Y-Files-Datasheet |
Contents: ALTARIA-"Off The Board"-Artikel |
Date: 30.03.2004 (created), 24.01.2023 (revisited), 24.01.2023 (updated) |
Origin: HEAVY, ODER WAS!? |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Diese Ausgabe stand für mich im Zeichen des Reisefiebers: zweimal Finnland, neben ALTARIA ging es noch zu LORDI, und das "Rock Station Festival" in der Türkei.
Von ALTARIA hatte man sich offenbar eine Menge erwartet, so daß zu einer weitgehend unbekannten Band Schreiberlinge ins Studio eingeflogen wurden. Das kam nicht von ungefähr, denn zuvor war NIGHTWISH-Gitarrist Emppu Vuorinen bei der Truppe gewesen, während SONATA ARCTICA-Klampfer Jani Liimatainen auch noch auf »Divinity« zu hören war. Außerdem war der neue Sänger Taage Laiho ein in Finnland geachteter Shouter. Daß die Platte wirklich ein gutes Werk ist, steht außer Frage, und gerade der Opener ›Unchain The Rain‹ ist ein kraftvoller, zeitloser Ohrwurm.
Auf alle Fälle lernte ich bei diesem Trip sowohl Janii als auch ALTARIA-Kopf Marko Pukkila als zwei extrem nette Typen kennen. Ihnen verdanke ich auch das Geschmackserlebnis der exotischsten Pizza, die ich je gegessen habe: Wir waren an diesem Abend in ein Lokal gegangen, die sich ganz besonders auf Pizza spezialisiert hatten. Allerdings gab es die Karte nur auf Finnisch, so daß ich die beiden Jungs fragte, ob es denn so etwas wie eine für Finnland ganz besondere Pizza gäbe. Ihre Empfehlung entpuppte sich als eine Pizza mit Preiselbeermarmelade - ein wirklich ungewöhnliches Geschmackserlebnis. Preiselbeeren finden in Finnland sehr viel häufiger als bei uns Verwendung, da sie in der dort typischen Vegetation relativ gut wachsen. Und Preiselbeeren waren auch an meinem letzten Besäufnis in diesem Leben beteiligt, das übrigens vollkommen unfreiwillig zustande gekommen war. Es ergab sich, nachdem ich mich mit meiner Bekannten Klaudia Weber traf, die in der Vergangenheit uns desöfteren mit Festivalberichten vom "Tuska"-Open Air versorgt hatte und bis heute die Verantwortliche für das STALKER-Magazin ist. Ort des Geschehen war eine nette kleine Kneipe in Helsinki, die ein sehr netter Typ betrieb, der Jahrzehnte zuvor aus Frankfurt am Main nach Helsiniki ausgewandert war. Das die ganze Story würde jetzt zu weit führen. Ich kann nur sagen, daß selbstgemachter Preiselbeersirup und Wodka, der sich zu sehr auf hinter seiner übersetzten Bedeutung "Wässerchen" versteckte, daran beteiligt waren... |
Supervisor: Stefan Glas |
ALTARIA
✇Die Zeit seit ihrer ersten Platte war für die Finnen ALTARIA von Veränderungen gekennzeichnet; Veränderungen, die sich auf der neuen Platte »Divinity« deutlich auswirken, wie sich ein HOW-Abgesandter bei einem Kurzabstecher nach Finnland überzeugen konnte. ALTARIA-Basser Marko Pukkila und Gitarrist Jani Liimatainen, der bekanntlich ebenfalls bei SONATA ARCTICA spielt, waren die Gastgeber.
