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Wiederveröffentlichungen können unterschiedlichste Gründe haben. Im Fall von »Malevolent Rapture«, dem Debut der einst danach mehr als nur bemerkenswert durchgestarteten Niederländer LEGION OF THE DAMNED, ist dieser ein sehr persönlicher, weshalb das gute Stück auch den unmißverständlichen Zusatztitel "In Memory Of..." erhalten hat. Ein entspannter, zu Beginn des Gesprächs aber aufgrund des traurigen Themas merklich betroffener Maurice Swinkels, der Sänger der Tulpenschlächter gab dazu folgendes zu Protokoll.

LEGION OF THE DAMNED-Bandphoto 1 [anno 2006]

Hand aufs Herz: Hätte es die Neuauflage Eures 2006er Debuts jemals gegeben, wäre da nicht der tragische Hintergrund des Selbstmordes Eures ehemaligen Bassisten Twan Fleuren?

Eher zu einem anderen Zeitpunkt. Allerdings waren wir uns mit unserem Label einig, daß es irgendwann ohnehin so weit sein müßte, denn irgendwie ist unser erstes Album im Vergleich zu den Nachfolgern immer noch nicht so bekannt wie es an sich sein sollte.

LEGION OF THE DAMNED-Headline

Über die Ursache für das Ableben will ich nicht näher eingehen, sehr wohl allerdings darauf, daß Euch Twan trotz seines Ausstiegs aus der Band sehr nahegestanden hatte. Weshalb hat er denn die Band überhaupt verlassen?

Für uns alle war Twan bis zuletzt ein Freund. Daran hat sich trotz seines Ausstieges nie etwas geändert, und genau aus diesem Grund ist es uns auch eine Herzensangelegenheit, ihm dieses Album zu widmen. Diese obligatorischen persönlichen Differenzen, die manchmal gar zur Auflösung einer Band führen, gab es in unserem Fall nämlich überhaupt nicht. Allerdings hatte Twan zum Zeitpunkt unserer ersten Tournee als LEGION OF THE DAMNED bereits eine Tochter zu versorgen, und unmittelbar vor jener Gastspielreise kam sein Sohn Joep zur Welt. Von daher waren seine Möglichkeiten, einen Beitrag zur Band zu leisten, natürlich ein wenig geringer, was wir auch akzeptierten. Als er sich jedoch kurz nach dem Beginn der Tournee nicht mehr wirklich sicher war, was er nun wollte und immer wieder davon gesprochen hatte, daß er kurzfristig nach Hause müßte, da Sohn und Kindesmutter krank waren, haben wir ihm gewissermaßen nahelegen müssen, er solle sich eine Auszeit von der Band gönnen, um sich um seine Familie zu kümmern, aber auch um mit sich selbst und seinem Umfeld wieder ins Reine zu kommen. Letzteres ist ihm leider bis zuletzt nicht gelungen und uns allen bleiben lediglich Erinnerungen an ihn.

Twan war ja schon zu OCCULT-Tagen Bestanteil der Band und durfte den grandiosen Aufstieg von LEGION OF THE DAMNED nach der Umbenennung miterleben. Hast Du eigentlich irgendeine Erklärung, warum es dann so plötzlich mit der Karriere geklappt hat?

Twan stieß 1998 zu OCCULT und war an den letzten beiden Scheiben »Rage To Revenge« und »Elegy For The Weak« (erschien 2008 unter dem Banner LEGION OF THE DAMNED mit dem Titel »Feel The Blade« nochmal - der Verf.) beteiligt. Er war mit uns damals auch auf Tournee, als wir die Ehre hatten, MORBID ANGEL zu begleiten. Kurz nach der Veröffentlichung des letzten OCCULT-Albums fühlten wir uns allesamt ausgelaugt und hatten zudem reichlich Streß. Zum einen war es so, daß unserer früheres Label PAINKILLER RECORDS gegen uns zu prozessieren begann, weil wir ihnen eine Stange Geld schulden würden, und zum anderen waren wir persönlich an einem Punkt angelangt, an dem wir uns gegen eine weitere musikalische Laufbahn entschieden hätten, wenn nicht in kurzer Zeit etwas Brauchbares und Zählbares zu erreichen wäre. Der Neustart durch den neuen Bandnamen war dabei aber nur ein Teil - wesentlicher war zu jenem Zeitpunkt der Umstand, daß wir endlich die richtigen Menschen im Business kennenlernen durften und als Band - also zusammen mit Twan - an einem Strang zogen.

Das klingt ja fast so, als ob der Namenswechsel vonnöten gewesen wäre, um sich nicht weiter vor Gericht herumquälen zu müssen?

Ganz so kraß war es nicht, aber auf jeden Fall hilfreich. Um jetzt nochmal auf die vorherige Frage zurückzukommen: Eine wirkliche Erklärung, weshalb LEGION dann binnen kurzer Zeit plötzlich durchstarten konnten, habe ich noch immer nicht. Wer unsere OCCULT-Alben kennt, wird zugeben, daß wir uns weder großartig verändert haben, noch in irgendeiner Form angepaßt hatten. Allerdings muß ich ganz klar sagen, daß ich das Kapitel für mich wohl in der Tat beendet hätte, wenn sich nicht erste Erfolgserlebnisse eingestellt hätten. Doch zum Glück war das Gegenteil der Fall, und das Unternehmen nimmt mittlerweile eine Größenordnung an, von der ich es nicht einmal gewagt hätte zu träumen. Daß dabei auch jede Menge Zeit draufgeht, kann man sich wohl vorstellen.

