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”UNDERGROUND EMPIRE 2”-Datasheet

Contents:  AMBROSIA (D)-Interview

Date:  1989/'90 (created), 23.03.2009 (revisited), 22.01.2022 (updated)

Origin:  UNDERGROUND EMPIRE 2

Status:  published

Task:  from paper to screen

Availability:  original printed issue sold out! Several later issues still available; find details here!

Comment:

Öhm - 'n bißchen arg strenges Schlußwort, Herr Glas. Nicht gut drauf gewesen damals, wa?

Anyway - kommen wir zur Musik und zur Band AMBROSIA zurück: Für diese könnte dieses Interview das letzte Lebenszeichen gewesen sein, denn meines Wissen wurde uns keine weitere Götterspeise serviert, und zudem sollte keiner der Musiker später in einer anderen Band auftauchen. Doch zu befürchten war diese Entwicklung gewiß gewesen, denn die tolle Stimme von Katja war das große Plus von AMBROSIA gewesen. Sie war auch der Grund, weshalb wir das Interview angekurbelt hatten, und meinereiner war enttäuscht, als ein "Interview ohne Katja" zurückkam. So dürfte das Demo also das einzige Vermächtnis von AMBROSIA geblieben sein.

Supervisor:  Stefan Glas

 
 

AMBROSIA (D)-Logo

AMBROSIA waren schon im ersten UNDERGROUND EMPIRE bei den Demoreviews zu finden. Aufgrund unübersehbarer Vorzüge - nein, so ist es nicht gemeint, die Vorzüge waren auch klar hörbar! - stellte ich bei der Band einen formlosen Antrag auf Interviewgenehmigung. Nach dem Durchlaufen der Mühle der Bürokratie kam ein ebenso formloses "Ja" als Antwort zurück, so daß wir uns nun den Smalltalk zu Gemüte führen können.

AMBROSIA (D)-Bandphoto 1

Erzählt doch bitte etwas über die Band und über das, was in letzter Zeit alles passiert ist!

Ingo: Begonnen hat die Sache Mitte 1987 mit Volker und Ingo, die eine Band auf die Beine stellen wollten. Auf einem Konzert lernten wir unseren ersten Bassisten, Alex Gatting, kennen. Ende 1987 kam dann Schlagzeuger Thomas Grabisch und Katja Gräve als Sängerin zu uns. Somit waren wir komplett, und wir begannen, einige Gigs zu spielen. Mit Thomas gab es dann Probleme, und wir trennten uns von ihm. Wir fanden dann nach einiger Zeit in Rolf Teubert einen neuen Drummer. Nach einem Jahr harter Arbeit, haben wir dann unser erstes Demo aufgenommen.

Volker: Kurz nach der Demoveröffentlichung ist Katja sehr plötzlich ausgestiegen und hat sich nach Griechenland abgesetzt. Das war zwar ein ziemlicher Schock für uns, aber es ging weiter. Ein paar Monate später stieg dann auch noch Alex aus, um sich einer anderen Musikrichtung zuzuwenden, und wir standen dann auch noch ohne Bassist da.

Fred: Ich kam vor etwa einem halben Jahr als Bassist zur Band. Ich hatte vorher schon bei einigen anderen Bands gespielt, aber AMBROSIA sind bislang die ersten, an denen man etwas knabbern kann (tolle Metapher - Red.), weil die Leute echt was auf'm Kasten haben. Wir kommen gut miteinander aus, und es macht echt Spaß, mit den Leuten zusammenzuarbeiten.

Welche Bedeutung hat Euer Name für Euch, und gibt es einen Bezug zum Cover des Demos?

Ingo: Der Name stammt von einem Bekannten. "Ambrosia" heißt zu deutsch "Götterspeise", und das fanden wir ziemlich lustig und originell. Außerdem war der Schriftzug ziemlich gut ausgearbeitet. Es steht aber kein Konzept dahinter. Wir beabsichtigen aber, unseren Namen zu ändern, da unsere neuen Lieder kaum mehr mit den alten vergleichbar sind. Unter dem Namen AMBROSIA stellen sich jetzt viele die Band mit der Sängerin vor, und wir wissen momentan noch gar nicht, ob wir einen Sänger oder eine Sängerin bekommen werden. Es sind neue Leute dabei, und die Musik hat sich verändert, so daß es wohl sinnvoll ist, ein neues Demo unter einem anderen Namen herauszubringen.

Rolf: Mit AMBROSIA ist keineswegs irgendein Wackelpudding gemeint, sondern eher die Speise der Götter, die unsterblich macht. Das soll auch das Cover darstellen, nämlich einen Gott, der sich seine Götterspeise reinzieht.

Wie aus der Demobesprechung im ersten UNDERGROUND EMPIRE schon hervorgeht, gefällt mir Euer Demo sehr gut, mich stört lediglich das Intro, das meiner Meinung nach zu altbacken ist und das man schon tausendfach ähnlich gehört hat.

Ingo: Das Intro sollte zum darauffolgenden Stück passen. Wir haben uns mit einem Freund von Volker, der ziemlich viel Ahnung von Computern hat, zusammengesetzt, und er kam eines Tages mit diesem Ergebnis zu uns. Das Intro klingt ziemlich mystisch, besonders der Chor im Hintergrund, und da kann man eben auch einen Vergleich zu den Göttern ziehen.

Leider kenne ich Euere Texte nicht, aber wenn ich mir den Titel von ›Middleage Views‹ anschaue, dann drängen sich mir zwei Interpretationen auf: erstens, daß mit diesen ›Middleage Views‹ irgendwelche Ansichten/Theorien aus dem Mittelalter gemeint sind, oder zweitens, daß damit auf Ansichten von Leuten mittleren Alters angespielt wird, also daß der Text in Richtung "Generationskonflikt" zielt. Trifft eine, wenn ja welche, der Interpretationen zu?

