L.A. GUNS [III] – Black Diamonds
FRONTIERS RECORDS/SOULFOOD
Die letzten Monate dürften hart für Tracii Guns gewesen sein. Nicht nur eine Trennung hatte der Haudegen zu verarbeiten, auch das "Therapieprogramm Tournee" war ihm bekanntermaßen nicht vergönnt. Von daher scheint es geradezu logisch, daß der Gitarrist seine angestauten Aggressionen in Form von Songs verarbeiteten mußte.
Da er aber über jenes Feingefühl und auch über jene Routine verfügt, die nötig sind, um in einer solchen Situation nicht ausnahmslos musikgewordene Haßbatzen auf die Menschheit loszulassen, dürfte der gute Mann seinen Fans auch mit seinen jüngsten Elaboraten Freude bereiten. Auch, weil er einmal mehr mit seinem langjährigen "Mitstreiter" Phil Lewis zusammengearbeitet hat, und die beiden samt Begleitmannschaft ein weiteres, in Summe überzeugendes, und trotz der erwähnten Umstände, souverän vorgetragenes L.A. GUNS-Album aus dem Boden gestampft haben.
Wie schon zuletzt, genauer gesagt seit »The Missing Peace«, der sensationellen Reunionscheibe der beiden Kerle unter dem legendären Bandnamen im Jahr 2017, läßt die Auswahl des Albumtitels einiges über die Gemütslage der Herren erkennen. Und wie wir alle wissen, entstehen Diamanten ja erst, wenn Kohlenstoff entsprechend unter Druck gesetzt wird.
Auch Tracii dürfte gewaltig unter Druck gestanden haben, sein Arbeitsgerät klingt nämlich deutlich ruppiger als zuletzt. Nicht nur soundtechnisch, auch was die Riffs an sich betrifft, langt der gute Mann phasenweise richtig hart zu. Da er es aber keineswegs verlernt hat, auch sanftmütigere, aber dennoch emotionsgeladene Tracks zu komponieren, wie unter anderem im Quasi-Titelsong ›Diamonds‹ zu hören ist, bleibt die Angelegenheit bei aller Aggression, fein ausgewogen. Und weil Phil in den ruhigeren Momenten dermaßen überzeugend vorträgt, muß zum Schluß sogar noch die Frage gestellt werden, ob er zuletzt etwa unbemerkt in einen Jungbrunnen gefallen ist...?
beeindruckend | 12 |