Y-Files-Datasheet |
Contents: YES-''Living Underground''-Artikel |
Date: 22.11.2001 (created), 31.07.2022 (revisited), 01.03.2024 (updated) |
Origin: HEAVY, ODER WAS!? |
Status: published |
Task: from paper to screen |
Comment: Es waren zwei Wochen mit außergewöhnlichen Konzerten, die mit VNV NATION begonnen hatten. Dann folgten YES, die hier besprochen werden, und den Abschluß machten TRANSATLANTIC - interessanterweise übrigens drei Shows, bei denen es nie eine Vorband gab. An YES kann ich mich noch gut erinnern - und an das Faß, das der Mitarbeiter des lokalen Veranstalters aufmachte, als er die Photographen instruierte, daß sie auf keinen Fall dem Publikum die Sicht nehmen sollten. Der Saal war nämlich bestuhlt und die Tickets waren aufgrund des "YeSymphonic"-Elements sehr kostspielig. Daher robbte ich die ganze Zeit in der Hocke durch die Liederhalle, um die Photos zu ergattern. Daher gibt es heuer auch ein zusätzliches Photo von Bassist Chris Squire zu sehen, während in der gedruckten Ausgabe nur den Shot von Jon Anderson auftauchte.
Da bei den bereits im UNDERGROUND EMPIRE online veröffentlichten Artikeln bei der Portierung der HEAVY, ODER WAS!?-Seiten nur ein kleines Thumbnail der HOW-Story zu sehen ist, von dem aus man zu der bereits veröffentlichten, meist umfangreicheren Version gelangt, soll diese kleine Graphik im Falle einer noch nicht online zu findenden Story nun hier auftauchen: |
Supervisor: Stefan Glas |
YES
Stuttgart, Liederhalle
13.11.2001
Am besten ich gebe es gleich zu: Ich bin ein ziemlicher Ignorant in Sachen YES, was der Freak am einfachsten daran ablesen kann, daß meine Lieblingsscheibe »90125« heißt. Dennoch wollte ich mir die drei Buchstaben auf ihrer Tour als "YeSymphonic" mit dem "European Festival Orchestra" (das man netterweise hinter einer Plexiglasscheibe eingesperrt hatte), nicht entgehen lassen.
Neben dem New-Age-Zoo-Gehege war der Hauptblickfang ein neongrün scheinendes YES-Logo, das im wahrsten Sinne des Wortes am Himmel hing, da man den Bühnenhintergrund wie einen Sternenhimmel gestaltet hatte. Die Band hingegen sorgte nur für wenig Bewegung: Sänger Jon Anderson stand zumeist in sich versunken am Mikrophon und wanderte lediglich ab und zu nach hinten zu seinem Percussion-Parcours, wo er mit allen nur erdenklichen zum Krachmachen geeigneten Gerätschaften herumfuhrwerkte. Derweil verbrachte Gitarrist Steve Howe, der mit seiner Nickelbrille wie ein Professor aussah, den größten Teil der Zeit bewegungslos in seiner sich ständig wechselnden Gitarrenlandschaft. Lediglich Basser Chris Squire ging gelegentlich behenden Schrittes über die Bühne, wobei er sich aber nur selten über die Bühnenmitte hinauswagte.
Doch bei YES stand zweifelsohne die musikalische Performance im Vordergrund, wobei hier besonders Jon Anderson herausstach, dessen Stimme zwar nicht mehr die Kraft aus vergangenen Tagen besitzt, aber nichts von ihrem Charme eingebüßt hat. Zudem witzelte er bei den Ansagen sehr charmant und originell mit dem Publikum, so daß YES über die gesamte Distanz begeistert beklatscht wurden. Die erste Zäsur erfolgte nach etwa 75 Minuten, als sich das Orchester zum ersten Mal von der Bühne verabschiedete und Steve Howe daraufhin mit seiner Akustikgitarre etwa zehn Minuten lang ein sensationelles Solo darbot. Anschließend leitete man zu ›Starship Troopers‹ über, in dessen Verlauf sich das Orchester wieder hinzugesellte. Für den YES-Anlaß hatte man die Liederhalle bestuhlt (ekelhaft...), was das Publikum im eher gesetzten Alter dankend annahm. Lediglich ein junger Mann, ließ es sich nicht nehmen, im Stehen seiner Extase Ausdruck zu verleihen, aber beim Finale nach etwa 160 Minuten ließen sich dann alle Anwesenden zu körperlichen Höchstleistungen hinreißen und genossen den Schluß des Konzerts im Stehen und wagten sich teilweise sogar in die Frontrow vor.
Im direkten Vergleich zu ihren Kollegen von DEEP PURPLE, die im letzten Jahr das gleiche rock-symphonische Experiment auf die Bühne gebracht hatten, zogen YES leicht den Kürzeren, da DEEP PURPLE das rockige Element besser transportiert hatten, während YES sich in Instrumentalorgien ergingen, wie es in den Siebzigern üblich war, so daß das zwölfminütige ›Starship Troopers‹ am ehesten Airplaytauglichkeit aufwies - überflüssig zu sagen, daß ich keinen einzigen Song von meinem YES-Fave im symphonischen Gewand zu hören bekam. Obgleich ›Changes‹ als Extrazugabe das Tüpfelchen auf dem "i" gewesen wäre.
Photos: Stefan Glas