In ihrer, inzwischen etwas mehr als 15 Jahre andauernden Bandkarriere konnten sich die schwedischen Metaller von PORTRAIT einen außergewöhnlich guten Ruf erspielen. Das liegt zum einen klarerweise an der durchweg hochwertigen Kost, die die Truppe zu servieren versteht, noch vielmehr aber an der im Laufe der Zeit erarbeiteten Eigenständigkeit. Darauf legte die Formation aus dem im Landessüden gelegenen Kristianstad auch bei den Aufnahmen ihres mittlerweile fünften Albums »At One With None« besonderen Wert, wie uns Gitarrist Christian Lindell wissen hat lassen, als wir ihn zum abendlichen Telefonplausch erreichen.
Ich weiß, Euer neues Album ist erst seit einigen Wochen auf dem Markt. Darf ich aber dennoch gleich zu Beginn fragen, wie die erste Resonanz darauf ausgefallen ist?
Bislang durchweg gut. Warum willst Du das wissen?
Weil ich das Gerät zwar für etwas schwerer zugänglich als erwartet empfinde, es aber zugleich für Euer bislang eigenständigstes halte. Daher wollte ich mal wissen, ob es nur mir so geht.
Das ist ja gut, denn uns geht es ganz genauso! Und mach' Dir mal keine Sorgen, es gibt es nämlich tatsächlich noch einige Menschen, die uns etwas Ähnliches dazu mitgeteilt haben.
Gut, dann hab' ich mich also nicht getäuscht. Seid Ihr eigentlich mit einer bestimmten Intention an die Sache herangegangen?
Wenn man es als unsere Intention betrachtet, so eigenständig wie nur möglich zu klingen, dann auf jeden Fall. Wenn Du aber wissen möchtest, ob wir uns im Vorfeld einen Masterplan zurechtgelegt hätten, wie denn das Album nun klingen sollte, dann definitiv nicht. Wir haben es einfach sich entwickeln lassen. Uns ist schon klar, daß wir die Musik nicht neu erfinden können. Das ist einfach unrealistisch. Dennoch sind wir nach wie vor bestrebt, unsere eigene Schiene zu fahren.
Das ist Euch mit »At One With None« auch fraglos gelungen. Der Titel dürfte demnach entsprechend ausgewählt worden sein?
Durchaus, auch wenn damit keineswegs nur unsere musikalische Ausrichtung gemeint ist. Denn eigentlich wollen wir damit viel mehr zum Ausdruck bringen. Unter anderem eine Art Lebens-Philosophie, denn nur wer seinen eigenen Weg auch entsprechend anstrebt, wird in der Lage sein, diesen auch zu beschreiten. Mitläufer gibt es schließlich in jedem Bereich viel mehr als echte Individualisten. Und das in mitunter leider erschreckender hoher, und dadurch regelrecht gefährlicher Anzahl.
Dieses Streben nach Individualität ist nicht nur Euren Songs anzumerken, auch in den Texten spiegelt sich diese Haltung inzwischen wider. Was inspiriert Euch denn dazu?
Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Schließlich basiert jeder einzelne Song auf einer völlig anderen Inspirationsquelle. Auch die Fertigstellung an sich war von Stück zu Stück anders. Von daher läßt sich nur festhalten, daß die Texte durch die Bank vom Leben an sich handeln, und lediglich die darin verarbeiteten Emotionen als "roter Faden" zu erwähnen sind.
Im Vergleich zu früher empfinde ich Eure Songtexte inzwischen als weniger mystisch gefärbt, sondern mitunter fast schon philosophisch. Ist das auch einem gewissen Reifeprozeß zuzuschreiben?
Bestimmt! Es mag zwar aufgrund des durchaus persönlichen Ansatzes sogar die Idee aufkommen, wir hätten ein Konzeptalbum auf einem spirituellen und psychologisch-philosophischen Fundament erschaffen, doch das stimmt so nicht. Es läßt sich zwar sehr wohl die lose Verbindung einzelner Nummern erkennen, mehr aber nicht. Danke übrigens für das Kompliment. Es tut einfach gut, zu hören, wenn anerkannt wird, daß wir uns als Band im Kollektiv sowie als Musiker und Texter weiterentwickelt haben. Das freut mich, ehrlich!
Freude an sich merkt man den Tracks nun aber nicht unbedingt an. Haben sich da die letzten Monate mit all ihren Veränderungen ausgewirkt?
Nein. Das Album war nämlich schon knapp vor dem Beginn der Pandemie in trockenen Tüchern. Doch völlig spurlos ist das Virus auch an uns nicht vorübergegangen. So haben wir unter anderem den eigentlich geplanten Veröffentlichungstermin um ein knappes Jahr verschoben. Es ist uns schließlich verdammt wichtig, ein neues Album auch einigermaßen zeitnah live vorzustellen. Und da diesbezüglich 2020 absolut nichts zu machen war, lag es auf der Hand, ein gutes Jahr vergehen zu lassen.
Das bedeutet dann wohl auch, daß Ihr doch gar nicht so lange dafür gebraucht habt, wie man aufgrund der vierjährigen Veröffentlichungspause seit »Burn The World« annehmen mußte?
Genau. Wenn man auch noch bedenkt, daß wir erst so gegen Ende 2017 begonnen haben, die ersten Songideen dafür intern zu besprechen, weiß man, daß wir wirklich gut und vor allem effizient gearbeitet haben. Für uns als Band hätte es allerdings auch überhaupt kein Problem dargestellt, wenn wir noch viel länger dafür gebraucht hätten.
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Photos: Stefan Johansson