L.A. GUNS [III] – Made In Milan
FRONTIERS RECORDS/SOULFOOD
Wirklich damit gerechnet dürften zwar nur noch die hartgesottensten Fans haben, insgeheim darauf gehofft dagegen ein großer Teil der weltweiten Hard Rock-Gemeinde. Doch im letzten Jahr war es tatsächlich so weit, daß die beiden Streithähne Tracii Guns und Philip Lewis ihren jahrelangen Zwist beendeten und verlautbaren ließen, daß sie L.A. GUNS fortan wieder gemeinsam an den Start bringen würden. Die Freude war noch größer, als die Band nur wenige Monate später mit »The Missing Peace« ein formidables Comebackalbum kredenzte und sich in dieser Formation auch wieder auf den Bühnen dieser Welt präsentierte.
Unter anderem zu sehen waren L.A. GUNS in Mailand, wo sich das Quintett (neben Tracii an der Klampfe und seinem alten Kumpel Philip am Mikro, zählten zu diesem Zeitpunkt der inzwischen wieder abgewanderte Gitarrist Michael Grant und die aus Shane Fitzgibbon und Johnny Martin bestehende Rhythmusabteilung zur Band) anläßlich des von ihrem aktuellen Label FRONTIERS RECORDS organisierten Festivals die Ehre gab.
Die Gunst dieser Stunde nutzte selbstredend auch ihre italienische Plattenfirma und zeichnete besagten Gig für eine CD beziehungsweise DVD-Veröffentlichung auf. Audiovisuell wurde die Show auf jeden Fall gut eingefangen, nicht zuletzt, weil man die Publikumsreaktionen nicht nur sehen und hören, sondern auch mitfühlen kann. Keine Frage, die anwesenden Fans waren sprichwörtlich hungrig auf ein Konzert der L.A. GUNS und veranstalteten ein Höllenspektakel. Und die Band selbst? Ebenfalls!
Die Herrschaften scheinen nämlich ihre wiedergewonnene Freundschaft, die Spielfreude und auch die Motivation von den »The Missing Peace«-Sessions verinnerlicht zu haben und lieferten einen überraschend engagierten Auftritt.
Geradezu logisch erscheint die Setlist, die in erster Linie auf den Klassikern des Bandfundus aufgebaut war. Doch auch das Comebackalbum wurde in Form von ›Speed‹ vorstellig gemacht, wobei sich dieser Track nicht zuletzt aufgrund des mörderischen Vortragstempos perfekt einfügen konnte und die Stimmung dadurch gehalten wurde. Die war von Anfang an grandios, kein Wunder, ergänzte sich die Vorfreude der Fans doch perfekt mit der sensationellen Darbietung des Eröffnungs-Dreiers ›No Mercy‹, ›Electric Gypsy‹ und ›Killing Machine‹ und entlud sich förmlich in einer Explosion aus Energie und Emotion!
Erst gegen Ende des von energischen Vorträgen (in denen Mister Guns auch mehrere Male seine Kompetenz an seinem Arbeitsgerät unter Beweis stellt, wie etwa in ›Over The Edge‹, das er mit einem lässigen "Bow Solo" einleitete) - geprägten Auftritts gewährt die Band eine kurze Verschnaufpause. Selbstredend mit der einstigen Hitsingle ›The Ballad Of Jayne‹, die Philip zwar nicht mehr ganz so beeindruckend vorzutragen weiß wie damals, was aber nicht weiter schlimm ist, da er durch eine Extraportion Hingabe seinerseits die Nummer um so intensiver rüberkommen läßt. An Intensität mangelte es generell nicht, bis zum Finale nicht, wie mit der wahrlich alles niederwalzenden Version von ›Rip And Tear‹ dokumentiert ist, die »Made In Milan« nicht nur für eingeschworenen L.A. GUNS-Fans zu einem absolut empfehlenswerten Teil macht.
Bleibt bloß noch zu hoffen, daß uns die Band in dieser Form und Formation noch lange erhalten bleibt!