Volker: ›Middleage Views‹ handelt von mittelalterlichen Ansichten und ist eigentlich ein Lied gegen die Todesstrafe. Alle unsere Texte haben irgendwie einen sozialkritischen Charakter, wie beispielsweise auch ›No Way‹, das von einem Verstoßenen handelt, der absolut keine Chance bekommt, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Wie die Texte in Zukunft aussehen werden, wissen wir noch nicht, da wir noch keinen neuen Sänger haben und er die Texte schreiben wird, wobei der Rest der Band aber schon ein gewisses Mitspracherecht hat.

AMBROSIA (D)-Bandphoto 2

Euere Musik hat ziemlich viele Breaks und verschiedene Parts. Würdet Ihr Euch selbst als Progressiv- oder Technoband bezeichnen?

Volker: Als Technoband bezeichnen wir uns absolut nicht, unsere Musik ist lediglich etwas progressiv angehaucht, wobei wir sehr auf Melodien achten.

Fred: Bei den neueren Liedern muß man sagen, daß der rote Faden immer klar erkennbar ist.

Manny von SECRECY hat Euer Demo abgemischt, und Ihr erwähnt in der Thanx-Liste mehrere andere Bremer Bands. Wie sieht eigentlich die Szene bei Euch aus?

Rolf: Die Szene ist sehr gut belebt. Überregional bekannt sind RUMBLE MILITIA und DIMPLE MINDS, und von SECRECY wird man demnächst wohl auch noch einiges lesen. Dann gibt es noch Namen wie FINAL PROPHECY oder EXPLODER. Es gibt viele Bands aus allen Stilrichtungen, und die Musiker kennen sich alle untereinander und kommen auch ganz gut miteinander aus.

Volker: Die Bands helfen sich gegenseitig aus, und die ganze Szene hält sehr gut zusammen.

Was ist Euer Meinung nach das Besondere an AMBROSIA, das sie von anderen Bands unterscheidet?

Ingo: Wir spielen nur das, wozu wir Lust haben. Wir versuchen nicht irgendwelchen Vorbildern nachzueifern, und machen auch keine Modemusik.

Volker: Wir lassen die fahrenden Züge an uns vorbeigleiten und springen nicht auf, sondern machen das, was uns gefällt. Wir richten uns auch nicht danach, ob es etwas ähnliches vielleicht schon mal gab. Wenn es uns gefällt, dann behalten wir das auch.

Rolf: Wir schreiben unsere Lieder gemeinsam. Bei uns kommt keiner mit einem fertigen Stück, sondern er bringt eine Riffidee, die dann gemeinsam ausgearbeitet wird.

Welche Ziele habt Ihr Euch mit AMBROSIA gesetzt?

Ingo: Jede Band hat irgendwo den Wunsch, groß rauszukommen, sonst würde mit ihr irgendwas nicht stimmen. Wir werden deswegen aber keine Kompromisse eingehen. Wir ziehen unser Ding durch, und wenn es klappt, dann ist das geil, wenn nicht - Pech gehabt.

Volker: Bis jetzt betrachten wir die Band noch mehr als Hobby. Wir haben aber keine Feier­abend­musiker­ein­stellung, denn spätestens, wenn man schon mehrere tausend Mark in sein Equipment gesteckt hat, dann erhofft man sich doch schon etwas.

Fred: Wenn wir gesangsmäßig etwas gefunden, dann werden wir ein gutes Demo aufzunehmen. Wir werden uns aber Zeit lassen und die besten Stücke auswählen.

Jetzt wird's auch für Euch etwas politisch: Ihr wohnt nicht allzu weit von der DDR-Grenze weg. Was denkt Ihr über die Umwälzungen in Osteuropa?

Rolf: Nimm uns das nicht krumm, aber wir wollen hier nicht antworten, weil wir niemandem unsere Meinung aufdrängen wollen. Ich finde das gehört hier nicht rein. Wir interessieren uns schon für das Thema und sind auf dem Laufenden, aber ich finde, daß die Frage völlig am Thema vorbeigeht.

...womit Du sicher recht hast, aber ich finde das, ehrlich gesagt, etwas engstirnig. Warum soll man nicht auch mal etwas fragen, das etwas weitläufigere The­men­ge­bie­te, wie in diesem Fall die Politik, anschneidet? Ich finde, daß es nichts langweiligeres gibt, als Interviews, die nach dem Schema X, "History, Musik, Texte, Musiker, Lieblingsbands, Einflüsse und Schlußwort", ablaufen. Sicher sind solche Fragen manchmal nötig und unumgänglich, aber dennoch wird ein Interview doch erst interessant, durch diese ungewöhnlichen Fragen - meine Meinung!!! Auf jeden Fall wird das UNDERGROUND EMPIRE auch weiter die Praxis beibehalten, nicht nur den Standard zu bearbeiten, sondern auch eben solche "abgedrehten" Fragen stellen. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir auch nicht krumm, daß ich meine Ansichten hier erläutert habe.
Diese kleine Meinungsverschiedenheit wird keinesfalls meine Meinung über AMBROSIA verändern, denn die Band ist und bleibt sehr gut, und ich glaube auch nachwievor, daß man von der Band noch einiges erwarten kann.

Vorbereitung, Interview & Bearbeitung:
Stefan Glas

AMBROSIA (D) im Überblick:
AMBROSIA (D) – Demo '89 (Demo-Review von 1989 aus Underground Empire 1)
AMBROSIA (D) – Underground Empire 2-Interview (aus dem Jahr 1990)
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