Jon Oliva's PAIN – Festival
AFM RECORDS/SOULFOOD
Es ist bestimmt nicht unbedingt einfach für Jon Oliva, seine Klientel immerzu vollständig zufriedenzustellen. Zu schwierig scheint es selbst für einen Könner wie den "Mountain King" zu sein, dem überdimensionalen Schatten, den das einst brillant laufende Unternehmen SAVATAGE über spätere Bands/Projekte geschlagen hat, zu entkommen. Denn ganz egal mit welcher Formation uns die ehemaligen Mitglieder dieser Gottheit in weiterer Folge auch die Ehre erwiesen haben, der geneigte Fan wartet im Fall eines Konzertes ja doch bloß auf die "Zugaben", die dann logischerweise aus dem Fundus der genannten Institution stammen, völlig egal, wie das Album zuvor auch ausgefallen ist.
Auch Jon selbst scheint das nur zu gut zu wissen, denn Auftritte von Jon Oliva's PAIN sind und waren im Prinzip nicht weniger als SAVATAGE-Konzerte unter seinem aktuellen Bandname, inklusive einiger Schnittchen aus dem aktuellen Portfolio. Daran wird sich zwar auch durch »Festival« nichts ändern, allerdings klingt ein Großteil des brandneuen Materials von Jon und seiner Mannschaft doch so, wie man es sehr wohl auch unter dem SAVATAGE-Banner nur zu gerne endlich einmal wieder aufgetischt bekommen würde, selbstredend abzüglich der O'Neill'schen Bombast-Arrangements.
Schon der Einstieg mit ›Lies‹ läßt keinen Zweifel daran aufkommen, daß gerade diese Zielgruppe dem "König" huldigen wird, denn neben seiner markanten und deftigen Stimme kommen Background Vocals zum Vorschein, die auch in der Stevens-Phase von SAVATAGE nicht imposanter geklungen hätten. Das anschließende ›Death Rides A Black Horse‹ entpuppt sich als noch intensiverer Verweis an die "gute, alte Zeit", denn zu den üppigen Keyboard-Passagen kommt mir sofort und ohne Umschweife »Dead Winter Dead« in den Sinn. Der Titelsong läßt dann gar an die Genialität von »Streets« denken, bevor der schleppende Beginn von ›Afterglow‹ zu erkennen gibt, daß auch unser aller "Mountain King" seinen Lieblingsbands bereits seit Jahrzehnten die Treue hält. Das Grundriff erinnert massiv an seine alten Heroen LED ZEPPELIN, ehe sich Jon von seiner streichelweichen Seite zeigt und an diverse andere Rock-Größen der 70er Jahre denken läßt.
Bei ›Living On The Edge‹ wissen dann die Herren Matt LaPorte und Tom McDyne an den Gitarren für Akzente zu sorgen und kredenzen ein ungemein heftiges Klampfen-Gebretter, das jedoch mühelos mit beinahe schon nach QUEEN klingenden Zwischentönen und Gesangsharmonien kombiniert werden konnte. Erwähnenswert, weil überaus markant, ist hier noch der Refrain, der sich schon beim Erstkontakt auf Ewigkeiten ins Gehirn fräst.
Mit der eher durchschnittlichen Ballade ›Looking For Nothing‹ folgt zwar ein kleiner Durchhänger, doch mit dem anschließenden ›The Evil Within‹ ist der Fan wieder mehr als nur zufriedengestimmt, denn Jon offenbart hier erneut seine schwermetallische Seite und kredenzt einen simplen, wie effektiven Fetzer in bester "Old School-Manier". Tempo und Stimmung wechseln danach erneut, mit ›Winter Haven‹ reiht sich dabei ein weiteres Highlight in die Semi-Balladen-Kollektion des Schaffens des Herrn Jon Oliva ein. Zu Beginn zwar hart am Kitsch, steigert sich dieser Track allmählich, ehe die Chose in geradezu ›Chance‹- verdächtigen Passagen kulminiert. Hinknien, Lauschen, Staunen und Aus!
Nein, noch nicht ganz. Denn es folgt noch das schleppende, aber dennoch mitreißende ›I Fear You‹, mit dem es erneut ordentlich losgeht, jedoch nicht ganz in der erhofften Genialität. Zum Schluß wird dann nochmals die Stevens-Fraktion unter den SAVATAGE-Jüngern auf die Knie gebeten, denn ›Now‹ bedient vorrangig diese und läßt abermals Gedanken an die stärkste Phase jenes Line-ups aufkommen.
Als Fazit läßt sich festhalten, daß wir es hiermit wohl mit jenem Album unter dem Banner von Jon Oliva's PAIN zu tun haben, daß dem Mythos SAVATAGE am nächsten kommt, selbst wenn ich nicht wirklich erwarte, daß sich Jon zu mehr als einigen Tracks davon bei etwaigen Auftritten hinreißen wird lassen. Da hilft dem Album wohl auch der verheißungsvolle Titel nicht viel weiter...
super | 14 |