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”Y-Files”-Datasheet

Contents:  SHOK PARIS-Special

Date:  26.09.1997 (created), 13.07.2022 (revisited), 18.03.2024 (updated)

Origin:  IRON PAGES-Verlag

Status:  published

Task:  from paper to screen

Comment:

Dieser Artikel gibt natürlich nur den Stand der Dinge bis zum Herbst des Jahres 1997 wider, als ich ihn verfaßte und das Buch dann im IRON PAGES-Verlag veröffentlicht wurde.

 


 

In Sachen SHOK PARIS sind wir gesegnet, denn die Band kam 2004 wieder zusammen, spielte seither mehrfach in Europa und veröffentlichte vor zwei Jahren - nach immenser Wartezeit - das erstaunlich starke Comeback-Album »Full Metal Jacket«.

Bei den "US Metal"-Büchern war es üblich, die erste Besetzung einer Band aufzuführen, was ich allerdings bei SHOK PARIS als höchst ungeeignet empfand, weshalb ich meinem Text, der ich an die IRON PAGES-Bosse schickte, diese Anmerkung vorwegschickte: Wollt Ihr in diesem Fall wirklich das Ur-Line-up aufführen? Ich denke, daß gerade bei SHOK PARIS der Reiz zu einem Großteil von Vix Hix' Stimme ausgeht, und Buddy McCormack hat gerade mal ein Demo eingesungen. Als weitere Auführungen schickte ich dies mit: Bei den beiden Maxis bin ich mir nicht sicher, ob sie ausschließlich zu Promozwecken veröffentlicht wurden oder auch offiziell zu haben waren. Heute bin ich übrigens davon überzeugt, daß es sich dabei wirklich nur um Promoveröffentlichungen handelt. Weiter ging es im (Zusatz-) Text mit: Wollt Ihr in der Discographie vermerken, daß es sich auf dem »Cleveland Metal«-Sampler um die Demoversion von ›Go Down Fighting‹ handelt - also quasi eine unreleased Version ist? Dies lösten die IRON PAGES-Macher dann mit dem Zusatz "different from album version" in der Discographie. Außerdem gab es noch einen weiteren Sachverhalt, den ich im Anschreiben nicht unerwähnt lassen durfte: Ihr habt sicher gemerkt, daß ich mich im vorletzten Abschnitt selbst zitiert habe. Mein Versuch einer Neuformulierung wirkte wie ein billiger Abklatsch, also habe ich mich schon lieber selbst geklont. Soll das mit Quellenangabe vermerkt sein? In diesem Fall: [Quelle: Underground Empire Nr. 7, S. 121] Außerdem wies ich schlußendlich noch auf die Existenz des REBORN CLASSICS-Bootlegs hin (auf dem 1993»Go For The Throat« mit PANTERAs »Metal Magic« gepaart wurde), welches dann tatsächlich in die Discographie aufgenommen wurde; meinereiner weigert sich allerdings heute ebenso wie damals, eine Raubpressung in eine solche Bandhistorie mit offiziellem Anstrich einzufügen.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

Shok Paris

Buddy McCormack (v)
Eric Marderwald (g)
Ken Erb (g)
Kel Berkshire (b)
Bill Sabo (d)

Mitte 1982 heben Eric Marderwald (g), sein Cousin Bill Sabo (d) und Ken Erb (g) in Ohio, USA eine Band aus der Taufe, die zu den Unsterblichen in den Metal-Olymp eingehen wird. Mit Kel Berkshire (b) und Buddy McCormack (v) wird das Line-up komplettiert. Der Fünfer hört auf den ungewöhnlichen Namen SHOK PARIS, was Gitarrist Eric folgendermaßen kommentiert: "Wir wollten einen Namen, mit dem sich nicht gleich die Musikrichtung qualifizieren läßt, [...] 'Shok' steht mehr dafür, daß es ein bißchen heavy klingt, 'Paris' soll zeigen, daß wir anders sind, Qualität besitzen." [Quelle: ROCK HARD Nr. 25, S. 54].

1983 offenbaren SHOK PARIS der Welt ihre ersten drei Songs: ›Caged Tiger‹ und ›Burn It Down‹ werden als Demotape veröffentlicht und ›Go Down Fighting‹ erscheint auf der »Cleveland Metal«-Compilation. Besonders letztere Nummer ist ein Melodic-Hammer mit gigantischer Durchschlagskraft, und es bedarf keiner prophetischen Fähigkeiten, um in SHOK PARIS eines der größten Talente der jungen, aufkeimenden US-Metal-Szene zu identifizieren.