LEGION OF THE DAMNED-Bandphoto 2 [anno 2006]

Auch die Neuauflage von »Malevolent Rapture« dürfte einigen Aufwand mit sich gebracht haben, oder?

Klar. Auch, weil wir uns dafür entschieden haben, eine DVD im Package zu integrieren, die dem Anlaß gerecht werden kann. Das Sichten und Auswählen des Materials ging zwar einigermaßen gut und unproblematisch vonstatten, ganz so "nebenbei" macht man so was aber auch nicht. Mit dem Ergebnis sind wir aber zufrieden, denn die Aufnahmen entstammen keinen professionellen Aufzeichnungen und waren auch zu keinem Zeitpunkt zur Veröffentlichung angedacht, sondern sollen schlicht und ergreifend das pure Gefühl von LEGION OF THE DAMNED vermitteln. Alles was auf dieser DVD zu sehen ist, wurde mehr oder weniger zufällig mitgeschnitten und gefilmt und wurde daher auch nicht großartig nachbearbeitet.

Dennoch sehenswert. Fein sind auch die Bonussongs, auch wenn sich mir die Frage stellt, weshalb der Titelsong zweimal Verwendung finden durfte?

Als wir uns mit dem Label zusammengesetzt haben, um das gesamte Projekt in Angriff zu nehmen, haben wir selbstredend auch über das Bonusmaterial gesprochen. Uns war es wichtig, die Fans wissen zu lassen, wie es sich denn anhört, wenn man unterschiedliche Produzenten an unsere Tracks herangehen läßt. Deshalb ist »Malevolent Rapture« zweimal zu hören. Einmal nach Manier von Andy Claassen und das andere Mal im Mix von Peter Tägtgren.

Nach der Vergangenheit und der Gegenwart wollen wir auch noch die Zukunft der Band betrachten. Wird Twan und dem Album im Rahmen der "Full Of Hate"-Tournee gesondert Tribut gezollt werden?

Natürlich werden wir einige Songs des Albums auch live spielen. Das hätten wir aber wohl auch so, obwohl es mittlerweile gar nicht mehr so einfach eine Setlist zu erstellen, die dem Anlaß entsprechend ist. Gesondert erwähnen werde ich Twan wohl nur bei Gigs in den Niederlanden. Da er hier jede Menge Bekannter und Freunde hinterlassen hat, weiß man im Publikum auch eher etwas mit dieser Ehrerbietung anzufangen. Bei eurem Festival zum Beispiel ist es mir diesbezüglich eher so vorgekommen, als ob ein Teil der Zuseher nicht viel mit seinem Namen anzufangen wußte.

Aber die Reise nach Balingen hat sich dennoch für Euch gelohnt, oder?

Absolut! Mir war nicht bewußt, daß LEGION auch bei einem eher traditionell ausgerichteten Metalfestival auf so großes Interesse stoßen würden, doch Ihr habt mich überzeugt. [lacht]

Als umtriebig wie man Euch kennt, ist ohnehin davon auszugehen, daß Ihr nach wie vor nahezu permanent auf den Brettern zu sehen seid - was aber darf in Zukunft noch so von Euch erwarten?

[Lacht] Das stimmt, wir fühlen uns auf den Brettern einfach pudelwohl - nicht zuletzt deshalb müssen sich die Fans auf unser nächstes Studioalbum auch noch bis 2013 gedulden.

LEGION OF THE DAMNED-Bandphoto 3 [anno 2006]

Na ja, so schlimm ist das nun auch wieder nicht, da brauchen etwaige Mitbewerber wesentlich länger (und sind obendrein keineswegs so spielfreudig wie die "Oranjes") und außerdem: Solange jenes Teil ebenso knallt wie seine Vorgänger nehmen wir etwaige Wartezeiten ohnehin gerne in Kauf, oder etwa nicht?

http://www.legionofthedamned.net/

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Walter Scheurer

LEGION OF THE DAMNED im Überblick:
LEGION OF THE DAMNED – Malevolent Rapture (Rundling-Review von 2006 aus Online Empire 26)
LEGION OF THE DAMNED – Malevolent Rapture - In Memory Of... (Re-Release-Review von 2011 aus Online Empire 49)
LEGION OF THE DAMNED – Heavy 132-Interview (aus dem Jahr 2010)
LEGION OF THE DAMNED – ''Y-Files »div«''-Special (aus dem Jahr 0000)
LEGION OF THE DAMNED – Online Empire 48-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2011)
LEGION OF THE DAMNED – Online Empire 50-Interview (aus dem Jahr 2012)
LEGION OF THE DAMNED – News vom 02.05.2006
LEGION OF THE DAMNED – News vom 21.04.2011
LEGION OF THE DAMNED – News vom 10.05.2011
LEGION OF THE DAMNED – News vom 18.12.2012
Soundcheck: LEGION OF THE DAMNED-Album »Cult Of The Dead« im "Soundcheck Heavy 117" auf Platz 1
Soundcheck: LEGION OF THE DAMNED-Album »Malevolent Rapture« im "Soundcheck Heavy 87" auf Platz 4
Soundcheck: LEGION OF THE DAMNED-Album »Sons Of The Jackal« im "Soundcheck Heavy 97" auf Platz 1
Playlist: LEGION OF THE DAMNED-Album »Malevolent Rapture« in "Playlist Heavy 135" auf Platz 3 von Stefan Glas
unter dem ehemaligen Bandnamen OCCULT (NL):
OCCULT (NL) – Violence & Hatred (Rundling-Review von 2002 aus Online Empire 10)
OCCULT (NL) – Elegy For The Weak (Rundling-Review von 2005 aus Online Empire 22)
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