bassist Andy Christell sein Arbeitsgerät immer wieder gerne in lässiger 70er Funk-Rock-Manier ertönen läßt, dermaßen "verhaltensauffällig" hat er bislang aber nur ganz selten agiert. Ein Teil der eben erwähnten Freiheit?
Auf jeden Fall! Ohne die unfaßbare Spielfreude von Andy und Jolle Atlagic würde »Grand Explosivos« seinem Namen wohl nicht gerecht werden. Die beiden waren ein Herz und eine Seele, und haben "Slim" (Martin "Slim" Thomander, der zusammen mit Conny die Gitarrenfraktion bildet - ws) und mich ganz schön auf Trab gehalten. Was sich diese beiden Kerle an Rhythmusfiguren zugespielt haben, war sensationell! Zwar gab es bei uns immer schon funk- und groovebetonte Tracks, dermaßen mitreißend und explosiv sind diese aber nicht immer ausgefallen. Ich bin jetzt schon ganz wuschig, wenn ich daran denke, wie das erst live klingen wird.
Apropos: Auf »Ups!de Down« war neben Jolle auch Niklas Sigevall im Booklet als Drummer genannt. Hat er seinen Dienst als "Electric Boy" inzwischen quittiert?
Ja, aber eher unfreiwillig. Da Niklas seinen Wohnsitz vor einigen Jahren in die USA verlegt hat, konnte er ja aus bekannten Gründen zu unserem letzten Dreher nicht viel beitragen. Aus Dank für seine langjährige Bandzugehörigkeit haben wir ihn auf »Ups!de Down« aber sehr wohl als Schlagzeuger genannt. Damals konnte man nicht ahnen, wie lange sich diese Pandemie und ihre Folgen hinziehen würden. Irgendwann sah Niklas keinen Sinn mehr darin, festes Mitglied einer Band sein zu wollen, zu der er mehr oder weniger nur noch über das Internet Kontakt haben konnte. So kam es, daß Jolle nun endgültig als Drummer bei uns eingestiegen ist. Er stand uns schon mehrfach als Ersatz zur Verfügung, und hat sich auch während der Pandemie als überaus treuer Geselle entpuppt. Logisch, daß wir ihn danach auch "offiziell" in die Band aufgenommen haben.
Ist Jolle eigentlich auch noch bei THE QUILL aktiv?
Ja. Uns allen ist auch bewußt, daß diese Tatsache irgendwann einmal ein Thema werden könnte. Momentan gibt es aber keine Terminkollisionen. Wohl auch, weil wir zwar gerne auf Tournee gehen würden, nicht zuletzt durch das derzeitige Überangebot an Konzerten, und noch viel mehr durch die enorm gestiegenen Kosten, dieses Vorhaben nur dann umzusetzen versuchen, wenn es sich auch lohnt. Eine Entscheidung zu treffen, ob wir uns darauf einlassen wollen, ist definitiv keine einfache Sache.
Wäre eventuell ein Livealbum eine Option? So etwas gab es bisher von Euch noch nicht.
Korrekt, allerdings hielten sich die Anfragen bisher in Grenzen. Intern sind wir uns einig, daß uns ein Livealbum in der Diskographie fehlt. Allerdings lassen wir uns auch darauf nur dann ein, wenn die Rahmenbedingungen gegeben sind.
Photo: Gabrielle Holmberg