Doch besagtes ›Go Down Fighting‹ erscheint nicht auf dem SHOK PARIS-Debut »Go For The Throat« (sondern erst Jährchen später als Opener der zweiten Platte »Steel And Starlight«), das im darauffolgenden Jahr erscheint und Vic Hix als neuen Sänger einführt. Nur die beiden Demosongs füllen neben sieben neuen Nummern die Besetzungsliste der Platte. Power und Melodie in perfekter Symbiose prägen die Musik von SHOK PARIS, was die Band selbst als "straight forward melodic metal" bezeichnet [Quelle: SHOCK POWER Nr. 14, S. 5]. Die Platte erscheint bei AUBURN RECORDS, einem Label, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Szene in Ohio zu fördern, leider jedoch keinen Vertrieb in Übersee haben, und so muß man hierzulande kräftig bluten, um das Edelstück an Land zu ziehen.

Auch die Nachfolgerscheibe »Steel And Starlight« hätte sollen via AUBURN erscheinen, doch das Label ist zu diesem Zeitpunkt "einfach überlastet. So besorgte er (Bill Peters, der AUBURN-Chef - Anm. d. Verf.) uns irgendwie den Deal mit I.R.S." [Quelle: SHOCK POWER Nr. 14, S. 5]. Doch dieser businesstechnische Hick-Hack kostet die Band eine Menge Zeit, so daß »Steel And Starlight« einige Zeit auf Eis liegt. Stattdessen steuern SHOK PARIS erneut zwei Beiträge zu Compilationen bei: ›Marseilles De Sade‹, das instrumentale Opening der Debutplatte sowie das zugehörige ›Battle Cry‹ erscheinen auf dem »Wild Bunch«-Kassettensampler, der einer Zusammenarbeit des Kassettenlabels ROIR mit dem HIT PARADER-Magazin entspringt; das unveröffentlichte ›Streets Of Pleasure‹ (das erst viele Jahre später Verwendung als CD-Bonus-Track von »Steel And Starlight« findet) erscheint auf dem NEW RENAISSANCE-Sampler »Metal Madness«.

Als 1987 »Steel And Starlight« endlich releast wird, haben SHOK PARIS also eine größere Plattenfirma im Rücken und dank des internationalen I.R.S.-Vertriebs sind sie auf der ganzen Welt präsent. Dennoch will der Durchbruch nicht gelingen. Zwar ist »Steel And Starlight« eine Platte, die prompt in die ewige Top 100 wandert, doch der Zeitgeist meint es nicht gut mit endlich. Mit der Aussage "Wir machen eine Mischung aus Trash- [sic!] und Glitter Metal," [Quelle: METAL MASSACRE Nr. 2, S. 3] hatte Drummer Bill Sabo (dessen Platz auf »Steel And Starlight« von Jan Roll eingenommen wird) schon beim Release der ersten Platte unwillkürlich die Tragödie von SHOK PARIS definiert. In der damals weitgehend zweigeteilten Szene, die anscheinend nur in den Kategorien "Poser" und "Thrasher" denken kann, sitzen endlich zwischen allen Stühlen, sind den "Thrashern" zu weich und den "Posern" dennoch zu heftig. Eric Marderwald bekräftigt jedoch, "Wir bleiben bei unserem Sound und werden uns nicht nach Dritten richten" [Quelle: ROCK HARD Nr. 25, S. 54]. Gottlob, denn wenngleich SHOK PARIS nie der Erfolg zuteil wird, den sie verdienen, haben sie unsterbliche Meisterwerke hinterlassen, an denen sich Freunde des melodischen Power Metals noch im nächsten Jahrtausend ergötzen werden, während so manche hochgejubelte Trendcombo jener Tage schon längst im Sand der Zeit versunken ist.

Mit der neuen Scheibe »Concrete Killers« soll endlich der große Wurf gelingen, und I.R.S. knien sich mächtig rein: Nach Tourneen mit SAVATAGE und LIZZY BORDEN wird für die dritte Platte Starproducer Kevin Beamish verpflichtet. Dabei liegt dieser Griff nicht allzu fern: SHOK PARIS haben nämlich in der Zwischenzeit beim TAP/KO ENTERTAINMENT-Management unterschrieben, die auch LEATHERWOLF unter Vertrag haben. Da Kevin schon dem zweiten und dritten LEATHERWOLF-Rundling einen Mördersound verpaßt hatte, soll er seine galanten Finger nun auch bei SHOK PARIS wirken lassen.

