ANGEL DUST (D, Dortmund) – To Dust You Will Decay
NO REMORSE RECORDS (GR)/H'ART
Es kommt zwar selten vor, doch bei dieser Neuauflage handelt es sich offenbar tatsächlich um den ersten offiziellen Re-Release (selbst die zig Bootleg-Varianten scheinen inzwischen Raritäten zu sein!) der zweiten Scheibe der Ruhrpott-Metal-Ikone ANGEL DUST aus dem Jahr 1988.
Die Band wurde dafür geliebt, Einflüsse von Vorbildern aus der Heimat mit diversen Anleihen bei seinerzeit schwer angesagten US-Ikonen wie AGENT STEEL unter einen Hut zu bringen und daraus sogar noch eine recht eigenständige Melange zu kreieren. Die Formation klang auf dem Debut »Into The Dark Past« noch deutlich roher und deftiger, der auf dem zweiten Album höhere Anteil an melodische Anteilen dürfte nicht zuletzt diversen Umbesetzung, die schlußendlich zu einer Aufstockung zum Quintett führten, zuzuschreiben gewesen sein. Einhergehend damit war auch der Wechsel am Mikro. Den Posten übernahm zu diesem Zeitpunkt der zuvor noch völlig unbekannte Shelko Topalovic, der unter dem Pseudonym S.L. Coe bei ANGEL DUST seine ersten Sporen in der Szene verdiente, ehe er nach den Stationen SCANNER und REACTOR mit seinem Soloprojekt C.O.E in Erscheinung trat.
Die neu aufgelegte Ausgabe von »To Dust You Will Decay« enthält neben den neun Original-Nummern fünf Bonustracks, von denen drei (›Total Destruction‹, ›Creatures Of Hell‹ und ›Crashdown‹) offenbar nur als Proberaumaufnahmen vorhanden waren und endsprechend nach Demomaterial klingen.
Hörenswert sind diese Nummern aber trotzdem allemal, schließlich repräsentieren sie den damaligen Stil der Band sehr gut. Genau das war auch der Pluspunkt (zugleich aber auch gleich das Problem für ganz sture Freaks...) gegenüber der Konkurrenz. Neben gnadenlos nach vorne lospreschenden Genickbrechern wie ›Mr. Inferno‹ gab es nämlich in Songs wie dem Titeltrack oder dem ähnlich melodisch angelegten ›Wings of An Angel‹ auch Exponate zu hören, die weniger die Speed-Freaks und Thrasher ansprechen konnten, sondern eher den "Alles-Hörer", also Zeitgenossen, denen FIFTH ANGEL genauso lieb waren wie beispielsweise MEGADETH oder RATT (um nur ein paar willkürlich gewählte Beispiele zu wählen).
Schade, daß die Band nach diesem Album gewissermaßen aus der Szene verschwunden war und erst knapp zehn Jahre später (in erneut umgekrempelter Besetzung und einer abermals deutlich melodischeren Gangart) wieder auftauchte. Dieses Album sollte aber dennoch in jeder Metal-Kollektion seinen Ehrenplatz haben!