SAVATAGE – Poets And Madmen
STEAMHAMMER/SPV
Refrains. Refrains sind das Problem der neuen SAVATAGE. Entweder weil sie nicht zum Song passen wollen, wie beim Opener ›Stay With Me A While‹ oder ›I Seek Power‹ beobachtet, die an sich Klassenummern sind, während der Chorus nicht mit dem Rest harmonieren will. Oder aber ihnen fehlt die Eingängigkeit beziehungsweise Hymnenhaftigkeit, die die Refrains von ›Gutter Ballet‹, ›Power Of The Night‹, ›The Dungeons Are Calling‹ oder anderen SAVA-Nummern ausgezeichnet hatte, die man wahllos herausgreifen könnte. So ist ›Drive‹ der erste Song, der rundum überzeugen kann (und interessanterweise ohne echten Refrain auskommt). Ihm folgt mit ›Morphine Child‹ ein zehnminütiger Brecher, der mit kanonartigen Gesängen überzeugt, wenngleich er nicht ganz an ›Not What You See‹ heranreicht. Auch der nachfolgende Song ›The Rumor‹ weiß zu gefallen, doch dann geht das Elend wieder los: Bei ›Man In The Mirror‹ kommt statt eines Refrains ein Jon Oliva, der wie ein ungehobelter Klotz rumbrüllt. Es gab nach dem Ausstieg von Zak berechtigterweise Bedenken, ob Jon den Gesang allein meistern könne, aber diese stellen sich hiermit als unbegründet heraus. Jon steht mit seinem Gesang seinen Leistungen aus frühen Tagen in fast nichts nach. Daß der Mountain von einem King jedoch sein untrügliches Gespür für griffige Melodien und gute Refrains verloren haben soll, kann man sich fast nicht vorstellen. ›Surrender‹ und ›Awaken‹ bringen wieder ein wenig Besserung mit sich, ohne jedoch all' die Qualitäten zu beweisen, die ein echter SAVATAGE-Track benötigt. Doch die Schlußnummer ›Back To A Reason‹ stimmt versöhnlich: Die Ballade ist ein wahrer Traum von schlichter Schönheit und prickelnder Eleganz. Das liebkost die Seele eines SAVA-Fans, der von »Poets & Madmen« zwischenzeitlich in arge Nöte gestürzt wurde, und er zückt nach Berücksichtigung des Sympathiepunktes eine runde Bewertung:
gut | 10 |