✇Durch die langen Flure des "Finnvox"-Studios machten wir uns auf in den "ägyptischen" Raum des Studios, wo das Mastering der Scheibe unter den strengen Augen eines in der Ecke stehenden Tutenchamun-Sakrophages just zuende gegangen war. Die Aufnahmen zu »Divinity« waren indes im Tico Tico-Studio vonstatten gegangen; jedoch mußte die Band dabei auf NIGHTWISH-Gitarrist Emppu Vuorinen verzichten, der noch auf der ersten ALTARIA-Scheibe »Invitation« zu hören gewesen war. "NIGHTWISH ist für Emppu sehr viel zeitintensiver geworden, und nach Veröffentlichung der neuen NIGHTWISH-Platte wird er monatelang auf Tour sein. Daher hatte er einfach keine Zeit mehr für ALTARIA", erklärt Jani, der die Gitarrenparts von »Divinity« jedoch spielend alleine gemeistert hat. Sehr viel einschneidender ist jedoch die zweite Line-up-Veränderung: Jouni Nikula von REQUIEM, der ein typischer Metalsänger war, wurde nun durch Taage Laiho ersetzt, der eine viel wärmere Stimme besitzt, was der gesamten Platte einen anderen, melodischeren Charakter verleiht.
✇Das zeigen schon die beiden ersten Songs ›Unchain The Rain‹ und ›Will To Live‹, die schlicht perfekte Ohrwürmer sind. Doch ALTARIA haben sich auf »Divinity« um möglichst große Abwechslung bemüht: So zückt man bei ›Prophet Of Pestilence‹ nach einem Sprachintro futuristisch anmutende Soundeffekte, die man gegen ein bissiges Gitarrensolo stellt, während ›Darkened Highlight‹ auf große, orchestrale Keyboards baut.
✇Doch die Truppe kann auch auf den Putz hauen: Nach dem Stampfer ›Discovery‹, der einen wahrlich befreienden Refrain enthält, nähern wir uns dem harten Kern des Albums: Beim schnellen ›Falling Again‹ könnte schon beim harten Eröffnungsriff die ein oder andere Mähne fliegen, während uns ›Divine‹ stattdessen mit einer modern angehauchten, ruppigen Gitarreneröffnung konfrontiert, die von klarem Gesang abgelöst wird.
✇Das langsame und groovige ›Haven‹ entpuppt sich auf den ersten Höreindruck als das "Problemstück" des Albums, das gewiß einige Durchläufe brauchen wird, bis es zündet. Daher heißt beim Nachfolger ›Try To Remember‹ die Devise klar "Back to melody", bevor man bei ›Stain On The Switchblade‹ wieder schneller zur Sache geht und ALTARIA den ›Painkiller‹ für Melodix auspacken. Zur Abkühlung wird ›Enemy‹ mit einer Akustikgitarre eröffnet, bevor sich die Nummer zu einem stampfenden Heavy Rocker wandelt. ›Final Warning‹ schließlich ist die optimale Schlußhymne, die den Hörer dazu animieren wird, die Platte gleich wieder neu zu starten.
✇Außerdem haben ALTARIA eine weitere Nummer eingespielt, die als Bonustrack Verwendung finden wird: Man hat sich an ACCEPTs metallisches Denkmal ›Balls To The Wall‹ herangewagt und hat es tatsächlich geschafft, diese "Mission Impossible" respektabel zu lösen. ACCEPT-Fans sollten sich auf interessanten Keyboardeinsatz und ein deutlich verändertes Gitarrensolo einstellen. Zunächst hatte sogar HAMMERFALLs Joacim Cans zugesagt, die Vocals für diese Nummer zu übernehmen, was letztendlich doch nicht verwirklicht werden konnte: "Leider hatte Joacim zu diesem Zeitpunkt Probleme mit seiner Stimme und sein Arzt hatte ihm verboten zu singen. Leider war unser Zeitplan im Studio so enggesteckt, daß wir nicht warten konnten, bis Joacim wieder fit war", erläutert Marco. Doch in LION'S SHARE-Sänger Andy Engberg fand man einen Ersatz, der sich nun bei ›Balls To The Wall‹ mit Taage duelliert.
✇Die alte Binsenweisheit, daß in Veränderungen auch immer neue Chancen stecken, hat sich im Falle ALTARIA bewahrheitet, denn die Entwicklungen der letzten Monate haben der Band zweifelsohne gutgetan, wie der erste Höreindruck verdeutlichte. Daher können sich Metaller mit einem Sinn für Melodie mit Recht auf »Divinity« freuen, die am 24. Mai erscheinen wird.
Photo: Stefan Glas