SHOK PARIS haben die Zeit seit »Steel And Starlight« nicht ohne Besetzungswechsel überstanden: Wie schon Bill Sabo, flüchtet sich auch sein Nachfolger Jan Roll in den heiligen Stand der Ehe, und so verpflichten SHOK PARIS den neunzehnjährigen Dave Simmons als Drumman. »Concrete Killers« trägt den Titel zurecht und wird ein mustergültiger Killer - mit einer Einschränkung: Der Opener ›The American Dream‹ ist offensichtlich der verzweifelte Versuch des Gespanns Beamish/SHOK PARIS, Amerika das kommerzielle Futter zu geben, das man braucht, um im Ländle der unbegrenzten Möglichkeiten Kohle raffen zu können. Der Versuch floppt in jeder Hinsicht: ›The American Dream‹ ist der einzige Ausfall der SHOK PARIS-Historie und versagt zudem in seiner Funktion als Kohleschaufel. Warum jedoch »Concrete Killers« nur in Amerika erscheint und man hierzulande erneut schmerzlich tief in den Beutel greifen muß, weiß man nur in den I.R.S.-Chefetagen.

Es scheint, als habe sich alles gegen SHOK PARIS verschworen, und die Band bricht einige Zeit später auseinander. Leider war seither absolut nichts von irgendeinem SHOK PARIS-Mitglied zu hören. Gespenstergleich scheinen die Musiker wie vom Erdboden verschluckt. Was mögen sie derzeit wohl machen? Haben sie sich ins Privatleben zurückgezogen und zeigen jene Hände, die solche musikalische Revolutionen hervorgebracht haben, heute nur noch dem eigenen Nachwuchs, wie man Fahrrad fährt, wie man eine Sandburg baut, oder erzählt jene Stimme, die so mannigfaltig eine Gänsehaut verursachte, heute nur noch ihren Kids Gute-Nacht-Geschichten? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solches musikalisches Talent es einem gestattet, es verkümmern zu lassen; es wird auf Entfaltung drängen! Oder spielen sie vielleicht heute in irgendeiner Coverband und machen Tanzmusik für ignorante Zuhörer, denen es lediglich drauf ankommt, daß der 4/4-Takt sauber durchgezogen wird? Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß man nach solchen Taten sich mit Primitivgemucke zufriedenstellen kann! Oder sind sie am Mißerfolg zerbrochen, weil alle musikalischen Wundertaten nicht erhört wurden und werden heute von ihren Nachbarn als mißliebige "gescheiterte Existenzen" geschmäht? Das sind Fragen, auf die wir höchstwahrscheinlich nie eine Antwort erhalten werden.

Uns bleibt nur das großartige musikalische Vermächtnis von SHOK PARIS: Weltklassesongs, deren Vorwärtsdrang nicht zu bändigen ist, interpretiert von einem der charismatischsten Organe der metallischen Historie, Gitarren, die dem Begriff Rifforgasmen eine neue Dimension verliehen und einer Rhythmusgruppe, die in Cape Canaveral sehr wohl das Space Shuttle in seine Umlaufbahn hätte schieben können. Musik, die in gleicher Weise unbändig vor Lebensenergie knistert, wie auch die Weltstadt an der Seine, die man in den Bandnamen gepackt hatte.


Stefan Glas

LPs:

»Go For The Throat« Auburn 1984
»Steel And Starlight« I.R.S.1987
»Concrete Killers« I.R.S.1989

12" Maxis:

»Go Down Fighting« I.R.S. 1987 [promotional release only]
»Steel And Starlight« I.R.S.1987 [promotional release only]

CDs:

»Steel And Starlight« I.R.S.1987
»Concrete Killers« I.R.S.1989

Samplerbeiträge:

›Go Down Fighting‹ auf »Cleveland Metal« LP Club Side Records 1984 (different from album version)
›Streets Of Pleasure‹ auf »Metal Madness« LP New Renaissance Records 1985
›Marseilles De Sade/Battle Cry‹ auf »Wild Bunch« MC Roir 1985

 

SHOK PARIS im Überblick:
SHOK PARIS – Full Metal Jacket (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 83)
SHOK PARIS – Go For The Throat (Re-Release-Review von 2005 aus Online Empire 22)
SHOK PARIS – Underground Empire 7-"Cult Complete"-Artikel (aus dem Jahr 1994)
SHOK PARIS – ''US Metal Vol. 2''-Special (aus dem Jahr 1997)
SHOK PARIS – Online Empire 20-"Living Underground"-Artikel (aus dem Jahr 2004)
SHOK PARIS – Online Empire 21-Interview (aus dem Jahr 2004)
SHOK PARIS – Online Empire 84-Interview (aus dem Jahr 2020)
SHOK PARIS – News vom 19.12.2009
Playlist: SHOK PARIS-Album »Steel And Starlight« in "Playlist Heavy, oder was!? 63" auf Platz 1 von Stefan Glas
© 1989-2024 Underground Empire


SHOK PARIS – Full Metal Jacket (Rundling-Review von 2020 aus Online Empire 83)
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